Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition)
Autoren: Peter J. Kraus
Vom Netzwerk:
aus der Jackentasche, streifte ihre Papierumhüllung und Alufolie ab und steckte sie sich unter die Nase. „Ich war übrigens dabei, als du ihn angerufen hast. Staunste, was?“ Er grinste genüsslich. Klar war er der Typ, den der dicke Rundfunkingenieur am Strand aufgegabelt hatte. Hatte ich ja befürchtet.
    „Du hast genau gewusst, dass Dickie völlig ahnungslos ist, und hast ihn trotzdem umgebracht?“ Er nickte mit dicken, Schokolade kauenden Backen. Ich staunte wirklich, wie skrupellos der Kerl war. Dem tröpfelte gerade braune Spucke aus dem Mundwinkel, die er sorgfältig mit einem zusammengefalteten Papiertaschentuch wegwischte. Er schaute aufs Taschentuch, faltete es einmal über und steckte es in seine Hosentasche.
    „Und mein Boss, Curt Cremer, der vom Radiosender?“
    Er glotzte mich an – und dann kam ihm die Erleuchtung. Man sah richtig, wie der Groschen fiel.
    „Das war dein Radioboss! Mensch, so ein Zufall. Das war dein Boss. Und du hast dir bestimmt in die Hose geschissen, als die den gefunden haben, was?“ Er lachte glucksend. „An dich habe ich gar nicht gedacht, als wir den kaltmachten. Wie auch? Der war nur für Moreno. Der wollte ihm schon lange an den Kragen. Hat wohl mal den Moreno verteidigt, der Herr Rechtsanwalt, und hat ihn hinterher verklagt, weil sich Moreno vorm Zahlen drückte. Der hat ihm das nie verziehen. Und für mich war´s ein Spautz. Kleines Nachmittagsvergnügen mit Morenos Motorboot und meiner wunderschönen schwedischen Mauser M41B. Erst aus fünfzig Meter Entfernung bei voller Geschwindigkeit die Sau von Anwalt schlachten, dann noch drei Stunden Hochseeangeln und Haie schießen. Hat Spaß gemacht.“
    Mir ging ein Licht auf. „Den Typ, den ich am Strand fand, den habt Ihr auch auf Morenos Boot gehabt, stimmt´s? Und ihn dort kaltgemacht und ins Meer gekippt. Eine riesige weiße Motorjacht mit einem diagonalen doppelten roten Rennstreifen. Hab´ich recht?“
    Er schaute mich unfreundlich an. „Bist ein schlauer Junge. Viel zu schlau. Wir hätten auf Running Bear hören sollen. Der hat immer gesagt, wir sollen dir sofort die Hammelbeine lang ziehen. Aber der dämliche Fettsack wollte nicht. Der hat gedacht, es reicht, wenn wir dich den Provinzcops als Dealer verkaufen. Dann würden die den Rest schon selbst erledigen. Das hat er nun davon, der Griechenarsch.“
    So eine Scheiße. Der reine Amokläufer, mein hübscher Besucher mit den unruhigen Augen. Er nahm sein Messer aus der Tasche, klappte die lange Klinge auf und putzte unter seinen blitzblanken Fingernägel. Gelegentlich blies er Dreck oder Staub von ihnen, hielt die Fingerchen hübsch gespreizt ans Licht und begutachtete.
     
    Wie nebenher wollte er wissen: „Der Typ von Moreno, der in Santa Paula – wie ist er an das Gespräch gekommen?“
    „Angeblich selbst aufgenommen. Der hat Moreno jahrelang abgehört. Hat wohl mitgehört, dass ihr mir an den Kragen wolltet und hat über einen gemeinsamen Bekannten mit mir Kontakt aufgenommen.“
    „Wann?“ beugte sich der krumme Bulle vor. „Und wer war der gemeinsame Bekannte?“
    „Letzte Woche, Anfang der Woche“, log ich wie gedruckt. „Und ich weiß nicht, wer der Bekannte war. Der Typ hat mir nur gesagt, dass wir beide einen kennen, der ihm dann meine Handynummer gegeben hat.“
    Aber da war er schon wieder aufgestanden und mit zwei Schritten bei mir. Ich drehte gerade noch rechtzeitig den Kopf zur Seite, dass sein Schlag mit dem Pistolenlauf abglitt, aber ich mimte Volltreffer.
    „Sammy“, murmelte ich. „Sammy war´s.“
    „Schämmi?“ äffte der Witzbold nach. „Schämmi wer?“
    Ich sprach übertrieben schmerzend Sammy aus. „Sammy Sheerstein, ein Rechtsanwalt aus Nevada.“
    „Die Drecksau Sammy Sheerstein, frischgebackener Puffbesitzer aus Barstow. Der mir netterweise deine hiesige Adresse gab. Und mir was von Geld erzählte, das du klauen willst, und einem Konto in der Kanakei, und dass du mit deiner Nutte nach Mexiko ziehst. Schade, eigentlich, dass uns die dämlichen Bauernbullen aus Barstow erst mit Verspätung ihre Abhörtonbänder zugeschickt haben. Sonst hätten wir deine Ausziehoma auch noch erwischt. War leider schon weg. Na ja, was nicht ist, wird noch.“
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, grinste mich flackernd an und freute sich, dass mir seine Drohung sichtlich an die Nieren ging.
    „War interessant, wie bereitwillig dein fetter Freund Sammy auspackte. Der konnte mir gar nicht schnell genug erzählen, was ich eigentlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher