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Gelegenheitsverkehr

Gelegenheitsverkehr

Titel: Gelegenheitsverkehr
Autoren: Leo Sander
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du, dass sich Smirnik an seine Versprechen hält?«, sagte sie mit einem nüchternen Unterton.
    »Nein. Aber ich werde ihn dabei unterstützen.«
    »Wenigstens ist er eine Weile außer Gefecht«, sagte sie. »Ich habe heute mit Vera telefoniert.« Sie klang unzufrieden.
    »Ja?«, sagte ich.
    »Ich glaube, sie weint ihm nach«, sagte sie.
    »Wird der Himmel bald wieder voller Geigen hängen«, sagte ich.
    Bettina seufzte resigniert. Die Musik wechselte zu unaufdringlichem Blues.
    »Hat dich Almuth Amras schon bezahlt?«, fragte sie und schmiegte sich an meine Brust. »Lebensunterhalt verdient?«
    Ich schmiegte zurück. »Mhm«, murmelte ich. Ab und zu sog ich den Duft ihres Haars ein, als würde ich Züge von einer Opiumpfeife nehmen. »Sogar beträchtlichen Bonus bekommen.« Ich genoss das sanft raspelnde Gefühl ihres schwarzen Samtkleids unter meiner Hand. »Auftrag ausgeführt.«
    »Wie geht es ihr damit?«, fragte sie. »Dass ihr Vater ein Krimineller gewesen ist?«
    »Sie ist im Reinen mit sich«, sagte ich. »Das Familienidyll hat es ohnehin nie gegeben.« Ich hielt unauffällig nach Amoktänzern Ausschau. Vorhin war ein Paar gestürzt. »Übermorgen wird sie abreisen. Sie hat einiges zu verarbeiten.«
    »Sie hat sich ihrem Erbe gestellt und nicht weggesehen. Dazu hat sie den Besten engagiert, den sie kriegen konnte«, sagte Bettina und drückte mich. »Ist das Schiff wirklich weg?«
    »Ja«, sagte ich. »Wien hat eine Durchsuchung abgelehnt. Kein Einmarsch in Rumänien. Die Gavril hat alles stehen lassen und noch in der Nacht unbehelligt abgelegt.« Ich machte einen gekonnten Sidestep. »Die Einbrüche wurden mit einer starken Funkanlage vom Schiff aus koordiniert«, sagte ich. »War ein richtiges Leergutsystem. Vollen Container einladen, leeren dafür hinstellen.«
    Poldis Leute hatten außerdem noch zwei weitere Zwischenlager entdeckt.
    »Und Bloderer? Hat er Richter umgebracht oder nicht?« Bettinas Lackpumps schleiften übers Parkett.
    »Ich glaube ihm, dass es ein Unfall gewesen ist. Aber letztlich wird das die Justiz entscheiden. Seine Bewährung ist futsch und ein paar Zusatzjahre sind ihm sicher. Wenn nach dem Exhumieren nichts herauskommt, ist er jedenfalls nicht wegen Mordes dran.«
    Der Exkonsul saß ebenfalls in Untersuchungshaft. Die beiden beschuldigten sich gegenseitig und Poldi rieb sich die Hände.
    »Ich habe die Zeitungen gelesen«, sagte Bettina. »Poldi ist der Held des Tages. Schwerer Schlag gegen das organisierte Verbrechen.«
    »Aber einer, der nicht weh tut«, sagte ich. »Sicher, es wird ein paar Verurteilungen geben, ein paar Abschiebungen und Aufenthaltsverbote. Dann wird ein neues Geschäftsmodell auftauchen und alles beginnt wieder von vorn.«
    »Poldis Oberst kriegt viel von der Beweihräucherung ab.« sagte sie. »Gewiefter Taktiker und weitsichtiger Feldherr, steht in den Artikeln. Stütze des Landes.«
    »Karrieretechnisch klug von Poldi«, sagte ich.
    »Hör mal«, sagte Bettina und zögerte ein wenig. »Ich war vielleicht ein bisschen zu besitzergreifend in letzter Zeit. Das tut mir leid. Wie ich dich mit deiner Klientin gesehen habe, dachte ich schon, du wärst emotional gestrauchelt. Entschuldige bitte.«
    Unsere Hüften berührten sich kurz.
    »Kein Problem«, sagte ich großzügig. Ausgerechnet in Bezug auf Almuth Amras war ich die Keuschheit in Person gewesen. Bettinas Abenteuer ließ ich lieber unerwähnt. Ich wusste, dass sie einiges am Laufen hatte. Bettina vermutete das Gleiche von mir und hatte recht damit. Wir waren getrennt, ohne Ansprüche aneinander. Und doch kam ich mir bei jedem meiner Ausritte vor, als würde ich sie betrügen.
    Im Moment genoss ich die kostbaren Augenblicke des Friedens. Die Vulkane waren aktiv und rauchten noch, aber Ausbrüche waren vorerst nicht zu befürchten. Auf ihre spezielle Art waren alle reizvoll und süß.
    Ich hielt Bettinas Arm hoch. Sie drehte sich fügsam.
    Von gelegentlichen Zwischenfällen abgesehen.
    Die Affäre mit dem Pulverfässchen würde ich beenden. Ich hatte Julia heute Nachmittag getroffen und ihr alles erklärt. »Und du hast echt den Beifahrersitz erschossen?«, hatte sie beeindruckt gefragt. Sie war lammfromm gewesen und hatte versprochen, dafür zu sorgen, dass die Verschrottung des Mercedes keinen Fallout für mich produzierte. Ich hatte mein Auto wieder und war froh fahren zu dürfen, wann ich wollte. Ohne Fernsteuerung.
    Ich sah mich um. Rita war diesmal nirgends zu sehen.
    Wollte ich im Grunde meines
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