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Geheimnis des Verlangens

Geheimnis des Verlangens

Titel: Geheimnis des Verlangens
Autoren: Johanna Lindsey
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quittierte ihr Ersta unen nur mit einem Schulterzuc ken. »Es war mein Glück, wie es sich später herausstellte. Ich wurde am nächsten Tag gefunden — ein Wunder, sicher, dass ein türkisches Schiff so nahe an mir vorbeisegelte, dass ich gesehen und an Bord genommen wurde.
    Ein Wunder, weil es Gottes Wille war, dass ich beenden sollte, was mein Großvater begonnen hat.«
    Glaubte er das wirklich? Und selbst jetzt, nachdem er es klar ausgesprochen hatte, dass er sie töten würde, änderte sich sein Gesichtsausdruck nicht im geringsten. Falls er einen tiefen, dauerhaften Hass gegen sie hegte, dann sah man es ihm jedenfalls nicht an.
    »Wenn Ihr mich erschießt«, argumentierte sie vernünftig, dann werden augenblicklich meine Wachen hier auftauchen. »Ihr hättet keine Chance zu entkommen. Ihr würdet ebenfalls sterben.«
    »Es wäre mir lieber, wenn ich das verhindern könnte, aber ich bin darauf vorbereitet zu sterben, wenn es sein muss . Und jetzt kommt weg von der Tür da, Prinzessin.«
    Sie bewegte sich langsam davon weg, aber nur weil er jetzt darauf zuging. Zu spät begriff sie, dass er sie wahrscheinlich verschließen wollte, um seine eigenen Chancen auf eine Flucht hinterher zu verbessern. Sie versuchte, ihn abzulenken. »Wie seid Ihr übrigens hier hereingekommen?«
    »Das Fenster da drinnen.« Er wies mit dem Kopf auf das Wohnzimmer. »Ich hielt die Dämmerung für den günstigsten Zeitpunkt, also stellt Euch mein Dilemma vor, als Eure verdammten Frauen derart früh hier auftauchten. Ich hatte kaum genug Zeit, um hinter die Vorhänge zu springen.«
    »Ihr seid zwei Stockwerke hochgeklettert?«
    »Ich bin übers Dach gekommen, das war viel leichter.«
    Und seine Kleider waren von einem ganz hellen Grau, von derselben Farbe wie die Steine des Palastes. Es wäre für jeden Beobachter schwer gewesen, zu erkennen, wie er vom Dach herunterbaumelte.
    »Also habt Ihr Euch den ganzen Morgen über hier versteckt?«
    »Wenn ich irgendeine Tugend besitze, dann Geduld, Prinzessin. Habe ich nicht auch zwanzig Jahre darauf gewartet, dass Ihr Euch endlich wieder zeigt?«
    Sie wünschte, das ganze käme ihr irgendwie wirklicher vor. Wenn sie wenigstens halb soviel Angst hätte wie beim letztenmal, als sie in Gefahr war, würde das sie vielleicht davon abhalten, Dinge zu sagen wie: »Das klingt nicht nach Geduld, das klingt nach Fanatismus.«
    Ihre Bemerkung störte ihn jedoch nicht weiter. Tatsächlich kicherte er sogar, als er die Hand nach der Tür ausstreckte. »Berührt dieses Schloss , und ich schreie«, fuhr sie ihn an. Er zögerte, senkte sogar seine Hand. »Das wäre nicht sehr klug von Euch, Prinzessin.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ihr werdet mich ja sowieso töten. Warum sollte ich Euch nicht mit mir nehmen?«
    »Vielleicht würdet Ihr zuerst gern versuchen, mir die Sache auszureden, so wie es Eure kleine Freundin gerade eben erfolgreich bei Euch getan hat. Ich hätte gar nichts dagegen, Euch ein wenig um Gnade betteln zu hören.«
    »Ich glaube nicht, dass Ihr das jemals hören werdet. Aber Ihr habt ein Messer«, sagte sie mit einem Blick auf den Dolch, der in seinem Gürtel steckte. Sie wusste ganz genau, dass das die Waffe war, mit der er sie töten wollte, wenn es irgend ging, um den Lärm auf ein Minimum zu beschränken. »Auch ich habe ein Messer. Habt Ihr den Mut, das hier fair auszutragen?«
    Er lachte. »Ihr wollt mit mir kämpfen? Ihr glaubt, nur weil ihr mich einmal mit Eurem Messer überrascht habt, könnt Ihr mit dem Ding richtig umgehen?«
    Ihr Blick flackerte ein ganz kleines bißchen, als sie hörte, was er da gerade zugab. »Ihr wart das a lso in dieser Nacht in Danzig.«
    »Natürlich war ich das. Ich hatte dort schon monatelang darauf gewartet, dass Barany mit Euch zurückkam.«
    »Aber woher wusste t Ihr überhaupt, dass er meinetwegen unterwegs war?«
    »Weil sie mich für tot hielten und ich wusste , dass das Euch endlich aus Eurem Versteck bringen würde. Ich hätte diesen Schiffbruch gar nicht besser planen können, selbst wenn er meine eigene Idee gewesen wäre.«
    »Also, Ihr habt mich nicht aufgefordert, mein Messer wegzulegen, was ich übrigens auch gar nicht tun würde. Seid Ihr also bereit, mit der Tradition zu brechen und diesen Kampf fair hinter Euch zu bringen?«
    »Wollt Ihr damit etwa sagen, dass meine Familie sich unfair benommen hat, wo es doch Eure Familie war, die mit dieser Blutrache angefangen hat?«
    »Euer Onkel Yuri hat damit angefangen, indem er sich als
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