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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
Autoren: Jack Higgins
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Steppenwind, der den Winter brachte und eisig über sein Gesicht fuhr.
     Auf der anderen Seite des Hofes öffnete sich eine Tür. Licht fiel auf den Hof. Ein chinesischer Soldat hob sich als scharfe Silhouette gegen die erleuchtete Tür ab. Er drehte sich um und rief ein paar Worte über die Schulter. Lautes Gelächter war die Antwort, dann schloß der Soldat die Tür und lief mit eingezo­ genem Kopf über den Hof.
     Chavasse verließ seinen Beobachtungsposten. Der Fieber­ kranke wimmerte vor sich hin. Seine hochgezogenen Lippen entblößten fest zusammengebissene Zähne. Chavasse stieg vorsichtig über die regungslosen Körper hinweg. Er wollte zu einer leeren Ecke gleich neben der Tür, zog sich jedoch er­ schrocken zurück, als ihm der bestialische Gestank von menschlichem Unrat in die Nase stieg. Resigniert kehrte er auf seinen Platz unter dem Fenster zurück und sank auf das faulige Stroh.
     Nur einen Schritt von ihm entfernt lehnte ein riesiger Tibeta­ ner mit zerschlissener Shuba und hoher, konischer Fellmütze an der Wand. Er starrte Chavasse unverwandt an, während seine Rechte automatisch nach Läusen kratzte. Nach einer Weile stellte er das Kratzen ein, holte aus irgendeiner Falte seines Gewandes ein Stück mit Butter vermischte Tsampa hervor, brach sie auseinander und bot Chavasse die eine Hälfte an. Chavasse zwang sich zu einem höflichen Lächeln und schüttelte den Kopf. Der Tibetaner zuckte nur die Achseln und begann, auf der Tsampa herumzukauen.
     Chavasse wandte sich ab. Die Kälte schnitt wie mit Messern in seine Glieder. Er schloß die Augen und schlang beide Arme eng um den Oberkörper, konnte aber nichts gegen das unkon­ trollierbare Zittern tun.
     Wie war er eigentlich in diese verzweifelte Lage gekommen? Und wie, zum Teufel, sollte er diesmal einen Ausweg finden? Es fiel ihm keine Antwort auf diese Frage ein. Nach einer Weile sank er in einen unruhigen Schlaf.
     Er hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloß herumdrehte und wie die Tür aufgestoßen wurde. Aber erst der Schlag ins Gesicht weckte ihn richtig auf. Eine Faust packte ihn vorn am Jackett und zerrte ihn hoch. Dann wurde er durch die Tür hinausgestoßen.
     Auf dem steinverkleideten Korridor erwarteten ihn ein Unter­ offizier und zwei Soldaten. Sie trugen alle die gleichen tristen Uniformen, deren einziger Farbpunkt der rote Stern der Volks­ republik auf der Kappe war. Der Unteroffizier wandte sich schweigend ab und ging den Korridor entlang. Chavasse folgte ihm, bewacht von den beiden Soldaten mit ihren schußbereiten Karabinern. Über eine Steintreppe gelangten sie zu einem höhergelegenen Korridor. Dort blieben sie vor einer Tür stehen. Der Unteroffizier klopfte an, wartete einen Augenblick und betrat dann mit seiner Eskorte den Raum.
     Es handelte sich offensichtlich um den ehemaligen Wohn­ raum einer hochgestellten Persönlichkeit. Die getäfelten Wände trugen wunderschöne Malereien, der Fußboden war ausgelegt, und im offenen Kamin knisterten Holzscheite. Der grüne Aktenschrank in der Ecke und der Schreibtisch mitten im Raum wirkten wie Fremdkörper und waren ganz fehl am Platz.
     Oberst Li saß hinter seinem Schreibtisch und las in einem maschinengeschriebenen Bericht. Chavasse stand neben dem Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches und konnte sich vor Erschöpfung kaum noch aufrecht halten. Er betrachtete sein Ebenbild, das ihm aus dem kleinen, goldgerahmten Spie­ gel hinter Oberst Li entgegenstarrte.
     Das gutgeschnittene, aristokratische Gesicht wirkte abge­ spannt und eingefallen. Die dunkelgeränderten Augen lagen tief in ihren Höhlen, und aus einer Schnittwunde an der Stirn sickerte etwas Blut. Als er die Hand hob, um das Blut wegzu­ wischen, ließ Oberst Li mit einem unwilligen Brummen den Bericht sinken.
     Sein Blick fiel auf Chavasse. Sofort nahm sein Gesicht einen besorgten Ausdruck an. Er furchte die Stirn. »Sie Ärmster, was hat man denn mit Ihnen gemacht?« fragte er in fehlerfreiem Englisch.
     »Ihre Anteilnahme ist geradezu rührend«, sagte Chavasse.
     Li lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Ein leichtes Lächeln erschien in einem Mundwinkel. »Sie sprechen also doch Englisch? Das ist schon ein Fortschritt!«
     Chavasse verfluchte sich im stillen. Er war müde – so ausge­ pumpt wie schon lange nicht mehr. Nur deshalb war er auf den ältesten und primitivsten aller Tricks hereingefallen.
     »Eins zu null für Sie«, murmelte er achselzuckend.
     »Ich hatte es nicht
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