Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterblues

Geisterblues

Titel: Geisterblues
Autoren: Katie MacAlister
Vom Netzwerk:
die Schulter. Fest. »Wo zum gehörnten Ochsenfrosch hast du gesteckt? Und wieso hast du nicht angerufen? Oder mir eine E-Mail oder einen Brief geschickt? Warum bist du einfach so verschwunden, ohne irgendjemandem Bescheid zu sagen? Ich dachte, wir wollten diese Pärchen-Geschichte versuchen?«
    »Welche Pärchen-Geschichte meinst du denn genau?«, fragte er, den Blick auf meinen Mund fixiert. Mein Magen schlug drei Rückwärtssaltos in Folge. »Sprichst du vom Küssen? Möchtest du noch ein bisschen mit mir üben?«
    Hätte mein Magen an den Olympischen Spielen teilgenommen, er hätte eine Gymnastik-Medaille gewonnen. Ich betrachtete Bens Mund, konnte die Augen einfach nicht abwenden, obwohl mir ganz kribbelig zumute wurde. Ben war ein Weltmeister im Küssen, – er hatte immerhin mehr als dreihundert Jahre Übung darin, trotzdem verblüffte es mich, wie sehr ich seinen Unterricht genoss.
    Nein, ich habe kein Problem mit Jungs, aber sie sind halt, wie sie sind. Sie können nett sein oder auch nicht. Trotzdem hatte ich nie zuvor einen Jungen so küssen wollen, wie ich Ben küssen wollte.
    »Fran? Möchtest du mich küssen?«
    »Ja«, antwortete ich, dann erinnerte ich mich an eine Sendung von Ricki Lake, in der es geheißen hatte, dass Männer es mögen, wenn Frauen sich zieren. Es hängt irgendwie mit dem Jagdfieber zusammen. »Ich meinte nein. Vielleicht. Äh … wie war noch mal die Frage?«
    Lachend zog er mich aus dem Zelt und in den Schatten hinter einem Kassenhäuschen, wo er meine Taille mit seinen warmen Händen umfing.
Ich mag es lieber, wenn du dich enthusiastisch und willig zeigst, als wenn du dich zierst. Sag Mississippi
.
    »Ich kenne einen besseren Ortsnamen«, raunte ich an seinem Mund. »Es ist der Name einer Stadt in Wales.«
    Nämlich
…?
    »Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwyllllantysiliogogogoch«, flüsterte ich und schmiegte meine Lippen an seine, während ich innerlich wie Wachs dahinschmolz.
    Ich hörte ihn in meinem Kopf lachen.
    Was denn, habe ich es falsch gesagt? Ich habe mir die Aussprache von einer Website eingeprägt.
    Keine Ahnung, ob die Aussprache korrekt war oder nicht. Aber es gefällt mir, wie du es sagst
.
    Da ließ ich mich von ihm küssen,
richtig
küssen, weil … na ja, er beherrschte es so gut. Obwohl ich sauer auf ihn war, änderte das nichts an meinem Bedürfnis, ihn zu küssen, darum murmelte ich einfach weiter das Llanfairpwyll-Wort (das sich übrigens leichter aufsagen lässt, als man meint).
    »Miss Ghetti?« Eine freundliche Stimme, auf die ein verlegenes Hüsteln folgte, bahnte sich ihren Weg in mein Gehör. »Bitte entschuldigen Sie die Störung, aber sind Sie Miss Francesca Ghetti? Die Eigentümerin des Pferdes, das derzeit auf der Koppel neben der Wikingerfestung grast?«
    Ben fuhr herum und versperrte mir die Sicht auf den Sprecher. »Wer sind Sie?«
    Ich versetzte ihm einen Schubs gegen den Rücken, aber er rührte sich nicht vom Fleck. Mit puterrotem Gesicht, weil wir beim Knutschen erwischt worden waren, drängelte ich mich an ihm vorbei. »Hallo. Ich bin Fran.«
    »Was wollen Sie von ihr?«, herrschte Ben den Mann an.
    Ich zwickte ihn ins Handgelenk und lächelte den Fremden an. Er sah nicht aus wie ein Stalker oder so was – tatsächlich erinnerte er mich mit seinem schütteren roten Haar und den dunkelbraunen Augen vage an meinen Vater. »Kann ich Ihnen helfen? Möchten Sie, dass ich Ihnen aus der Hand lese?«
    Der Mann taxierte Ben mit argwöhnischer Miene, bevor er meine Frage beantwortete. »Aus der Hand lesen? Nein. Nicht solange … nein. Mein Name ist Lars Laufeyiarson. Der junge Mann, der sich um den Andalusier-Wallach kümmert, sagte mir, dass das andere Pferd Ihnen gehört. Trifft das zu?«
    »Tesla? Ja, ich schätze schon.«
    Er runzelte die Stirn. »Sie schätzen? Sie sind sich nicht sicher? Sind Sie also nicht die rechtmäßige Eigentümerin?«
    »Doch, doch, ich bin mir sicher. Meine Mutter hat mich genötigt, mir vor unserer Abreise aus Ungarn eine Quittung ausstellen zu lassen, von dem Mann, der mir Tesla verkauft hat. Ich bin also die rechtmäßige Eigentümerin. Wieso interessiert Sie das? Tesla ist nicht frei herumgelaufen, darum weiß ich, dass er keinen Schaden angerichtet oder sonst irgendwelchen Ärger gemacht –«
    »Ich möchte ihn kaufen«, unterbrach mich der Mann abrupt und bedachte Ben mit einem weiteren misstrauischen Blick. »Ich werde Ihnen eintausend amerikanische Dollar für ihn bezahlen.«

3
    Ich schwöre, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher