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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn
Autoren: Dean R. Koontz
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der Hoffnung, das Licht würde auf einen Ausgang hinweisen, führte sie Joey hinter einige Felsblöcke aus Pappmaché, wo sie eine Falltür im Boden fand.
    »Ist das der Ausgang?« fragte Joey.
    »Vielleicht«, sagte Amy.
    Sie kniete nieder, beugte sich vor und schaute in den schwach erhellten Keller der Geisterbahn. Der Raum war voller summender Motoren, rumpelnder Maschinen, riesiger Zahnräder und Flaschenzüge, voller Hebelreihen, Riemen und Ketten - und Schatten. Sie zögerte. Doch drängte diese beruhigende innere Stimme sie, nicht zurückzuweichen, und Amy Harper wußte, daß sie in den unteren Raum hinabsteigen mußte; sie konnte nirgendwo sonst hin.
    Sie schickte Joey zuerst die Leiter hinab und gab ihm mit der Pistole Deckung. Als er unten angelangt war, folgte sie ihm schnell. Sehr schnell - denn plötzlich war sie nicht mehr davon überzeugt, daß auch Joey von dieser unsichtbaren Macht beschützt wurde, die sie selbst so deutlich zu spüren meinte. Vielleicht war ihr Bruder sehr wohl verwundbar.
    »Das ist der Keller«, sagte Joey.
    »Ja«, erwiderte Amy. »Aber wir sind nicht unter der Erde. Der Keller ist in Wirklichkeit das Erdgeschoß, also wird mit großer Sicherheit eine Tür hier hinaus führen.«
    Sie hielt erneut seine Hand, und sie schlichen einen Gang zwischen zwei Maschinenreihen entlang, bogen um eine Ecke in einen anderen Gang - und sahen Liz. Das Mädchen lag auf dem Rücken auf dem Boden, den Kopf unnatürlich nach einer Seite abgewinkelt, die Augen groß und blicklos, der Magen aufgerissen, nur mit Blut bekleidet.
    »Sieh nicht hin«, sagte Amy zu Joey und versuchte, ihm den fürchterlichen Anblick zu versperren, obwohl ihr eigener Magen sich umdrehte.
    »Ich hab's gesehen«, sagte er elend. »Ich hab's gesehen.«
    Amy hörte ein Knurren aus tiefer Kehle. Sie wandte den Blick von Joeys tränennassem Gesicht ab.
    Das schreckliche Ungetüm hatte hinter ihnen den Gang betreten. Es ging gekrümmt, um zu verhindern, daß der riesige, knorrige Kopf gegen die niedrige Decke stieß. Grünes Feuer flackerte in seinen Augen. Speichel benetzte seine Lippen und den drahtigen Pelz um seinen Mund.
    Amy war nicht überrascht, das Ding zu sehen. Tief in ihrem Herzen hatte sie gewußt, daß diese Konfrontation unausweichlich war. Sie taumelte durch diese Ereignisse, als hätte sie diese schon tausendmal durchlebt.
    »Miststück«, sagte das Geschöpf. »Hübsches Miststück.« Seine Stimme war belegt, seine schwarzen wulstigen Lippen waren aufgerissen.
    Als würde sie sich in einem Alptraum befinden, der in Zeitlupe ablief, schob Amy ihren Bruder hinter sich.
    Der Freak schnüffelte. »Frauenhitze. Riecht gut.«
    Amy wich nicht vor ihm zurück. Sie hielt die Pistole an ihrer Seite und hinter ihrem Körper und hoffte, der Freak würde sie nicht sehen. Langsam machte sie einen Schritt auf das Ding zu.
    »Will haben«, sagte er. »Will hübsche Frau haben.«
    Sie machte noch einen Schritt, und einen dritten.
    Der Freak schien von ihrer Kühnheit überrascht. Er hielt den Kopf schief und musterte sie eindringlich.
    Sie machte einen vierten Schritt. Plötzlich durchzuckte sie eine böse Vorahnung: Wenn die Pistole nun leer ist?
    Aber dieser Zweifel verschwand genauso rasch, wie er aufgetaucht war. Es mußten noch Kugeln drin sein.
    Das Geschöpf hob drohend eine Hand. Die Klauen funkelten.
    Amy tat zwei weitere Schritte, bis sie sich nur eine Armeslänge von dem Freak entfernt befand. Mit einer glatten, schnellen Bewegung hob sie die Waffe, richtete sie auf die Brust des Dings und schoß - einmal, zweimal, dreimal.
    Der Freak taumelte zurück, getrieben von den Kugeln.
    Er prallte gegen eine Maschine und legte mit seinen ausgestreckten Armen mehrere Hebel um. Überall im Keller drehten sich nun Zahnräder und Getriebe; die Riemen bewegten sich, und die Ketten schepperten von einer Stahltrommel zur nächsten.
    Aber der Freak brach nicht zusammen. Er blutete aus drei Brustverletzungen, blieb aber auf den Füßen. Er stieß  sich von der Maschine ab und torkelte auf Amy zu.
    Joey schrie.
    Mit hämmerndem Herzen hob Amy die Pistole, wartete aber noch. Der Freak hatte sie jetzt fast erreicht. Er schwankte, sein Blick war ins Leere gerichtet, und Blut strömte aus ihm hinaus. Sie konnte sogar seinen stinkenden Atem riechen. Das Ding schwang eine gewaltige Hand nach ihr, versuchte, ihr das Gesicht aufzureißen, verfehlte es aber um ein paar Zentimeter. Als Amy schließlich absolut sicher war, daß sie nicht
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