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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
Autoren: Jack Higgins
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losfliegen, um so früher sind wir wieder
    zurück, meine ich. – Wann starten wir?«
     »Treffen wir uns um drei Uhr am Flughafen«, schlug Ke­ rensky vor. »Was ist mit dem Tibetaner?«
     »Wir sprechen gleich noch mit ihm«, sagte Ferguson. »Ich sorge dafür, daß er pünktlich am Flughafen ist.«
     Sie erhoben sich. Kerensky nahm sein Glas und sagte ernst: »Bei uns zu Hause sagt man in solchen Fällen: ,Möge uns ein guter Tod beschieden sein!’«
     Er trank aus, stellte sein Glas hin und lächelte auf einmal wieder. »Jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muß nämlich noch mein heutiges Schwimmpensum absolvieren.«
     Er wandte sich ab und hechtete über die Reling ins gelbliche Wasser. Chavasse und Ferguson balancierten über die Lauf­ planke ans Ufer hinüber und kehrten zum Bungalow zurück.

    Auf der Fahrt zum Flüchtlingslager der Tibetaner, wo sie Joro aufsuchen wollten, verhielt sich Ferguson auffallend schweig­ sam. Seine Stirn war leicht gefurcht.
     »Stört dich etwas?« fragte Chavasse.
     Ferguson zuckte die Achseln. »Ach, wahrscheinlich ist es nur Einbildung, aber ich habe den Eindruck, daß Kerensky sich bei der ganzen Geschichte bei weitem nicht so glücklich fühlt, wie er uns weismachen wollte.«
     »Für fünftausend braucht er sich nicht glücklich zu fühlen«, sagte Chavasse.
     »Und – wie steht’s mit dir?« fragte Ferguson mit einem ra­ schen Seitenblick.
     »Gerade du solltest eine solche Frage nicht stellen. Ich gehe dahin, wohin das Bureau mich schickt. Für mich ist das ein Auftrag wie jeder andere. Vielleicht ein bißchen gefährlicher als sonst, aber das ist auch alles.«
     »Machst du dir denn keine Sorgen über das, was dich in Tibet erwartet?« bohrte Ferguson weiter.
     »Natürlich mache ich mir Sorgen. Sonst hätte ich den Auftrag gar nicht übernommen«, antwortete Chavasse.
     Ferguson bog von der Landstraße ab. Sie fuhren mehrere Kilometer weit auf einem unbefestigten Weg entlang, der zwischen saftigen Weiden emporführte. Plötzlich befanden sie sich auf der kleinen Hügelkuppe und sahen unter sich am Ufer eines Flusses zwanzig oder dreißig tibetanische Zelte.
     Es war ein friedliches Bild. Der Rauch von mehreren Herd­
    feuern stieg senkrecht zum blauen Himmel auf. Ein paar Frauen standen bis an die Knie im Fluß und wuschen, wobei sie die Shubas in den Gürtel hochgesteckt hatten. Dazwischen spielten barfüßige Kinder mit viel Geschrei Verstecken.
     Die Zelte bestanden aus Jakhäuten, die zusammengenäht und dann über ein rundes Gerüst aus Zweigen gezogen waren. Jedes Zelt war von einem runden Steinwall umgeben. Von dem Lager ging ein eigentümlicher Reiz aus. Chavasse mußte lächeln, als ein kleiner Junge sie erblickte und seine Kamera­ den durch Zurufe aufmerksam machte. Eine Sekunde später rannte die ganze Meute davon, um die Mütter am Flußufer zu verständigen.
     Die Frauen hielten inne, legten die Hände schützend über die Augen und blickten zu ihnen hoch. In diesem Augenblick galoppierte ein einzelner Reiter über einen fünfzig Schritte entfernten Hügel, trieb ein paar weidende Jaks auseinander und ritt ins Lager hinunter.
     Der Mann trug ein langes Untergewand mit weiten Ärmeln und darüber eine Shuba aus Schaffell, die seine Brust bis zum Gürtel frei ließ. Seine Beine steckten in kniehohen grünen Stiefeln aus Rohleder. Sein Haar war zu beiden Seiten des Kopfes zu Zöpfen hochgebunden. Darauf thronte eine spitz zulaufende Fellmütze. Im linken Ohr trug er einen Silberreif.
     Er zügelte sein Pferd, sprang ab und kam ihnen entgegen, eine seltsam altertümlich anmutende Gestalt. Er war groß und kräftig, und sein gebräuntes Gesicht hatte keine orientalischen Züge. Die hohen Backenknochen und die gerade Nase verlie­ hen ihm etwas Aristokratisches. Die Kinder machten ihm bereitwillig den Weg frei und verneigten sich ehrerbietig.
     »Joro, das ist Mr. Chavasse«, sagte Ferguson.
     Der Tibetaner streckte die Hand aus und sagte einfach: »Ich freue mich, daß Sie hier sind.«
     Chavasse war sofort beeindruckt. Das lag nicht nur an dem einwandfreien Englisch, das Joro sprach. Er war ein Mann, der in jeder Umgebung Eindruck gemacht hätte – intelligent und hart, eine Führerpersönlichkeit. Männer dieses Schlages gehen einem Kampf nicht aus dem Weg, dachte Chavasse.
     Sie gingen ein Stück vom Lager weg und setzten sich ins Gras. Chavasse bot Joro eine Zigarette an, gab ihm Feuer und zündete sich selbst auch eine
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