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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition)
Autoren: Peter J. Kraus
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gar nicht so genau wissen wollte“, weidete er sich an der Erinnerung. „Ich hatte danach die Ehre, Sammy das verhurte Lebenslicht auszublasen.“
    Ich tat überrascht und schockiert. Er lachte lautlos. Hatte den Mund offen, zeigte seine hübschen Zähne, schüttelte sich und gab doch keinen Ton von sich.
    „Hätte ihm gern noch die Eier abgeschnitten und einen Tabaksbeutel daraus gemacht, aber meine beiden Freunde, die du umgebracht hast“, wobei er wieder seine ekelhafte Killervisage in mein Gesicht steckte, „hatten keinen Sinn für solche Feinheiten. Dein Freund Sammy hat sich zwar noch geschwind wie ein Maulwurf unter seine tote, fette Freundin verkrochen, aber das half nichts. Der wartet nun beim Himmelpapa auf dich, mein Schatz“, versprach er.
    Und überlegte laut, dass er vielleicht seinen Tabaksbeutel doch noch kriegt.
     
    Ich war überzeugt, dass er jetzt schießen würde. So wie er sich heißgeredet hatte. Aber auf eine Frage wollte er noch Antwort.
    „Wo ist das viele Geld? Du hast es dem Moreno doch inzwischen geklaut, oder? Erzählte jedenfalls dein Kumpan Sheerstein.“
    Wieder wollte ich verneinen, aber er holte schon aus, und ich wollte ihm nicht dauernd den Gefallen tun.
    „In Russland. Ich habe das Geld auf ein Konto in Russland überwiesen. Auf eine Mafiabank, und von dort wird die Hälfte, die nicht als Gebühr einbehalten wird, auf mein Konto bei der Kreditgenossenschaft in Pismo Beach überwiesen. Schade nur, dass weder ich noch du was davon haben werden. Immerhin über eine Million.“
    Ich schaute ihn groß an. Er saß wieder und begutachtete seine Fingernägel. Einzeln. Jeden Fingernagel hob er ans Licht, schaute prüfend hin, lockerte gelegentlich etwas imaginären Dreck unter einem wohl besonders schmutzigen Nagel, und nahm sich dann den nächsten vor. Könnte sich auch mal einen anderen Tick einfallen lassen.
    Auf mein ziemlich eindeutiges Angebot reagierte er überhaupt nicht. Wollte nur mal wissen, ob ich zufällig am Sack eine Tättowierung habe. Als ich verneinte, puhlte er weiter.
     
    Ich wollte unbedingt Zeit schinden, also fragte ich ihn, wie Cherie war. Ob er sie genossen habe?
    „Woher weißt du, dass ich sie gefickt hab?“
    „Weil sie es mir erzählte.“
    Er lachte schallend. „Im Traum. Die hat nicht mehr viel sagen können. Höchstens röcheln, als ich ihr die Kehle durchschnitt. Das hat sie mir zuliebe gemacht. Ich habe sie noch gefragt, wie es war, endlich einen richtigen Mann dringehabt zu haben, und dann hat sie „prima“ geröchelt. Oder so ähnlich. War schwer zu verstehen, mit dem ganzen Blut, das ihr aus dem Hurenmaul quoll.“ Er freute sich unbändig.
    Die Sau.
    „Ich glaube, du bist nicht nur total pervers“, sagte ich unvermittelt, „sondern auch total verrückt. Crazy“, diagnostizierte ich, „as a Cuckoo.“ Das Schwein ging mir derart auf den Wecker, dass mir im Moment scheißegal war, ob ich fünf Minuten früher oder später sterben würde. „Wirst du mir auch die Hose runterziehen, ehe du schießt? Oder machst du das hinterher, du Leichenficker?“
    Er sprang auf, hob die Pistole und meinte höhnisch grinsend: „Gleich hinterher. Während du noch zuckst. Wie ein Frosch unter Strom.“
    Sein Abzugsfinger krümmte sich. Krach und Kordit ließen das enge Zimmer explodieren, eine zersplitternde Spiegelscheibe flog mir um die Ohren, Blut spritzte mir ins Auge und Detektiv Harold Lauterbach der Dritte, 26, unverheiratet, konfessionslos und seit zweieinhalb Jahren pensionsberechtigt, löste sich vor mir buchstäblich auf. Sein Gesicht wurde erst mondförmig und dann flüssig, ein gewaltiges Loch erschien, wo vorher noch die linke Augenbraue andeutungsweise in die rechte überging.
    Als sein Kopf ins Genick gerissen wurde, flog seine Pistole in hohem Bogen davon. Er sagte keinen Ton. Leider. Das ganze Bündel Scheiße sackte zappelnd auf den Teppichboden.
     
    Ignacio stieß die Schranktür auf und trat heraus. Er war kreideweiß. In der Hand hielt er ein rauchendes, gewaltiges, mattschwarzes Rohr. Ich vergaß, Luft zu holen.
    „Glock“, sagte er und hob die Waffe. Dann warf er sie angeekelt ins Zimmer, ließ sich erschöpft aufs Bett fallen und starrte den toten Dritten an.
    „Der alte Indianergang und der durchsichtige Spiegel!“ kam mir die Erleuchtung.
    „Logisch“, sagte Ignacio. „Ich hatte mein Gebetsbuch vergessen und wollte gerade hereinkommen, als er dir den Colt aufs Hirn schlug. Da bin ich durch die Sakristei in den Gang,
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