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Geisterblues

Geisterblues

Titel: Geisterblues
Autoren: Katie MacAlister
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umringte.
    Zehn Minuten später wurde ich von meinem Budendienst erlöst und trollte mich, um mir das Ende von Peters und Sorens Zaubershow anzuschauen.
    Normalerweise endeten die magischen Vorführungen gegen zweiundzwanzig Uhr, damit die Gothic-Band, die in der jeweiligen Woche bei uns spielte, aufbauen und eine Stunde später ihr Livekonzert beginnen konnte. Doch während der vierzehn Tage, in denen der Zirkus der Verdammten und der Gothic-Markt sich zusammenschlossen, gab es keine Bands. Stattdessen wechselten sich die Zaubershows mit den Darbietungen des Zirkus ab, gekrönt von einem großen Finale, bei dem einer der Artisten ein hundsgemein scharfes, zweischneidiges Schwert schluckte und mir jedes Mal der Atem stockte.
    Ich schlüpfte durch den Hintereingang ins Zelt, dann blieb ich dort stehen, um niemandem ins Gehege zu kommen. Wenn man knapp eins fünfundachtzig misst und gebaut ist wie ein Rugbyspieler, kann es leicht passieren, dass man anderen die Sicht versperrt. Auf der erhöhten Bühne verwandelten Peter und Soren gerade jemanden aus dem Publikum in Bruno. Das war natürlich nur eine Illusion und keine echte Zauberei, wie Peter sie gelegentlich praktizierte und die mir jedes Mal wieder eine Gänsehaut bescherte. Ich rieb mir über die Arme, als ich nur daran dachte, gleichzeitig hoffte ich, dass er sich heute Abend inspiriert genug fühlte, um eine seiner verblüffenden Zaubereien vorzuführen.
    »… und jetzt die magischen Worte – wie lauten sie?« Peter wartete, bis die Zuschauer die magischen Worte riefen, die niemals dieselben waren.
    »Advocatus diaboli!«, rief das Publikum im Chor.
    Ich lächelte. Peter hatte mir zwei Abende zuvor anvertraut, dass ihm die magischen Begriffe ausgingen und gefragt, ob mir irgendwelche Wörter mit einer hübschen Alliteration einfielen. Offenbar war er so verzweifelt, wie er behauptete, denn ich fand nicht, dass mein Vorschlag sonderlich magisch oder alliterierend klang, aber die Menge schien sich dafür zu begeistern.
    »Ich sage die magischen Worte – Advocatus diaboli – und voilà! Jan hat sich in einen wilden Hengst verwandelt.«
    Soren zog blitzschnell die dünne Nylonabdeckung weg, die Bruno vor den Blicken der Zuschauer verbarg. Das Pferd stürmte über die Bühne, dann blieb es am Rand stehen, stellte sich auf die Hinterbeine und kickte mit den Vorderhufen in die Luft, als wollte es schnurstracks ins Publikum springen. Die Leute kreischten und gingen in Deckung, manche lachend, andere entsetzte Rufe ausstoßend, weil sie sich von einem wilden Pferd bedroht glaubten.
    Es versteht sich von selbst, dass das alles nur ein Trick war. Bruno war so perfekt geschult, dass ich ihn noch nie einen falschen Tritt habe machen sehen. Ich beobachtete, wie er in die Luft ausschlug und fühlte mich plötzlich an Teslas Reaktion vor ein paar Wochen erinnert, als wir von einem Dämon attackiert worden waren.
    Wieso guckst du so verdattert aus der Wäsche?
, fragte neben mir eine leise Stimme.
    »Was Bruno da macht … Ich habe das schon mal bei Tesla gesehen. Diese Bewegung, wenn er sich auf die Hinterbeine stellt und in die Luft tritt –«
    Plötzlich bemerkte ich, dass die Stimme, die ich gehört hatte, direkt in meinen Kopf gesprochen hatte. Und ich kannte nur eine einzige Person, die das konnte.
    Ben?
    Direkt hinter dir.
    Ich wirbelte zu Ben herum, der lässig im Eingang des Zeltes lehnte. Er trug einen coolen Hut à la Indiana Jones und seine altbekannte schwarze Motorradlederjacke. Er betrachtete mich mit verschränkten Armen und einem versonnenen Lächeln auf den Lippen. Mein Magen vollführte einen komischen kleinen Purzelbaum, als ich das Lächeln erwiderte. Für einen Augenblick vergaß ich, dass ich stinksauer auf ihn war, weil er sich ohne Verabschiedung aus dem Staub gemacht hatte, und wollte ihn einfach nur ansehen.
    Tesla ist ein Lipizzaner. Das hatte ich dir doch gesagt
.
    Häh? Ich kam nicht ganz mit, warum er plötzlich über Tesla sprach.
Ja, das hast du. Und weiter?
    Was Bruno da macht, das nennt man eine Levade.
    Eine Le-was?
    Levade. Sie zählt zu den Schulen über der Erde
.
    Ich ging zu Ben hinüber, der noch immer am Türrahmen lehnte. »Hi. Was ist eine Schule über der Erde?«
    »Eine Figur, für die die Lipizzaner berühmt sind.«
    »Okay. Aber Bruno ist kein Lipizzaner.«
    »Das stimmt, aber er ist mit ihnen verwandt. Auch Andalusier werden gelegentlich in den Schulen über der Erde ausgebildet.«
    »Ach so«, sagte ich und schlug ihm auf
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