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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
Autoren: Jack Higgins
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sie mit ihm auf gleicher Höhe war; dann streckte er einen Arm aus dem Ge­ büsch und berührte sie an der Schulter.
     Ihre Reaktion war sehenswert. Sie riß die Augen auf, ihr Mund öffnete sich, als ob sie schreien wollte; dann aber holte sie nur tief Luft. »Ich habe es nicht geglaubt, als Rossiter mir erzählt hat, daß Sie leben.«
     »Ist er hier? Hast du ihn gesehen?«
     Sie nickte. »Sie sind vor einer Stunde mit Mr. Jones in dem anderen Boot zurückgekommen. Aber er heißt gar nicht mehr Jones, nicht?«
     Chavasse legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ist es sehr schlimm gewesen?«
     »Schlimm?« Sie war anscheinend verwundert. »Das ist ein sehr dehnbarer Begriff. Aber wir müssen doch nicht hier stehenbleiben. Sie werden sich noch eine Lungenentzündung holen. Hinter den Bäumen da drüben liegt ein verfallenes Sommerhaus. Warten Sie dort. Ich bringe Ihnen trockene Kleidung und Sie ziehen sich schleunigst um, dann sehen wir weiter.«
     Sie verschwand im Nebel, und Chavasse sah ihr noch eine Weile nach. Um ihn war wieder alles still, und die furchtbare Anspannung war von ihm gewichen. Der Himmel mochte wissen, was Rossiter mit ihr gemacht hatte. Bestimmt hatte sie viel gelitten; sie mußte gelitten haben, sonst hätte sie sich in der kurzen Zeit nicht so verändern können.
     Das Sommerhaus erinnerte ihn an seine Kindheit. Durch das Dach tropfte der Regen, und dem Fußboden fehlten ein paar Bretter. Er ließ sich in einer Ecke unter einem Fenster ohne Scheiben nieder. Als Kind hatte er in einem Garten mit einem solchen Haus gespielt; aber das war tausend Jahre her.
     Er schloß die Augen, Müdigkeit überkam ihn, und dann hörte er eine Holzplanke knarren. Er sah auf. Rossiter stand in der Tür, und Famia war an seiner Seite.
     In ihrem Gesicht regte sich nichts. Es war rein wie das Antlitz einer mittelalterlichen Madonna.

    14

    Auge in Auge

    Der Keller, in den er von zwei chinesischen Wächtern gebracht wurde, war so dunkel, daß es eine ganze Weile dauerte, bis sich seine Augen daran gewöhnt hatten.
     »Darcy, bist du hier?« rief er leise.
     »Hier Paul.« Chavasse nahm nur eine undeutliche Bewegung wahr. Er streckte den Arm aus und berührte den Jamaikaner im Gesicht.
     »Was ist passiert, seit ich von dem Boot gesprungen bin? Geht’s dir soweit gut?«
     »Nur ein Schlag auf den Kopf, das war alles. Und was ist mit dir? Ich dachte, sie hätten dich längst umgebracht.«
     Chavasse berichtete, wie es ihm ergangen war. Der Jamaika­ ner seufzte schwer. »Er muß einen verdammt großen Einfluß
    auf das Mädchen haben.«
     Chavasse nickte. »Ich begreife das nicht. Sie weiß doch, was sich auf der Leopard abgespielt hat. Eigentlich kann sie ihm doch kein Wort mehr glauben.«
     »Vielleicht gibt es eine ganz einfache Erklärung«, meinte Darcy.
     »Du denkst, sie hat sich in ihn verliebt?«
     »Mehr noch vielleicht. Es gibt Leute, die eine ungewöhnlich starke sexuelle Anziehungskraft aufeinander ausüben. Möglich ist es jedenfalls.«
     »Kann schon sein. Jedenfalls ist es vollkommen unverständ­ lich.« Chavasse tastete sich mit ausgestreckten Armen durch die Dunkelheit. Er stieß gegen die Kellerwand. »Hast du dich schon umgesehen?«
     »Noch nicht. Ich war noch bewußtlos, als sie mich hier he­ reingebracht haben.«
     Chavasse ging vorsichtig an der Wand entlang. Er berührte etwas, das sich anfühlte wie ein flacher Schrank. Er tastete sich weiter bis zu einer Kante und zog kräftig. Das Holz brach und splitterte, und es wurde hell.
     Das Fenster war vergittert, die Scheiben waren zerbrochen. Der Kellerraum lag zu ebener Erde, und der Boden vor dem Fenster war früher wohl einmal ein Rasen gewesen, der sich bis zur Anlegebrücke erstreckte. Die Brücke hatte Chavasse von der anderen Seite der Insel nicht sehen können.
     Bestimmt hatte der Kai schon bessere Tage gesehen; zur Hälfte war er in die Lagune gesackt. Eine etwa zwölf Meter lange seetüchtige Barkasse lag dort vor Anker, die aussah wie ein umgebautes Torpedoboot. Dahinter war die Alouette festgemacht.
     Vier Männer erschienen in ihrem Blickfeld; sie trugen Kisten zu der Barkasse. Chinesen konnten es nicht sein. Chavasse gab sich Mühe ihre Sprache zu identifizieren; als die Männer an dem Fenster vorbeikamen, konnte er tatsächlich ein paar Worte aufschnappen.
     »Albanier«, flüsterte er Darcy zu. »Das paßt in unser Bild. Erinnerst du dich an den Zwischenfall auf der Alouette, als Ho Tsen Rossiter
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