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Geheimnis der Leidenschaft

Titel: Geheimnis der Leidenschaft
Autoren: Elizabeth Lowell
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wollte keine Sekunde lang den Anblick versäumen, wenn die Rinder auf die Weiden des Sonnentals zurückkamen.
    Hereford-Jährlinge drängten sich die Rampen der Lastwagen hinunter und strömten über die Weiden wie eine rostfarbene Woge. Der Wind seufzte und wehte durch den Hof und ließ den Staub aufsteigen wie einen goldenen Schleier. Das Brüllen der Rinder erhob sich und begrüßte das goldene Sonnenlicht, das über die zerklüfteten Hänge der Perdidas floss.
    Hope traute ihren Augen kaum, als sie sich an den Zaun der Weide lehnte und beobachtete, wie die Rinder auf ihre Ranch zurückkehrten.
    Martin beobachtete Hope lange Zeit, ehe er zu ihr hinüberging und neben sie trat. Sie wandte sich ihm zu, mit einem Lächeln, das ihn wünschen ließ, sie wäre nicht Rios Frau. Aber er zweifelte nicht daran, dass sie es war. Es hatte in Rios Blick gelegen, als er ihren Namen aussprach - und auch in dem ihren, wann immer sie seinen Namen aussprach.
    »Sie sind wunderschön«, erklärte sie, und ihre Stimme war rau.
    Martin lachte, als er sich die vom Winter schlanken Jährlinge mit den wilden Augen ansah, die über die Weide strömten. »Sie sind eine Rancherin, so viel steht fest. Niemand sonst würde glauben, dass diese zottigen Stiere wunderschön sind.«
    Hope zögerte und sah Martin an. Sie wollte wissen, wie Rio ausgesehen hatte, ob er glücklich oder traurig gewesen war, ob es ihm gut ging oder ob er angespannt gewesen war wie ein zu straff gespanntes Seil.
    So wie sie.
    Ruhelos. Nervös wie der Teufel.
    Wie Rio.
    »Ich habe gar nicht gewusst, dass es im nördlichen Montana nicht genug Wasser gibt«, meinte sie und versuchte auf diese Art, Informationen zu bekommen.
    Martin warf ihr einen belustigten Blick zu. »Nicht in dem Teil, aus dem ich stamme. Ich habe Rio auf andere Weise kennen gelernt.«
    Sie wandte sich um und sah Martin direkt an. Schweigend drängte sie ihn dazu, zu reden und saugte jedes Wort in sich auf, wie das durstige Land das Wasser aufsaugt.
    »Vor zwölf Jahren entdeckte ich drei Männer, die ungefähr vierzig meiner Rinder nach Kanada trieben«, erklärte Martin. »Ich hätte Hilfe holen sollen, aber ich war so schrecklich wütend, dass ich gleich losgestürmt bin. Sie müssen wissen, dass diese Rinder alles waren, was ich damals besaß.«
    Hope stieß einen mitfühlenden Laut aus. Sie wusste ganz genau, wie er sich gefühlt haben musste.
    Martin schüttelte den Kopf und erinnerte sich an den jüngeren und wesentlich unbesonneneren Mann, der er damals gewesen war. Er zog seine Pfeife aus der Tasche, stopfte sie mit Tabak und zündete sie mit einem besonderen Feuerzeug an. Der starke Duft aus seiner Pfeife mischte sich mit dem Geruch nach Rindern, Staub und einem trockenen Wind.
    »Nun ja, um eine lange Geschichte kurz zu machen«, fuhr Martin fort, »diese Viehdiebe haben mich zusammengeschlagen und mich liegen lassen, weil sie glaubten, ich sei tot. Das wäre ich wohl auch gewesen, wenn nicht Rio zufällig vorbeigekommen wäre. Er hat mich wieder zusammengeflickt, hat mich zu einem Arzt gebracht und ist dann verschwunden, noch ehe ich mich bei ihm bedanken konnte.«
    Hope war nicht überrascht. »Er hätte nicht auf ein Dankeschön gewartet.«
    »Nein, Ma’am, er war hinter einem noch viel größeren Fisch her, und den hat er sich auch geschnappt. Als ich eine Woche später wieder nach Hause kam, war jedes einzelne meiner Rinder wieder da, als wäre nichts geschehen.«
    Hope zog scharf den Atem ein. »Und was ist mit den Viehdieben passiert?«
    »Danach habe ich gar nicht gefragt. Und Rio hat es nicht erzählt.« Martin zog heftig an seiner Pfeife, genoss den Rauch und sprach weiter. »Er ist geblieben und hat die Ranch bewirtschaftet, bis ich wieder auf den Beinen war. Ich habe ihm gesagt, dass die Hälfte von allem, was ich besaß, ihm gehörte. Er hat sich geweigert, das anzunehmen und hat gemeint, selbst Gott hätte nur den Zehnten genommen, und Gott wäre verteufelt viel nützlicher als ein Halbindianer.«
    Hopes Augenlider flatterten vor Schmerz um den Mann, den sie liebte, der so viel gab und nur so wenig dafür nahm.
    »Bis jetzt hat Rio mich noch nie um etwas gebeten«, sagte Martin. Und lächelnd fügte er hinzu: »Ich habe in den letzten Jahren sehr viel Erfolg gehabt, auch für Rio.«
    Einige Stunden später fuhren Martin und seine Männer wieder ab. Hope und Mason verbrachten den Rest des Tages damit, die Pipelines zu aktivieren und das Heu zu verteilen, das ihnen noch geblieben
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