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Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)

Titel: Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
Autoren: Marty Tolstoy
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sie noch nicht wieder gesehen. Allerdings hätte sie es mich bestimmt längst wissen lassen, wenn sie sauer auf mich gewesen wäre, weil ich einfach verschwunden war.
    Mühsam kämpfte ich mich aus dem Bett und hielt im Woh nzimmer Ausschau nach Andrea. Sie war nicht da, wahrscheinlich war sie zur Arbeit gegangen. Das Einzige, was ich von ihr fand, waren ein paar ihrer weinrot gefärbten Haare. Ich nahm sie und spielte etwas damit herum. Vorm Spiegel hielt ich sie mir an den Kopf und überlegte, ob mir die Farbe auch stehen würde. Wohl eher nicht und ich war auch ganz zufrieden mit meinen blonden Haaren. Welche Farbe haben Andreas Haare eigentlich von Natur aus? Ich glaube, ich habe sie noch nie mit ihrer richtigen Haarfarbe gesehen, die waren immer schon gefärbt.
    Nachdem ich die Haare entsorgt hatte, bemerkte ich, dass keine Milch mehr im Haus war. Toll, und womit sollte ich jetzt meine Cornflakes essen?! Na ja, dann vie lleicht Toast mit der leckeren Marmelade, die ... auch schon alle war. Egal, was ich mir überlegte, zu allem fehlte immer das Gegenstück dazu. Für ein Spiegelei gab es keine Eier, für ein Nutella-Brot gab es kein Nutella und kein Brot und für einfach nur ein Glas Orangensaft gab es keine Gläser. Es half nichts, ich musste in die Stadt gehen um einzukaufen. Bei der Gelegenheit konnte ich damit ja gleich den Streit schon mal wieder gut machen, der eventuell noch anstand.
     
    In der Stadt angekommen dachte ich, ich sehe nicht richtig. Gegenüber auf der anderen Straßenseite stand Andrea und wurde von jemandem belästigt. Eine kurze Weile schaute ich mir ungläubig an, wie Andrea um sich schlug, während irgendein Kerl mit Tarnschminke im Gesicht versuchte, ihr die Tasche wegzureißen. Einigermaßen wieder bei klarem Verstand rannte ich zu ihr rüber und fragte diesen Mistkerl, ob er irgendein Problem habe. Er schaute mich entgeistert an und ehe ich begriff, was passiert war, saß ich nach einem kräftigen Schubs auf dem Boden.
    Wütend fragte er: „Was willst du Pisser denn?!“
    Ich stand wieder auf und rieb mir den schmerzenden Hintern. „Lass gefälligst meine Freundin in Ruhe!“, gab ich gereizt zurück, ging jedoch im selben Atemzug einen Schritt nach hinten.
    Für einen Moment ließ er sich meine Worte durch den Kopf gehen. Erst dachte ich, er wäre zu blöd um zu kapieren, was ich g esagt hatte, doch diesen Eindruck verlor ich schnell, als ich sah, wie sein Gesicht zunehmend unglücklicher wurde. Oho, da hatte ihm wohl mal jemand die Stirn geboten, das verkraftete er nicht. Nein, er verkraftete es wirklich nicht, denn er beleidigte mich mit Spitznamen wie Arschloch oder Versager. Wer war hier noch gleich das Arschloch?
    Immer weiter versuchte er, meiner Freundin die T asche wegzureißen, und das, obwohl Andrea jetzt Verstärkung hatte. Es machte mich total wütend, dass er so was einfach ignorierte und weitermachte, als ob nichts wäre.
    Ein Glück, dass sein Opfer ziemlich stark war und sich zu wehren wusste. Als sie die Möglichkeit bekam, trat sie ihm in die Magengegend, wodurch er sich verkrampft nach vorne beugte. Er richtete sich jedoch sofort wieder auf und wagte es tatsächlich, Andrea zu schlagen! Mir platzte der Kragen. Was war das denn für einer, der Frauen schlägt?! Wie bescheuert war der eigentlich?! Meine Wut hatte mittlerweile den absoluten Höhepunkt erreicht. Diese penetrante Ignoranz gab mir den Anstoß dazu, meine Hand zu einer Faust zu ballen. Und mit aller Kraft und ordentlich Schwung holte ich aus und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Ich hätte nie gedacht, dass so viel Kraft in mir steckt, er ging davon tatsächlich in die Knie.
    Als er wieder aufstand, verflog der Stolz, der sich b ereits anfing in mir breitzumachen. Ich hatte Angst um mein Leben. Er war etwas größer als ich und auch etwas muskulöser, der würde mich mit einem Schlag in den Boden stampfen. Wie versteinert blieb ich vor ihm stehen und zitterte dem Moment entgegen, in dem er mir die Schmerzen meines Lebens zufügen würde. Aber zu meiner Überraschung starrte er mich nur an. Sekundenlang. Direkt in die Augen. Diese Augenfarbe ...? Noch bevor ich meinen Gedanken zu Ende denken konnte, drehte er sich weg und rannte davon. Was war das denn jetzt? Der hatte doch nicht wirklich Angst vor mir, oder?
    Erleichtert schaute ich zu Andrea, die dem Kerl fa ssungslos hinterhersah. Sie schüttelte den Kopf und wandte sich mir zu. „Wow, Jan!“, sagte sie und strahlte mich an. „Was ist denn
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