Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
Vom Netzwerk:
braucht mir nich noch mal zu passieren.«
    Darius’ Blick ging weiter. »Aphrodite?«
    Aphrodite kniete sich vor Stevie Rae hin und packte fest deren Unterarme. »Versuch nicht, zu wild um dich zu schlagen.«
    »Mach ich.«
    »Auf drei«, sagte Darius und hielt die geöffnete Drahtschere dicht an das gefiederte Ende des Pfeils. »Eins … zwei … drei!«
    Dann ging alles sehr schnell. Er zwickte das Ende des Pfeils ab wie einen dünnen Ast. »Tupfer drauf!«, kommandierte er barsch, und ich hielt den Wattebausch über das ein, zwei Zentimeter lange Pfeilende, das noch genau zwischen Stevie Raes Brüsten vorn aus ihrem Körper ragte, während er sich hinter sie kniete. Stevie Rae hatte die Augen fest zugekniffen. Ihr Atem kam wieder in schnellen hechelnden Stößen, und Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn.
    »Wieder auf drei. Diesmal drückst du auf das Pfeilende«, sagte Darius. Da hätte ich am liebsten alles abgebrochen und geschrien:
Nein, lasst sie uns einfach nur in eine Decke wickeln und es doch mit einem Krankenhaus versuchen
, aber Darius hatte schon angefangen zu zählen. »Eins … zwei … drei!«
    Und ich drückte auf das harte, gekürzte Ende des Pfeils, während Darius Gegendruck auf Stevie Raes Schulter ausübte und gleichzeitig den Pfeil mit einem schnellen, grässlich klingenden Ruck herauszog.
    Oh ja, Stevie Rae schrie. Und ich auch. Und Aphrodite auch. Und dann erschlaffte Stevie Rae in meinen Armen.
    »Press die Watte weiter auf die Wunde!« Rasch und sorgfältig reinigte Darius das freigelegte Loch in Stevie Raes Rücken.
    Ich weiß noch, wie ich wieder und wieder sagte: »Ist gut. Ist gut. Er ist jetzt draußen. Alles überstanden …«
    Ich erinnere mich, dass Aphrodite und ich beide in Tränen aufgelöst waren. Stevie Raes Kopf war gegen meine Schulter gesunken, und ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber ich spürte Feuchtigkeit durch mein T-Shirt sickern. Als Darius sie behutsam anhob und aufs Bett legte, damit er die Eintrittswunde versorgen konnte, durchfuhr mich ein entsetzlicher Schock.
    Ich hatte noch nie in meinem Leben jemanden gesehen, der so bleich war wie Stevie Rae – oder besser: jemanden, der so bleich war und noch lebte. Ihre Augen waren fest zugepresst, aber auf ihren Wangen zeichneten sich die Spuren rötlicher Tränen ab. Das schwache Rosa stand in krassem Gegensatz zu ihrer fast durchsichtigen, farblosen Haut.
    »Stevie Rae? Alles okay?« Ich sah, wie ihre Brust sich hob und senkte, aber sie öffnete die Augen nicht und zeigte auch sonst keine Reaktion.
    Dann kamen geflüsterte Worte, mit langen Pausen dazwischen. »Bin … noch … da. Aber … irgendwie … schweb … ich … auch … da … oben …«
    »Sie blutet nicht«, sagte Aphrodite sehr leise.
    »In ihrem Körper ist nicht mehr genug Blut«, sagte Darius, während er ihr eine Kompresse über die Wunde klebte.
    »Der Pfeil hat sie nur zum Bluten gebracht«, sagte ich. »Das Herz wurde nicht getroffen.«
    »Wir können wirklich von Glück sagen, dass der Junge sein Ziel verfehlt hat«, sagte Darius.
    Seine Worte schwirrten mir im Kopf herum und ließen mich nicht mehr los. Denn ich wusste, was sonst niemand wusste: Stark konnte sein Ziel nicht verfehlen. Nyx hatte ihm die Gabe verliehen, immer genau das zu treffen, was er zu treffen beabsichtigte, so schreckliche Konsequenzen das manchmal hatte. Und mir hatte unsere Göttin selbst gesagt, dass sie eine einmal verliehene Gabe nie zurückzog. Also hätte Stark, auch nachdem er gestorben und als mutierte Monsterversion seiner selbst zurückgekehrt war, Stevie Rae ganz sicher ins Herz getroffen, wenn es seine Absicht gewesen wäre, sie zu töten. Hieß das etwa, es war doch mehr von seiner Menschlichkeit übrig, als ich geglaubt hatte? Er hatte mich beim Namen gerufen; er hatte mich wiedererkannt. Ich erzitterte bei der Erinnerung daran, wie es zwischen uns gefunkt hatte, nur Minuten bevor er gestorben war.
    »Priesterin? Hast du mich nicht gehört?« Beide, Darius und Aphrodite, starrten mich an.
    »Oh, sorry. Sorry. Ich war nur in Gedanken, weil …« Aber in diesem Augenblick hatte ich ihnen nicht erzählen wollen, dass ich an den Typen dachte, der fast meine beste Freundin getötet hatte. Ich hätte es auch jetzt nicht gewollt.
    »Priesterin, ich sagte gerade: Wenn Stevie Rae nicht sehr bald Blut bekommt, könnte diese Wunde, wiewohl sie ihr Herz verfehlt hat, doch ihren Tod bedeuten.« Kopfschüttelnd betrachtete der Krieger Stevie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher