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Gejagte der Nacht

Gejagte der Nacht

Titel: Gejagte der Nacht
Autoren: Alexandra Ivy
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weshalb Gaius sie nach dem Tod seiner Gefährtin ersucht hatte, ihm zu gewähren, den Schleier zu durchqueren. Obgleich die meisten angenommen hatten, er habe den Frieden gesucht, der ihn auf der anderen Seite erwartete.
    Als ob Meditation und Blumen den grausamen Verlust lindern könnten, den er durch den Tod seiner geliebten Dara verspürte.
    Diese törichten Schwachköpfe.
    Nachdem er gezwungen gewesen war, untätig dazustehen und zuzusehen, wie seine Gefährtin von einem gegnerischen Vampirclan auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde, wäre Gaius geradewegs ins pralle Sonnenlicht marschiert, wenn der Fürst der Finsternis nicht gewesen wäre.
    In jenem Augenblick, als Dara verbrannt war, war ihm die mächtige Gottheit als undeutlicher Schatten erschienen und hatte ihm das Versprechen gegeben, dass Dara aus dem Grab zurückkehren würde, ohne dass es Gaius mehr kosten sollte als lediglich seine Seele.
    Gaius war diesen Handel eingegangen, ohne ein zweites Mal darüber nachzudenken. Die Rückkehr seiner Gefährtin? Ja, verdammt, dafür würde er seine Seele ein Dutzend Male hintereinander verkaufen. Und diese Entscheidung hatte er nicht bereut, trotz der langen Jahre der Abgeschiedenheit hinter dem Schleier.
    Er gehorchte seinem neuen Herrn und vermied es, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, während er die Fähigkeit des Gestaltwandelns erlernt und schließlich das Medaillon, das er an einem der Brunnen gefunden hatte, zum Nebelwandern benutzt hatte. Letzteres hatte es ihm ermöglicht, unentdeckt durch den Schleier zu entkommen, um in die Welt zurückzukehren, die er so viele Jahre zuvor hinter sich gelassen hatte.
    Da er durch die jähe Ankunft einen kurzen Moment lang orientierungslos war, lehnte sich Gaius gegen die nächste Zypresse und bemühte sich, das Gleichgewicht zurückzugewinnen.
    Er fühlte …
    Ja, das war es.
    Er fühlte alle Dinge, die auf der anderen Seite vergessen waren.
    Das Gewicht seines schlanken Körpers, der von einer einfachen Robe bedeckt wurde. Die Sommerbrise, die seine dunklen Haarsträhnen bewegte, welche er kurz und aus dem Gesicht zurückgestrichen trug. Überrascht hob er eine Hand, um die kühle Haut an seiner Wange zu berühren, bevor er sie seine kräftige Nase entlanggleiten ließ, die den stolzen Zug aus seiner Zeit als römischer General besaß. Die meisten Kreaturen würden ihn wohl als gut aussehend bezeichnen, kam ihm vage in den Sinn, auch wenn seine dunklen Augen so düster und leblos blieben wie an dem Tag, an dem er Dara beim Sterben zugesehen hatte.
    Und dann überfielen ihn weniger angenehme Gefühle.
    Gaius runzelte die Stirn und hob die Finger zu seinen Fangzähnen, die urplötzlich zu pulsieren begannen, als er in der Ferne den Duft menschlichen Blutes wahrnahm.
    Er hatte Hunger.
    Und es war nicht nur das Verlangen nach Nahrung, wie er verärgert bemerkte. Sein Körper wurde hart, als er den beinahe vergessenen Schmerz der Begierde verspürte.
    Gaius verdrängte diese unangenehme Erkenntnis und wandte seine Aufmerksamkeit grimmig dem abgelegenen Haus zu, das am Rand des louisianischen Sumpfes auftauchte.
    Das große, weiß gestrichene Gebäude war auf Backsteinpfählen errichtet und besaß schwarze Fensterläden sowie eine verglaste umlaufende Veranda. Im Vorgarten standen etliche große Bäume, die mit Louisianamoos bedeckt waren und das Grundstück erfolgreich vor Blicken von dem schmalen Pfad aus schützten, der in die kleine Stadt führte.
    Alles in allem war es der perfekte Ort für einen Vampir, um sich zu verstecken.
    Und das war ohne jeden Zweifel auch der Grund, weshalb der Fürst der Finsternis ihn hergeschickt hatte. Hier sollte er auf dessen nächste Befehle warten.
    Indem er die schwüle Hitze und die Insekenschwärme ignorierte, von denen die Luft erfüllt war, durchquerte Gaius das Haupttor und stieg die breite Treppe hinauf. Er trat durch die Verandatür und war erleichtert, den Deckenventilator zu erblicken, der eine wohltuend kühle Brise erzeugte.
    Wenngleich er sich auf der anderen Seite des Schleiers aufgehalten hatte, war er sich der Veränderungen in dieser Welt durchaus bewusst, und nach Jahrhunderten seiner freiwilligen spartanischen Existenz, in denen er sich auf seine Studien konzentriert hatte, wartete er ungeduldig darauf, sich an einem Versteck zu erfreuen, das mit allen modernen Technologien ausgestattet war. Einschließlich Elektrizität und einer heißen Dusche.
    Und Privatsphäre.
    Verspätet nahm er einen menschlichen Geruch
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