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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
Autoren: Jack Higgins
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durcheinanderwogende Menschenmenge. Ferguson ist ein guter Agent gewesen, dachte er. Einer der besten, die das Bureau jemals hatte – bis eines Nachts jemand eine Handgranate in sein Schlafzimmer warf. Das war in Algier gewesen. So etwas konnte jedem passieren. Und wenn man noch so vorsichtig ist – irgendwann einmal
    wird deine Nummer in dieser Lotterie gezogen, dachte er.
    Er verscheuchte diese Gedanken und zündete sich eine neue
    Zigarette an. »Was ich dich fragen wollte – dieser Pilot, den du da aufgetrieben hast, Kerensky heißt er, glaube ich – ist er zuverlässig?«
     »Er ist einer der besten Piloten, die ich jemals gesehen habe. Während des Krieges war er bei der Air Force Geschwader­ kommandant und wurde von allen möglichen Leuten mit Orden behängt. Seit ungefähr fünf Jahren arbeitet er hier.«
     »Kommt er denn zurecht?«
     »Bei diesem Job kann eigentlich nichts schiefgehen. Die Bergfliegerei ist so eine Sache, da braucht er sich um die Konkurrenz keine grauen Haare wachsen zu lassen.«
     »Er glaubt also wirklich, daß er mich da rüberfliegen kann?«
     Ferguson lächelte. »Für das Geld, das wir ihm bieten, wird
    Kerensky einen Abstecher in die Hölle riskieren. So ein Kerl ist er.«
     »Wohnt er hier in Srinagar?«
     Ferguson nickte. »Er besitzt ein Hausboot auf dem Fluß – nur
    fünf Minuten von meinem Haus entfernt.«
     Sie fuhren auf der anderen Seite wieder aus der Stadt hinaus. Ferguson bog in einen schmalen Fahrweg ein und hielt vor einem schneeweißen Bungalow. Ein Boy in scharlachrotem Turban und weißer Jacke kam die Stufen von der Veranda heruntergelaufen und nahm Chavasse die Reisetasche ab.
     Im Haus war es angenehm kühl, weil die Jalousien die Son­
    nenhitze abhielten. Ferguson führte Chavasse in ein weißgekacheltes, blitzendes und erstaunlich modern eingerich­ tetes Bad.
     »Hier findest du alles, was du brauchst. Ich habe dem Boy gesagt, daß er dir frische Sachen herauslegen soll. Mich findest du draußen auf der Terrasse.«
     Chavasse nickte und wandte sich seinem Spiegelbild zu. Die Augen waren gerötet, die Müdigkeit hatte tiefe Linien in sein Gesicht gegraben, und am Kinn wucherte ein üppiger Stoppel­ bart. Mit einem schweren Seufzer begann er sich auszuziehen.

    Als er zwanzig Minuten später in Baumwollshorts und saube­ rem, weißem Hemd, die Haare noch feucht von der kalten Dusche, auf die Sonnenterrasse trat, kam er sich wie ein ande­ rer Mensch vor. Ferguson saß unter einem gewaltigen, bunten Sonnenschirm. Von der Terrasse aus erstreckte sich der ge­ pflegte Garten bis hinunter zum Jhelum-Fluß.
     »Du hast hier einen tollen Ausblick«, sagte Chavasse bewun­ dernd.
     Ferguson nickte. »Am Abend ist’s hier noch schöner. Wenn die Sonne hinter den Bergen untergeht, ist es hier einfach märchenhaft, das kannst du mir glauben.«
     Der Diener erschien mit einem Tablett, auf dem zwei hohe Gläser standen. Chavasse trank einen Schluck und stöhnte dann wohlig auf. »Genau das hat mir gefehlt! Jetzt komme ich mir wieder wie ein Mensch vor.«
     »Das freut mich. Möchtest du etwas zu essen?«
     »Ich hab’ schon im Flugzeug gegessen. Wenn du nichts da­
    gegen hast, möchte ich so schnell wie möglich diesen Kerensky kennenlernen.«
     »Einverstanden.« Ferguson stand auf und ging die wenigen Stufen zu der sonnigen Rasenfläche hinunter. Chavasse folgte ihm durch ein Gartentürchen, dann gingen sie nebeneinander den Fußweg entlang.
     »Was ist dieser Tibetaner eigentlich für ein Mensch?« fragte Chavasse.
     »Joro? Du wirst von ihm beeindruckt sein. Er ist etwa dreißig und von einer bemerkenswerten Intelligenz, außerdem spricht er sehr gut Englisch. Anscheinend hat Hoffner dafür gesorgt, daß er als Kind drei Jahre an der Missionsschule verbringen
    konnte. Seitdem läßt Joro nichts auf den alten Mann kommen.«
    »Wo steckt er jetzt?«
    »Er lebt mit einigen seiner Landsleute in einem Flüchtlings­
    lager am Stadtrand. In letzter Zeit kommen eine Menge Flüchtlinge über die Grenze nach Kaschmir.« Er streckte die Hand aus. »Da ist Kerensky!«
     Das rot und golden gestrichene Hausboot war keine vierzig Schritte entfernt am Flußufer vertäut. Auf dem Kabinendach stand ein Mann, der nur eine Badehose trug. Als sie näher kamen, verschwand er mit einem eleganten Kopfsprung im Wasser.
     Chavasse überquerte als erster die Laufplanke und half dann Ferguson herüber, weil der mit seiner Prothese auf dem schwankenden Steg einige
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