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Geisterreigen

Geisterreigen

Titel: Geisterreigen
Autoren: Dinah Kayser
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Monat später stürzte Annabell Rowland kurz vor ihrem siebten Geburtstag vom Pferd und brach sich das Genick. Bald darauf kam Lord Rowland bei einem Duell ums Leben. Sein Sohn Andrew wurde der neue Herr auf Rowland Castle.
    Lord Andrew war anders als sein Vater. Er versuchte, das L eben der Pächter erträglicher zu machen, konnte aber den Fluch nicht aufheben. Im Laufe der Jahre brachte seine Frau vier Kinder zur Welt. Nur sein Sohn überlebte, die Töchter starben noch vor ihrem siebten Lebensjahr.
    Und so ist es allen Rowlands ergangen. Der Fluch wird von den Söhnen weitergetragen. Nur wenn die Töchter im Ausland aufwachsen und dort bleiben, können sie überleben. Aus diesem Grund sind Ihre Eltern damals mit Ihnen nach Italien gegangen, Miß Diana. Sie fürchteten um Ihr Leben." Mrs. March ergriff die Hand der jungen Frau. "Ihre Mutter wollte auch erst nicht an den Fluch glauben, doch dann sah sie die tanzenden Kinder und hörte, daß sie die Vorboten des Todes sind."
    Über Dianas Rücken rann ein kalter Schauer. "Mit anderen Worten, Sie glauben, daß ich gestern dem Tod begegnet bin?"
    "Ja, das glauben wir", bestätigte der Butler. "Es wäre besser, wenn Sie England wieder verlassen wü rden, Miß Diana."
    Diana schüttelte den Kopf. "Ich lasse mich nicht von einem Hirngespinst aus England vertreiben", erwiderte sie. "Ich..." Sie hob die Schultern. "Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, was ich glauben soll. Die Kinder gestern waren so wirklich, so..." Sie hob den Kopf. "Mein Großonkel scheint nicht der Meinung gewesen zu sein, daß mein Leben auf Rowland Castle in Gefahr ist", fügte sie hinzu. "Sonst hätte er in seinem Testament sicher nicht darauf bestanden, daß ich mindestens für ein Jahr hier lebe."
    "Seine Lordschaft ist immer der Meinung gewesen, daß es möglich sein müßte, den Fluch wieder aufzuheben", sagte John March. "Wie Generationen vor ihm, hat Ihr Großonkel nach den Gebeinen der geschändeten Mädchen gesucht. Es heißt, daß die Rowlands erst wieder in Frieden leben könnten, wenn die ermordeten Kinder ein christliches Begräbnis erhalten."
    Diana blickte durch die offene Terrassentür in den Park hinaus. Sie fühlte, daß sie hierher gehörte und sie wußte, daß sie nicht mehr in der Schweiz leben wollte. Hier war ihr Zuhause, ihre Heimat.
    "Ich werde die Gebeine der Mädchen finden, und ich werde dafür sorgen, daß sie ein christliches Begräbnis erhalten", versprach sie bestimmt. Sie dachte daran, wie sie die kleine Lucy im Arm gehalten hatte. Nach wie vor war sie sich nicht sicher, ob sie wirklich glauben sollte, daß die Töchter der Rowlands auf Grund eines Fluches ihr siebentes Lebensjahr nicht erreicht hatten. Aber selbst wenn es so war, es gab keinen Grund, aus dem Lucy und ihre Gefährtinnen ihr etwas antun sollten.
    "Dann wollen Sie also wirklich bleiben, Miß Diana?" fragte die Köchin. Man merkte ihr an, daß sie nicht recht wußte, ob sie sich darüber freuen sollte.
    "Ja, das will ich." Die junge Frau stand auf. "Um wieviel Uhr wollte der Anwalt meines verstorbenen Großonkels nach Rowland Castle kommen?" erkundigte sie sich.
    "Um drei, Miß Diana", erwiderte der Butler und erhob sich.
    "Nun, bis dahin werde ich noch genügend Zeit haben, um mich auf meinem Besitz etwas umzusehen."
    "Wenn Sie möchten, führe ich Sie gerne herum, Miß Diana", bot der Butler an.
    "Das wäre wirklich nett von Ihnen, Mister March", sagte Diana herzlich.
    Auch Mrs. March war aufgestanden. Sie erwähnte, daß sie noch eine Menge in der Küche zutun hatte. "Es mag unvernünftig sein, Miß Diana, aber ich freue mich, daß Sie bleiben wollen", gestand sie. "Allerdings wird es eine Menge Leute geben, die ve rsuchen werden, Sie vom Gegenteil zu überzeugen."
    "Was für Leute?" Diana hob die Augenbrauen.
    "Die Mitglieder der Gesellschaft zum Schutze der Natur", antwortete Mr. March. "Immerhin würden sie Rowland Castle übernehmen, wenn Sie sich vor Ablauf eines Jahres entschließen sollten, Alberry zu verlassen."
    5.
    Diana brachte Dr. Lane zu seinem Wagen. Sie hatten sich sehr ausführlich miteinander unterhalten. Der Anwalt hatte ihr zugesichert, daß sie sich jeder Zeit an ihn wenden konnte, falls Probleme auftauchten, mit denen sie nicht alleine fertig wurde.
    "Ich bin sehr froh, daß Sie sich entschlossen haben, auf Ro wland Castle zu bleiben, Miß Rowland", sagte er, als sie einander zum Abschied die Hand reichten. "Ihrem Großonkel hat sehr viel an diesem Besitz gelegen und er hat es oft
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