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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens
Autoren: Johanna Lindsey
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er dem Vater sogar die Gründe genannt, warum er die Janacek-Prinzessin nicht haben wollte — obwohl das sehr unwahrscheinlich war, denn diese Gründe schlummerten in der hintersten Ecke seiner Seele. Aber diese Worte, die hoffnungsvollen Worte eines sterbenden Mannes ...
    »So sei es.«
    Maximilian Daneff jedoch wurde nicht mit derselben Ergebung behandelt, ganz und gar nicht. Aber der Wutanfall, der vor Sandors Gemach über ihn hereinbrach, konnte den Premierminister nicht im geringsten einschüchtern — wenn er auch einen halben Kopf kleiner war als der Prinz und ein wenig zerbrechlich wirkte neben der kampferprobten Gestalt des jüngeren Mannes.
    »Wer erinnert sich heute überhaupt noch an dieses Weibsbild von Prinzessin?« brauste der Prinz auf, sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Maximilian drängte ihn behutsam aus dem königlichen Boudoir, wo Sandor sie vielleicht hören konnte, bevor er antwortete: »Zweifellos jeder, der bei Eurem Verlöbnis zugegen war, das Euch übrigens nicht nur vor unserem Gesetz bindet, sondern auch vor Eurer Ehre.«
    »Du Bastard!«
    »Ich hoffe, Ihr habt Eurem Vater gegenüber etwas mehr Selbstbeherrschung gezeigt.«
    »Halt bloß deine verdammte Klappe, Max!«
    Der Prinz hatte diese Worte ohne Rücksicht auf die Wachen und Diener geschrien, die zwar vorübergehend aus den königlichen Gemächern verbannt worden waren, jetzt aber alles mit anhören konnten. Wenn Max nicht so dickhäutig gewesen wäre, hätte ihn diese Behandlung schwer gekränkt — vor all den Männern, die niedereren Ranges waren als er und nun mit weit aufgerissenen Augen hinter dem Prinzen herstarrten. Aber der tägliche Umgang mit Monarchen hatte ihn gelehrt, sowohl Stolz als auch Temperament zu beherrschen.
    »Ich glaube, Ihr habt nie erwähnt, warum Ihr Euch so gegen diese Heirat sträubt«, rief Max hinter ihm her. Es fiel ihm nicht leicht, mit dem davonstolzierenden Prinzen Schritt zu halten. »Wenn Ihr es mir sagen würdet, vielleicht ...«
    »Was würde das jetzt noch für einen Unterschied machen? Er hat seine letzte Bitte geäußert. Es war kein Befehl, sondern der Wunsch eines Sterbenden. Versteht Ihr denn nicht, was das bedeutet?«
    »Aber natürlich. Einen Befehl hättet Ihr ignorieren können, nicht aber diesen Wunsch, den Ihr nun mit Leib und Seele zu erfüllen versuchen werdet.«
    Der Prinz wirbelte herum, und seine Augen sprühten Funken. »Haben Sie gewusst , dass er mich mit dieser gemeinen List einfangen wollte?«
    Er war zu empört, um auf Antwort zu warten. Maximilian musste sich wieder sehr beeilen, um wenigstens in Rufweite zu bleiben.
    »Nein«, sagte er laut. »Aber es war ein genialer Einfall von Sandor, da er einfach nicht mehr die Kraft hat, Euch wie früher zu etwas zu zwingen.«
    »Verschwinde, Max, bevor ich vergesse, dass du wie ein zweiter Vater für mich warst.«
    Max blieb auf der Stelle stehen, nicht wegen dieser vermutlich ernstgemeinten Warnung, sondern weil er außer Atem war — und weil der neue König in seinem Zorn an dem Korridor vorbeigelaufen war, der zu seinen im Ostflügel des Palastes gelegenen Räumen führte. Der Gang, den er nun entlanglief, war eine Sackgasse, aber es dauerte eine ganze Weile, bevor der Prinz das bemerkte und zurückkam. Max hatte inzwischen genug Zeit gewonnen, um darüber nachzudenken, wie er den jungen Mann dazu bringen könnte, sich in das Unvermeidliche zu schicken — und zwar mit etwas mehr prinzlicher Würde, als er bisher gezeigt hatte.
    Bevor ihn der Prinz wieder mit seinem finsteren Blick erreichen konnte, sagte er daher: »Vielleicht beunruhigt es Euch, dass die Prinzessin in einem Land erzogen wurde, das so verschieden von dem unseren ist, und dass sie deshalb vielleicht ganz andere Vorstellungen vom Leben haben könnte als wir hier. Aber das ist undenkbar — nicht in der Obhut einer Frau wie der Baronin Tomilova, die damals die beste Freundin ihrer Mutter war. Das Kind ist ganz gewiss mit größter Sorgfalt auf seine Bestimmung vorbereitet worden. Die Baronin wird sie gelehrt haben, sowohl ihr Geburtsland als auch den ihr versprochenen Mann zu lieben. Es ist damals übrigens ein wahres Vermögen für ihren Unterhalt bereitgestellt worden, und man kann davon ausgehen, dass sie mit allem Luxus aufgewachsen ist, den eine Prinzessin erwarten darf...«
    »Und verwöhnt von den Haarspitzen bis zu den Zehennägeln, daran habe ich keinen Zweifel.«
    »Wahrscheinlich.« Max grinste. »Aber ihr Aussehen wird Euch gewiss
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