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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens
Autoren: Johanna Lindsey
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bitte Euer Temperament. Wenn Ihr Streit sucht, kommt zu mir; ich bin darauf vorbereitet, Majestät.«
    Maximilian sprach den Prinzen diesmal mit besonderer Absicht mit seinem neuen Titel an: Er würde ihn auch in Zukunft nicht anders behandeln als früher, nur weil er jetzt König war. Ob Hoheit oder Majestät — er würde dem königlichen Zorn auch weiterhin liebevoll und gelassen entgegentreten.
    Während der Prinz das Schlafzimmer seines Vaters betrat, quälte ihn eine Vorahnung dessen, was ihn dort so erzürnen würde. Aber Max musste doch wissen, dass er mittlerweile nur noch selten die Beherrschung verlor. Gut, er war immer noch ein wenig streitlustig und pflegte kaum Rücksicht auf den Rang seiner Gegner zu nehmen — aber er war jetzt ein erwachsener Mann und stolz darauf, eine gewisse Selbstbeherrschung erlangt zu haben.
    Der einstmalige König von Cardinia lag, von etlichen Kissen gestützt, in seinem Bett, einem riesigen Ungetüm auf einem Podest, das man nur über eine Treppe erreichen konnte. Wenn man auf dem Podest angelangt war, musste man noch weitere Stufen erklimmen, um zu der mit Samt und Seide ausgeschlagenen Lagerstatt des Königs zu gelangen. Am Kopfende aus massivem Gold prangte der königliche Helmschmuck. Auch der übrige Teil des Zimmers war mit verschwenderischem Prunk ausgestattet: Auf dem marmornen Fußboden spiegelte sich warm das Kerzenlicht, die Wände waren mit feinsten Seidenstoffen drapiert und mit den Kunstwerken der größten Maler Europas geschmückt. Einige der Gemälde reichten von der Decke bis zum Fußboden, und alle waren in Rahmen aus purem Gold gefasst . Aber das königliche Schlafgemach unterschied sich damit in nichts von den übrigen Zimmern des Palastes. Überall herrschte ein solcher Überfluss an Gold und Silber, dass kein Besucher an dem ungeheuren Reichtum des kleinen Königreiches zweifeln konnte. Seine Nachbarn mochten zwar über mehr Land verfügen, aber die unzähligen Goldminen, die auf cardinischem Grund lagen, machten es zu einem der reichsten Länder Osteuropas.
    »Er schaut ja jetzt schon so finster drein«, murmelte Sandor, als sein Sohn näher kam. »Meine letzte Mätresse hat mir gestanden, dass du sie mit diesem Blick zu Tode erschreckt hast.«
    »Das überrascht mich gar nicht. Im allgemeinen reicht ja schon mein bloßer Anblick, und die Kinder laufen schreiend zu ihren Müttern.«
    Sandor war betroffen, als er diese Worte hörte. Es herrschte ein unausgesprochenes Einverständnis zwischen ihnen, dieses Thema niemals zu berühren. Hastig ergriff er das Wort. »Wenn Max seine Befugnisse überschritten hat, lasse ich ihm die Zunge abschneiden«, versprach er.
    »Er hat mir lediglich mitgeteilt, dass ich jetzt König von Cardinia bin.«
    »Ah!« Sandor überhörte absichtlich den scharfen Unterton in der Stimme seines Sohnes und ließ sich entspannt in seine Kissen sinken.
    »Komm her«, sagte er und klopfte auf das Polster. »Setz dich zu mir, wie du es früher immer getan hast.«
    Der Prinz sprang, ohne zu zögern, die letzten Stufen hoch und streckte sich am Fußende des Bettes aus. Er stützte sich auf die Ellbogen und sah seinen Vater an — mit der ganzen Geduld, für die er langsam berühmt wurde. In diesem Augenblick wurde Sandor klar, dass es nicht zu einem Streit um seine Abdankung kommen würde, wie unerträglich sein Sohn diesen Entschluß auch finden mochte. Erleichtert atmete er auf. Das war seiner Ansicht nach die einzige Meinungsverschiedenheit, die er zu befürchten hatte. Der Rest gehörte bereits der Vergangenheit an und bedurfte nur noch der Erinnerung.
    »Ja, du bist jetzt König und wirst noch in dieser Woche gekrönt, bevor der Großwesir abreist.«
    »Was, keine in Gold gravierten Einladungskarten an die gekrönten Häupter Europas?«
    Sandor grinste über die sarkastische Bemerkung seines Sohnes. »Wir haben zur Zeit Gäste hier, die acht Monarchien repräsentieren. Drei Prinzen, eine Erzherzogin, verschiedene Grafen — und nicht zu vergessen unseren türkischen Freund. Außerdem logiert auch noch dieser englische Earl bei uns, der Abdul Mustafa bis über unsere Grenzen hinweg verfolgt hat. Diese Leute werden als Zeugen der Zeremonie genügen. Niemand wird später auch nur den geringsten Zweifel daran haben, dass du mein rechtmäßiger Erbe bist und obendrein der König meiner Wahl. Die Liebe deines Volkes ist dir bereits sicher — das einzige, was dir noch fehlt, ist eine Königin an deiner Seite.«
    Der Prinz erstarrte. Tief
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