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Gekapert

Titel: Gekapert
Autoren: Nuruddin Farah
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sprechen kann. Bile teilt Xalan die Neuigkeiten mit, damit sie Yusur informieren kann. Xalan ihrerseits erzählt Bile, was es bisher Neues von Ahl und Taxliil gibt und was sie von ihrem Freund in Dschibuti erfahren hat. Cambara berichtet Jeebleh das Neueste über Ahl. Jeebleh hat sie vom Flughafen in Nairobi abgeholt und ist mit ihr in die Klinik gefahren, in der sich Malik nun von seiner Opera­tion erholt.
    »Was wird in Dschibuti mit ihnen passieren?« fragt Cambara.
    »Sie werden ihnen jedenfalls nicht die Kehlen aufschlitzen«, sagt Jeebleh. »Was die Al-Schabaab tun würde, wenn sie einen von ihnen in die Finger bekäme.«
    »Was für eine Erleichterung«, sagt Cambara.
    »Das ist der angenehme Teil.«
    »Aber welchen Status haben sie in Dschibuti?«
    Jeebleh, der Dantespezialist, vergleicht die derzeitige Lage von Ahl und Taxliil mit dem Purgatorium, einem Übergangsstatus, der ihnen eine Reinigung ermöglicht, die spirituell befriedigender ist als das, was sie erwartet hätte, wenn sie in Somalia geblieben und der Al-Schabaab in die Hände gefallen wären.
    »Purgatorium ist doch verwandt mit Purgation und bedeutet dies nicht die Entgiftung des Körpers?« fragt Cambara.
    »Auch eine rituelle Entgiftung des Körpers kann damit gemeint sein. Und weil man Ahl und Taxliil voneinander trennt, wird sich jeder von ihnen allein von seiner Verunreinigung befreien – das gilt besonders für Taxliil. Ihre Situation ist auch deshalb reinigend, weil Bosaso ihnen jetzt vielleicht als Inferno erscheint. Taxliil muß sich seiner ganz persönlichen Hölle stellen: Ein Selbstmordattentäter, der in letzter Sekunde kneift – das ist nicht leicht zu verarbeiten.«
    »Welche Rolle spielt denn Dschibuti bei Purgation und Purgatorium?« fragt Cambara.
    »Garantiert geht es dort weniger höllisch zu, als wenn sie der Al-Schabaab in die Hände gefallen wären oder in den Vereinigten Staaten dem FBI oder der Homeland Security«, sagt Jeebleh.
    »Du meinst, die Haftbedingungen dort sind ›paradiesischer‹?«
    »In Dschibuti wird man Mitleid mit einem Jugendlichen wie Taxliil haben, der zum Selbstmordattentäter instrumentalisiert worden ist«, sagt Jeebleh. »Vielleicht werden sich die Regierungen beider Länder im Laufe des Auslieferungsverfahrens einigen. Während sie darauf warten, daß ihr Status geklärt wird, wird man sie weder foltern noch erniedrigen.«
    Cambara ruft Bile an, erzählt ihm alles und berichtet von Maliks Zustand. Die Ärzte in Nairobi meinten zwar, Malik sei noch nicht außer Gefahr, er könne sich aber glücklich schätzen »am Leben zu sein«. Seine Beine sind eingegipst, und in alle seine Körperöffnungen führen Schläuche. Sein Kopf ist so fest bandagiert, daß selbst ein Lächeln schmerzhaft wäre. Ohnehin ist ihm nicht zum Lächeln zumute. Ohne fremde Hilfe kann er nicht atmen, seine Lungen sind perforiert.
    Trotzdem kommen die in Nairobi lebenden Journalisten in Scharen ins Krankenhaus. Manche haben ihren Namen auf Maliks Gips geschrieben, die Daten ihrer gemeinsamen Aufträge vermerkt, Genesungswünsche auf holländisch, französisch, arabisch und englisch darauf gekritzelt. Eine britische Reporterin und ein kanadischer Kollege bringen Blumen, halten wartend und plaudernd Wache im Klinikflur.
    Cambara muß auflegen. »Auf bald«, sagt sie. »Malik wacht gerade auf.«
Danksagung
    Bei diesem Buch handelt es sich um eine erfundene Geschichte, die vor dem Hintergrund tatsächlicher Ereignisse spielt und deren Wiedergabe ich mit einer Schicht Imagination überzogen habe. Die Personen, die diese Seiten bevölkern, sind meiner Phantasie entsprungen.
    Ich habe Anleihen bei zahlreichen Quellen gemacht und mich gelegentlich auf Interviews gestützt, die ich in Puntland und Mogadischu im Zeitraum von Ende Dezember 2008 bis Ende Februar 2011 geführt habe.
    Zu den vielen Texten, die ich gelesen, zu Rate gezogen oder bei denen ich Anleihen gemacht habe, gehören: »Nine Journalists Killed in Somalia« (Africa News, 2009); »So­mali Canadian Journalist Killed« ( CBS News, 11. August 2007); »Even in Exile Somali Journalists Face Death« ( Christian Science Monitor , 12. August 2007); »Somalia Journalist: ›I Saw My Boss Dead‹« ( BBC , 19. Juni 2009); »Gunmen Assassinate Prominent Somali Journalist« ( CNN , 4. Februar 2009); »Fifth Journalist Killed This Year« (Committee to Protect Journalists, 8. Juni 2009); »U.S. Says Strike Kills Leader of a Somali Militia Suspected of Ties to Al Qaeda« von Eric
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