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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
Autoren: Jack Higgins
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und wichtigste Lektion, die Sie lernen müssen, ist folgen­ de: Wichtig ist nicht, was wir tun; wichtig ist nur, warum wir es tun. Ich kämpfe für eine Sache – für die Freiheit des Men­ schen, für Gleichheit und Gerechtigkeit. Was haben Sie dagegenzusetzen? Sie, Chavasse, verteidigen den Imperialis­ mus, den Kapitalismus, die Kirche. Sie verteidigen ein sinkendes Schiff. Mein Gott, wenn ich an die Jahre zurückden­ ke, in denen ich für die korrupte Kirche gearbeitet habe!«
     »Ich kenne die Unzulänglichkeiten der westlichen Gesell­
    schaft; aber das ist kein Grund für mich, auf Ihre Seite
    überzulaufen. Wieviel Menschen haben die Chinesen in den letzten fünf Jahren in Tibet abgeschlachtet? Eine halbe Million, schätze ich; und das alles für die gute Sache.«
     Rossiter machte ein leicht gereiztes Gesicht. »Sie begreifen es eben nicht. Auf diese Menschen kommt es nicht an. Wir arbeiten für die Zukunft, Chavasse, nicht für die Gegenwart.«
     Chavasse merkte, daß es keinen Sinn hatte, weiterzudiskutie­
    ren. Aber er wollte die Rolle noch nicht aufgeben.
     »Es ist also alles erlaubt; man kann sogar einen armen Teufel wie Montefiore heroinsüchtig machen?«
     »Ich habe Enrico Montefiore kennengelernt, als ich nach Ende des Koreakriegs wieder nach Europa zurückkehrte. Meine geistlichen Vorgesetzten schickten mich nach Wien; sie waren der Ansicht, daß ich mich in eine psychiatrische Be­ handlung begeben müßte, um die Folgen einer chinesischen Gehirnwäsche zu bewältigen, wie sich die Herren auszudrük­ ken beliebten. Montefiore war schon seit Jahren rauschgiftsüchtig. Eines Abends bekamen wir einen Anruf aus einem nahe gelegenen Privatsanatorium, in dem er sich als schwerkranker Patient aufhielt. Er verlangte nach einem Beichtvater.«
     »Und man hat Sie dann zu ihm geschickt?«
     Rossiter nickte. »So hat unsere sehr fruchtbare Freundschaft
    begonnen. Er ist dann – wie soll ich sagen –, er ist mir dann hörig geworden. Als ich mich von der Kirche trennte, habe ich Montefiore davon überzeugt, daß er Ruhe und Einsamkeit brauche. Er hat dann unter einem anderen Namen Hellgate gekauft. Von da an ist es mit ihm bergab gegangen. In den letzten drei Jahren habe ich mich um ihn gekümmert wie um ein Baby.«
     »Nach den Anweisungen Ihrer Chefs in Peking.«
     »In Tirana, Chavasse; damit kein Mißverständnis entsteht.
    Albanien hat sich als ein sehr nützlicher Stützpunkt für uns
    erwiesen. Den Chinesen ist natürlich nicht entgangen, wie nützlich ich ihnen sein konnte. Sie sind grundsätzlich in einer ziemlich schwierigen Position. Ein Engländer kann sich ohne Schwierigkeiten als Russe ausgeben, wenn er die Sprache beherrscht. Ein Chinese kann das nicht.«
     »In England gibt es aber eine ganze Menge Chinesen aus Hongkong und aus Malaya.«
     »Und über alle wird fein säuberlich eine Kartei geführt – wahrscheinlich werden sie sogar regelmäßig vom MI-sechs überprüft. Es ist also besser, im Land zu leben und nicht zu existieren; wenn Sie verstehen, was ich meine.«
     »Daher also Ihre Organisation, die Einwanderer illegal ins Land bringt?«
     »Genau; nur war es nicht meine Organisation – sie gehörte Jacaud. Er brachte Menschen aller Nationalitäten über den Kanal. Westinder, Pakistanis, Afrikaner, Inder – warum also sollte man nicht auch Chinesen aus Hongkong unter die Passa­ giere mischen?«
     Das war wirklich eine geniale Idee, und Chavasse nickte anerkennend. »Alle Achtung. Und Ho Tsen war also gar nicht der erste Passagier?«
     »Wenn ich Ihnen sagen würde, wie viele Vorgänger er gehabt hat, würden Sie bestimmt sehr nachdenklich.«
     Er lächelte triumphierend, und Chavasse hob die Schultern.
     »Aber jetzt sind Sie doch erledigt und müssen von vorn an­
    fangen. Ihre Bosse im Hauptquartier werden darüber gerade nicht in Jubelrufe ausbrechen.«
     »Oh, das weiß ich nicht. Es hätte sowieso nicht ewig so wei­ tergehen können, und schließlich bringe ich ja Sie mit. Das ist kein schlechter Tausch.«
     Rossiter war anscheinend durch nichts aus der Fassung zu bringen. Da fiel Chavasse sein Gespräch mit Father da Souza ein.
     »Das hätte ich beinahe vergessen – ich habe eine Nachricht für Sie.« Er log überzeugend. »Von da Souza.«
     Die Wirkung war erstaunlich. Rossiter war sichtlich verwirrt. »Father da Souza?«
     »Ja. Er hat eine kleine Gemeinde am Ostindien-Kai in Lon­ don. Ich habe ihn besucht, als ich mir Informationen über Sie
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