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Geisterreigen

Geisterreigen

Titel: Geisterreigen
Autoren: Dinah Kayser
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seltsam schwerelos die kleine Lucy gewesen war. Sollte ihre Phantasie ihr einen Streich gespielt haben? Sollte...
    Mach dich nicht selbst verrückt, befahl sie sich. Das waren ganz normale Kinder, die sich aus irgendeinem Grund verkleidet hatten.
    Sie kehrte zu ihrem Wagen zurück, um endlich nach Rowland Castle hinaufzufahren. Bestimmt wunderte man sich dort bereits, weshalb sie noch nicht eingetroffen war. Sicher hatte man viel früher mit ihr gerechnet, doch sie hatte absichtlich die Küstenstr aße gewählt und nicht den kürzesten Weg von Dover nach Cornwall genommen.
    Die junge Frau fuhr durch das Dorf. Bis auf einen Jungen, der auf seinem Fahrrad in einen Hof einbog, war die Straße me nschenleer. Die meisten Bewohner von Alberry schienen bereits in ihren Wohnzimmern vor dem Fernsehapparat zu sitzen.
    Sie folgte dem Hinweisschild nach Rowland Castle und e rreichte nach wenigen Minuten den Wald. Es kam ihr vor, als würde sie durch einen dunklen Tunnel fahren, der von den Scheinwerfern ihres Wagens immer nur für ein kurzes Stück erleuchtet wurde. Die Straße war so schmal, daß sich in ihrer Mitte die Wipfel der gegenüberliegenden Bäume berührten. Durch das offene Wagenfenster drang der Schrei eines Käuzchens. Ein kalter Schauer jagte über Dianas Rücken.
    "Willkommen... Willkommen..."
    Diana trat abrupt auf die Bremse. Der Wagen kam mit einem Ruck zum Stehen. Mit klopfendem Herzen lauschte sie in die Dunkelheit. Wer hatte ihr dieses 'Willkommen' zugerufen. Wer...
    Sie zuckte erschrocken zusammen, als sich rechts von ihr das Buschwerk teilte und sie für den Bruchteil einer Sekunde ein we ißes, verzerrtes Gesicht zu erkennen glaubte. "Wer ist da?" fragte sie und hatte Mühe, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben.
    Wieder schrie das Käuzchen.
    Diana umfaßte mit beiden Händen das Lenkrad ihres Wagens und drückte das Gaspedal durch. Der Wagen machte einen heftigen Satz nach vorne. Weg, nur weg, hämmerte es in ihr. Je schneller sie Rowland Castle erreichte, um so besser würde es sein. Es kam ihr vor, als seien tausend Teufel hinter ihr her.
    Erst kurz vor den Mauern von Rowland Castle kam die junge Frau zur Besinnung. Sie drosselte den Motor ihres Wagens und fuhr durch die offene Toreinfahrt in den kleinen Park, der die Burg umgab. Neben dem Brunnen hielt sie an.
    Diana vergrub für einen Moment ihr Gesicht in den Händen. Sie verstand nicht, daß sie so in Panik geraten war. Was hatte sie befürchtet? Hatte sie nicht noch vor einer Woche stolz behauptet, nicht an den Fluch zu glauben, der angeblich über den Töchtern der Rowlands hing? Es war eine lange Fahrt gewesen und sie spürte die Müdigkeit in allen Gliedern. Vermutlich hatten ihr ihre Nerven nur einen Streich gespielt.
    Das Portal öffnete sich. Heller Lichtschein drang auf die Ei nfahrt hinaus. Diana sah einen weißhaarigen Mann, der gemessenen Schrittes auf ihren Wagen zuging. Sie stieg aus und kam ihm entgegen. "Guten Abend", sagte sie.
    "Miß Rowland?" fragte er.
    "Ja, ich bin Diana Rowland", erwiderte die junge Frau.
    "Herzlich willkommen auf Rowland Castle, Mylady." Der Mann neigte leicht den Kopf. "Ich bin John March, der Butler", stellte er sich vor. "Wir haben uns schon Sorgen gemacht und befürchtet, daß etwas passiert sein könnte."
    "Das tut mir leid, Mister March", meinte Diana aufrichtig. "Es wäre wohl besser gewesen, ich hätte heute morgen von Dover aus angerufen, um Ihnen zu sagen, daß ich die Küstenstraße nehme."
    "Nun, das macht nichts, Mylady", antwortete der Butler. "Bitte, kommen Sie erst einmal ins Haus. Um Ihr Gepäck werden wir uns später kümmern. Sicher sind Sie müde und hungrig. Meine Frau hat einen Imbiß für Sie gerichtet."
    "Ich würde mich gerne vor dem Essen etwas frisch machen", bekannte Diana, während sie zum Portal gehen.
    "Selbstverständlich." John March ging zwei Schritte voraus und zog das Portal auf.
    Diana betrat eine hohe Halle, die sich über zwei Stockwerke erstreckte. Links führte eine gewundene Treppe nach oben. Es gab einen Kamin, vor dem ein rechteckiger Tisch und zwei bequeme Sessel standen. Auf den dunklen Bodenfliesen lagen mehrere Teppiche. Sie warf einen flüchtigen Blick zu den Bildern, die entlang der Wände hingen, dann wandte sie sich den Leuten zu, die abwartend neben der Treppe auf sie warteten.
    "Ich würde Sie gerne mit meiner Frau Edith und dem übrigen Personal von Rowland Castle bekanntmachen, Mylady", sagte der Butler und stellte ihr die Leute vor.
    Edith March,
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