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Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Titel: Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
Autoren: Marty Tolstoy
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fehlte jede Spur. Ich war enttäuscht, jetzt hatte ich mir wohl doch zu viel Zeit gelassen. Wäre er mit mir hier drin geblieben, während die anderen wie die Irren rausgestürmt waren, hätte ich ihn sicher schon längst angesprochen ... oder vielleicht sogar er mich. Nee, so viel Glück hätte ich bestimmt nicht gehabt.
    Deprimiert stellte ich mich an die Theke und stützte meinen Kopf mit den Händen ab. „Da oben muss mich jemand echt hassen“, sagte ich leise. Doch ger ade als ich in die Stimmung zurückfallen wollte, mit der ich das Haus verlassen hatte, tauchte er wieder auf. Mein Herz machte einen Luftsprung. Gott hatte mich doch lieb!
    Nervös überlegte ich, wie ich ihn am besten anspr echen sollte. Ich könnte ihn vielleicht auf eine Eis-Cola einladen ... nein, das wäre ihm bestimmt zu unmännlich. Was sagt man denn zu einem Wildfremden? Nach dem Wetter fragt man doch sicher nicht ... außer es jagt gerade ein Tornado durch den Raum. Die Spannung zerriss mich fast. Wenn mir nicht endlich was einfallen würde, hätte ich es sicher endgültig verkackt. Da war es mir doch lieber, den Korb meines Lebens zu kriegen, als es für immer und ewig zu bereuen, diese Chance sausen gelassen zu haben. Dafür hätte ich mich bestimmt gehasst und was hatte ich denn schon zu verlieren? Gar nichts, bis auf ein bisschen Würde; aber andernfalls würden wir vielleicht sogar in Kontakt bleiben. Vollkommen abgeneigt schien er ja nicht zu sein, immerhin drehte er sich nicht weg, wenn ich zu ihm rüberschaute, und Gesellschaft hatte er auch noch keine.
    Nun gut, der Entschluss stand fest, ich ging also zu ihm rüber. Oder sagen wir, panisch schob ich a bwechselnd ein Bein nach dem anderen nach vorne ... ich sah sicher total dämlich dabei aus, denn die Beine blieben stocksteif.
    Er bemerkte das und grinste amüsiert. Der Weg zu ihm schien sich über mehrere Kilometer zu erstr ecken, irgendwie kam ich überhaupt nicht bei ihm an. Und unterwegs überlegte ich mir an der ein oder anderen Abzweigung, die nächste Autobahn runter zu gehen, um bloß aus dieser unangenehmen Lage zu kommen.
    „Hi“, schoss es panisch aus mir raus, als ich doch endlich bei ihm ankam. So mutig war ich nun bis jetzt gewesen, da mus ste ich ihm wenigstens Hallo sagen, bevor ich mich wieder verkriechen würde.
    Ich machte mich schon darauf gefasst, dass er sich von mir belästigt fühl t, und überlegte mir, wie ich aus dieser Situation so unbeschadet wie möglich wieder rauskäme. Doch die ganze Panik war völlig umsonst.
    Eine unbeschreiblich süße Stimme lächelte mir ein liebes „Hi“ zurück . Wow ... Ich hätte nie gedacht, dass ein einfaches Hi so schön klingen kann.
    Da standen wir also und der gutaussehende, schwarzhaarige Mann wartete darauf, dass ich et was sage. Denn ich hatte was gesagt, dann hatte er was gesagt und jetzt war ich wohl wieder dran. Immerhin hatte ich ihn ja auch zuerst angesprochen, woraus man in der Regel schließen kann, dass ich etwas von ihm will ... In meinem Fall kann man immer davon ausgehen, dass ich keinen Schimmer habe, warum ich etwas mache, aber das musste er ja nicht unbedingt wissen.
    Mir fiel nichts ein, also fragte ich ihn spo ntan: „Bist du neu hier in der Gegend? Ich habe dich hier noch nie gesehen.“
    „Ja, ich bin seit ein paar Tagen geschäf tlich hier“, antwortete er wieder mit dieser überwältigenden Stimme.
    „Dann wirst du also demnächst nicht mehr hierhe rkommen?“, fragte ich enttäuscht, „das wäre schade.“
    Gott, wie peinlich! Hätte ich nicht noch oben drauf setzen können, dass ich nur noch ihm zuliebe he rkommen würde? Dann hätte ich mich endgültig blamiert.
    Zu Recht fragte er etwas irritiert: „Warum fändest du das denn schade?“
    Ich sah ihn an, zögerte einen Moment und sagte ihm dann aber doch, wie sehr er mir gefiele. Schüchtern lächelte ich und war sicher knallrot, aber er lächelte einfach verständnisvoll zurück. Also nicht verständnisvoll, weil er so eingebildet war, zu denken: „Ist doch selbstverständlich, dass er auf mich steht“, sondern verständnisvoll, weil das eine etwas unangenehme Situation für mich war und er das durchaus erkannte ... und es mir auch nicht übel nahm und er es vielleicht sogar ganz niedlich fand ... Oder er dachte, ich hätte sie nicht mehr alle.
    „Ich bin übrigens Jan“, riss ich mich selbst aus me inen Gedanken und streckte ihm meine Hand entgegen. Verlegen grinste ich ihn an und wünschte mir, ich hätte meine
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