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Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Titel: Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
Autoren: Rita Falk
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Kapitel 1
    »Wie, München?«, frag ich jetzt erst mal.
    »Ja, München halt. Was verstehen S’ jetzt da nicht, Eberhofer?«, sagt der Bürgermeister, ohne sich umzudrehen. Er steht am Rathausfenster und schaut in unseren wunderbaren Hof hinaus.
    »Einiges«, sag ich. »Das Wort ›Zwangsbeförderung‹ zum Beispiel. Und das Wort ›Versetzung‹ versteh ich auch nicht. Am wenigsten versteh ich das Wort ›München‹, Bürgermeister. Warum soll ich weg von Niederkaltenkirchen? Die haben doch bestimmt genug Beamte dort in München, die auf die Münchener aufpassen können, oder?«
    »Herrschaft, Eberhofer! Die Anordnung kommt von ganz oben, kapiert? Und wenn wir einmal ehrlich sind, dann haben die doch seinerzeit diesen Posten hier bei uns im Rathaus eigentlich nur für Sie erfunden, Mensch. Was wär denn sonst aus Ihnen geworden – nach Ihren delikaten Verfehlungen damals, Eberhofer. Hä? Aber jetzt stehen die Dinge ja anders. Komplett anders, würd ich mal sagen. Sie haben ja direkt eine Karriere gemacht, eine ganz erstklassige, hähä. Und drum haben die vom Präsidium halt gemeint, dass man einen so dermaßen engagierten Polizeibeamten, der quasi jedes Jahr einen verzwickten Mordfall aufklärt, dass man den doch nicht so einfach in der Provinz versauern lassen kann, oder? Nein, der muss raus in die Welt, direkt ins Zentrumdes Verbrechens sozusagen. Um dieses dann gleich im Keim zu ersticken, gell.«
    »Soso, ins Zentrum des Verbrechens also. Ja, und wer bitte schön passt dann auf unsere Niederkaltenkirchner auf, wenn die Frage gestattet ist?«
    »Hähä, die Niederkaltenkirchner halt. Ja, mei, Eberhofer, das ist so eine Sache, gell. Die vom Präsidium, also die haben gemeint, ein ganzer Polizeibeamter, der wär für ein Kaff, wie wir es sind, ohnehin zu viel. Weil, wenn wir einmal ehrlich sind, so arg viel passiert ja auch wirklich nicht hier.«
    »Sieben Morde, eine Amoklage, eine Geiselnahme, ein entflohener Psychopath, das Köpfl vom Höpfl, die Sache mit dem Barschl und dem Hirschfänger …«
    »Schluss jetzt, Eberhofer. Ich hab die Regeln nicht gemacht. Anordnung von ganz oben, wie gesagt. Außerdem, schauen S’ her, hier sind die Unterlagen, da hat Sie der Polizeipsychologe – Wie heißt der gleich noch? – wissen S’ schon, der, der Sie seinerzeit für plemplem erklärt hat, ja, der hat Sie praktisch vollkommen rehabilitiert. Da, schauen S’ selber«, sagt er weiter und drückt mir einen Ordner in die Hand.
    »Der Spechtl?«
    »Genau! Der Dr. Dr. Spechtl. Und was machen S’ eigentlich für ein Gestell? Freuen sollten Sie sich. Es ist eine Ehre, was Ihnen da widerfährt, und jeder andere Kollege würde stolz und dankbar sein, Menschenskinder. München! Weltstadt mit Herz«, sagt der Bürgermeister ganz versonnen, und dann ist er still. Ich hock auf seinem Schreibtisch, die Arme ein bisschen bockig verschränkt, und schau ihn eine Weile abwartend an. Aber nix. Scheinbar fällt ihm jetzt vor lauter Stolz und Dankbarkeit auch nichts mehr ein.
    Plötzlich fliegt die Tür auf, und die Oma stürmt rein.
    »Gott sei Dank, da bist du ja, Bub«, schreit sie und saust direkt auf mich zu. »Servus, Bürgermeister!«
    »Grüß Sie Gott, Frau Eberhofer«, sagt der Bürgermeister und gibt ihr artig die Hand.
    »Was machst denn du da, Oma?«, frag ich und zuck dabei mit den Schultern, um rein optisch ihr akustisches Defizit auszugleichen.
    »Mei, Franz, es ist was Furchtbares passiert. Wirklich ganz furchtbar«, sagt sie und lässt sich in einen Bürostuhl plumpsen. Herrjemine, es wird doch diese miese Grippe, die den Papa schon seit Tagen quält, nicht für seinen Abgang gesorgt haben?, schießt es mir jetzt so durch den Kopf. Aber die Oma erlöst mich umgehend von dem Gedanken. Erst bin ich erleichtert, aber nur kurz. Weil: Was sie dann erzählt, ist keinen Deut besser. Mein heiß geliebter Bruder, der Leopold, der hat sich nämlich urplötzlich von seiner Gattin getrennt. Was eigentlich gar nicht so furchtbar ist, zumindest nicht für die Panida. Die ist nämlich eine total liebe kleine Thaifrau. Nein, die eigentliche Katastrophe ist, dass der Leopold nun gedenkt, bei uns daheim Einzug zu halten! Das ist vollkommen unerträglich. Zumindest für mich. Aber das muss ich kurz erklären. Also: So eine Familie ist ja an und für sich schon gar nicht so einfach. Da ist der eine zum Beispiel schwerhörig oder der andere sogar drogensüchtig. Oder einer hat meinetwegen einen ganz miesen Musikgeschmack, den er dazu
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