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Geisterblues

Geisterblues

Titel: Geisterblues
Autoren: Katie MacAlister
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Beschreibung meiner Mimik traf meine Reaktion auf Ben, Vampir meiner Träume, ziemlich exakt. Zumindest wäre er das gern gewesen. Allerdings war ich mir noch immer nicht sicher, ob ich wirklich die Freundin eines mährischen Dunklen sein wollte. »Ich wünschte, du wärst Ben gegenüber etwas lockerer. Er ist nicht halb so gefährlich, wie er aussieht.«
    »Er hat ein Motorrad und lange Haare«, konterte Soren verdrossen, bevor ihm die Schamesröte in sein blasses, sommersprossiges Gesicht stieg. Er wich meinem Blick aus, als ich ihn in den Arm knuffte. »Und Ohrringe und Tätowierungen. Außerdem bringt er dich gelegentlich zur Weißglut.«
    »Viele Leute haben lange Haare, Motorräder, Ohrringe, Tattoos und bringen mich zur Weißglut.« Ich war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Soren die Wahrheit über Ben anzuvertrauen, und dem Drang, ihm zu versichern, dass zwischen uns nichts lief. Wegen seines Gebrechens (ein Bein war ein paar Zentimeter kürzer als das andere) reagierte er gelegentlich überempfindlich, besonders, wenn es um Ben ging. Ich verstand nicht, woher seine spontane Abneigung gegen ihn rührte, tat jedoch mein Bestes, ihn nicht weiter anzustacheln. »Ben zählt rein zufällig auch zu diesem Kreis. Und bevor du es wiederholst: Er ist gefährlich, du traust ihm nicht, er bedeutet nur Ärger für mich. Das habe ich alles schon gehört, Soren. Die Botschaft ist angekommen.«
    Er quittierte das mit einem erbosten Schnauben, während wir das lange Metallgefährt umrundeten, das meine Mutter mich nach unserer Ankunft auf dem Markt vor zwei Monaten nach meinem Geschmack hatte bemalen lassen. Alle Wohnwagen waren individuell und der Persönlichkeit des jeweiligen Besitzers entsprechend gestaltet, aber ich fand, dass unserer mit den goldenen Sternen und Monden vor einem nachtblauem Hintergrund besonders hübsch geraten war. Ich bewunderte ihn einen Augenblick lang, dann bemerkte ich, dass Soren verstummt war.
    Ich seufzte in mich hinein, als mir dämmerte, dass ich ihn unabsichtlich verletzt hatte. »Bitte entschuldige, Soren. Ich wollte dich nicht kränken. Ich weiß deine Besorgnis wegen Ben zu schätzen, aber ganz ehrlich, dazu besteht kein Grund. Wir sind nur Freunde. Und er wird mir nicht wehtun. Er kann es nicht – er ist …« Ich klappte den Mund zu und schluckte die Worte runter, die Bens Geheimnis enthüllen würden. Soweit mir bekannt war, wussten außer mir nur zwei weitere Personen auf dem Markt, was Imogen und ihr Bruder in Wirklichkeit waren. Und ich würde nicht herumtratschen, dass sie einer unsterblichen Rasse angehörten, die der Durchschnittsbürger als Vampire bezeichnete.
    »Ich bin nicht gekränkt«, sagte er steif. »Es ist mir völlig schnurz, was du tust.«
    Soren wollte schon an der Tür zu unserem Wohnwagen vorbeigehen, als ich ihm eine Hand auf den Arm legte und ihn zurückhielt. Mit grimmigem Blick musterte er meine Handschuhe. Ich biss die Zähne zusammen und streifte erst den aus schwarzer Spitze ab, dann den aus Latex, bevor ich die Fingerkuppen sanft an sein Handgelenk legte. Sofort stürmten seine Gefühle auf mein Bewusstsein ein – sein Zorn, der sich mit Frustration duellierte, das Ganze durchwoben von einem Hauch Eifersucht und einem weichen, warmen, irgendwie schmalzigen Gefühl … Keuchend zog ich die Hand zurück. Das intensive Rot auf Sorens Wangen, das die wenigen Tage unter der starken schwedischen Sonne ihm beschert hatte, wurde noch feuriger; trotzdem fixierte er mich weiter fast streitlustig mit den Augen, als wollte er mich dazu herausfordern auszusprechen, welche Emotionen von ihm auf mich übergeschwappt waren.
    »Also. Ich … äh …«, stammelte ich verlegen. Ich streifte mir die Handschuhe wieder über, dann zeigte ich Richtung Wohnwagentür. »Wir sollten uns besser an den Frühstückstisch setzen, solange meine Mutter noch in Kochlaune ist.«
    Er versteifte sich kurz, sodass ich schon dachte, er würde ablehnen, doch dann nickte er knapp und öffnete die Tür.
    Ich ließ den Atem entweichen, den ich unbewusst angehalten hatte, und folgte ihm. Wieder einmal staunte ich darüber, dass ich mir noch vor zwei Monaten gewünscht hatte, mit dem Strom zu schwimmen, darum gebetet, dass niemand bemerken würde, wie sehr ich mich von den anderen Schülern an meiner Highschool unterschied. Ich war kräftig gebaut und linkisch und fühlte mich wegen meiner sonderbaren Begabung unwohl in Gegenwart meiner Mitschüler, dementsprechend hatte ich dort wenige
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