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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
Autoren: Jack Higgins
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nicht jahrelang als eine Art von Arzt-Missionar in Tibet gearbeitet?«
     Der Chef nickte. »Hoffner ist ein großartiger Mensch, auch wenn er heute fast vergessen ist. Zwischen ihm und Albert Schweizer gibt es auffällige Ähnlichkeiten. Auch er ist Arzt, Musiker, Philosoph und Mathematiker. Er hat vierzig Jahre seines Lebens für Tibet geopfert.«
     »Er lebt also noch?« fragte Chavasse.
     »Ja. Er lebt in einer kleinen Stadt namens Changu, ungefähr
    zweihundertzwanzig Kilometer landeinwärts von Kaschmir. Soweit wir feststellen konnten, steht er unter Hausarrest.«
    »War dieser Brief an Sie adressiert?« wandte sich Chavasse
    an den Professor.
     »Karl Hoffner und ich waren Kommilitonen und haben da­ nach auch jahrelang gemeinsam in der Forschung gearbeitet.« Craig seufzte schwer. »Er ist einer der wirklich großen Köpfe dieses Jahrhunderts, Mr. Chavasse. Er hätte berühmter als Einstein werden können, doch er zog es vor, sich in einem fernen Land zu vergraben.«
     »Aber was war denn so interessant an diesem Brief?«
     »Oberflächlich betrachtet war es eigentlich nichts weiter als
    ein Brief an einen alten Freund. Er hatte erfahren, daß der junge Tibetaner über die Grenze gehen wollte, und da nahm er die Gelegenheit wahr, mir noch einmal zu schreiben – wahr­ scheinlich zum letztenmal. Seine Gesundheit ist sehr angegriffen.«
    »Wie behandeln sie ihn?«
    »Offensichtlich wird er gut behandelt. Er war unter den Leu­
    ten immer schon sehr beliebt, deshalb scheinen ihn die Kommunisten als eine Art von Symbol zu benutzen. Er schreibt mir, daß er schon seit über einem Jahr unter Hausarrest steht. Aus Langeweile hat er sich wieder seiner alten Liebe, der Mathematik zugewandt.«
     »Wenn ich Sie recht verstehe, kommt jetzt der springende Punkt?«
     »Ich halte Karl Hoffner für einen der bedeutendsten Mathe­ matiker aller Zeiten«, erklärte Craig. »Darf ich Sie jetzt mit ein paar technischen Bemerkungen belästigen?«
     »Gern.«
     »Ich weiß nicht, welche Kenntnisse von der Materie der Ma­
    thematik ich bei Ihnen voraussetzen darf, aber sicher ist Ihnen die Einsteinsche Formel bekannt, nach der Materie nichts anderes ist als eine Erscheinungsform der Energie?«
     Chavasse lächelte. »Noch kann ich Ihnen folgen.«
     Craig fuhr fort: »Als junger Mann schrieb Karl Hoffner eine vielbeachtete Doktorarbeit, in der er den Nachweis erbrachte, daß Energie nur eine andere Erscheinungsform des Raumes ist. Bei seiner Beweisführung handelte es sich um eine gewagte Weiterentwicklung der Nicht euklidischen Geometrie, die ebenso revolutionär war wie Einsteins Relativitätstheorie.«
     »Jetzt setzt es bei mir aus«, bekannte Chavasse.
     »Das macht nichts«, meinte Craig lächelnd. »Seine Theorie war so kompliziert, daß es seinerzeit vermutlich höchstens sechs Gehirne auf der ganzen Welt gab, die sie begreifen konnten. Sie rief zuerst in akademischen Kreisen einiges Interesse wach, wurde jedoch dann völlig vergessen. Sehen Sie – es war eben nur reine Theorie ohne erkennbare praktische Anwendungsmöglichkeiten.«
     »Und jetzt hat er seine Theorie noch einen Schritt weiterent­ wickelt, wie? Das wollten Sie doch mit Ihrer Einleitung
    sagen?«
     Craig nickte. »In seinem Brief erwähnt er so nebenbei, daß er jetzt die endgültige Lösung seines Problems gefunden habe. Er kann beweisen, daß man den Raum verdrängen kann – er ist manipulierbar geworden, wenn Sie so wollen –, bis er sich in ein Energiefeld verwandelt.«
     »Und das ist so wichtig?«
     »Wichtig?« Der Professor seufzte. »Was die Theorie betrifft, so verweist Hoffners Formel die heutige Nuklearphysik in die graue Vorzeit der Wissenschaft. Praktisch gesehen, eröffnet er uns damit völlig neue Perspektiven für die Raumfahrt. Unsere Raketen könnten ihre Antriebsenergie aus dem Raum selbst beziehen. Dieses Prinzip wäre dem russischen Konzept des Ionenantriebs haushoch überlegen.«
     »Und glauben Sie, daß Hoffner die Bedeutung seiner Erfin­ dung erkennt?« fragte Chavasse.
     Craig schüttelte den Kopf.
     »Wahrscheinlich weiß er nicht einmal, daß schon Erdumkrei­
    sungen stattgefunden haben. Wenn er wüßte, daß der Mensch die Schwelle zum Weltraum bereits überschritten hat, dann müßte er auf der Stelle die Bedeutung seiner Entdeckung erkennen.«
     »Unglaublich, ganz unglaublich!« murmelte Chavasse.
     »Wir wollen es einmal praktisch ausdrücken«, schaltete sich der Chef ein. »Dieses ganze
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