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Geheimnis der Leidenschaft

Titel: Geheimnis der Leidenschaft
Autoren: Elizabeth Lowell
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zufrieden und lauschte lächelnd dem Rauschen des Wassers.
    Als Hope nicht antwortete, sah er zu ihr hin. Der abwesende, angespannte Ausdruck in ihrem Gesicht sagte ihm, dass sie mit den Gedanken weit weg war. Er runzelte die Stirn und unterdrückte einen Fluch. So war sie, seit Rio gegangen war. Es war nicht einmal so, dass sie nicht lächelte oder lachte. Sie war einfach anders geworden. Sie war jetzt eine Frau, und von dem Mädchen war nichts mehr geblieben.
    Das Sonnental war ihr immer wichtig gewesen, doch jetzt bedeutete es noch mehr für sie. Es bedeutete ihr alles.
    In den drei Monaten, seit Rio die Ranch verlassen hatte, waren andere Männer gekommen. Sie hatten Hope in die Kirche und zu Barbecues, ins Kino und zu Partys eingeladen. Ihre Antwort war immer die gleiche gewesen, egal, wie gut der Mann auch aussah oder wie anständig er auch war.
    Nein.
    Mason hatte einmal mit ihr geschimpft und ihr gesagt, dass sie ausgehen und ihren Spaß haben sollte. Der Blick, mit dem sie ihn angesehen hatte, hatte ihn zurückzucken lassen, und alles, was sie gesagt hatte, war: Ich bin eine Frau für nur einen Mann.
    Das Geräusch eines schweren Lastwagens, der in den Hof zwischen dem Schuppen und dem Haus gefahren kam, riss Hope aus ihren Herbstträumen. Sie blickte Mason an. Er schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er, »ich habe nichts bestellt.«
    Rio! Er ist zurückgekommen!
    Der Gedanke traf sie wie ein Blitz - heiß und blendend. Sie wusste nicht, dass ein Funke Hoffnung in ihrem Gesicht aufgeblitzt war, als sie sich umwandte und auf das Geräusch zulief. Auch wusste sie nicht, dass jedes Licht aus ihrem Blick verschwand, als sie sah, dass ein Fremder den Wagen fuhr.
    »Haben Sie sich verfahren?«, fragte sie mit ausdrucksloser Stimme, als der Fahrer das Fenster herunterkurbelte.
    Der Mann war mindestens fünfzig, und seine Haut war vom Wetter gegerbt wie die Hügel, und genauso redselig war er auch. »Ist Ihr Name Hope?«
    »Ja.«
    »Wohin wollen Sie es?«
    »Was?«
    »Das Saatgut.« Er deutete mit dem Kinn auf den Wagen hinter sich.
    Sie blickte auf die Ladefläche und entdeckte Säcke mit Hafer und Alfalfa-Samen. »Ich habe kein Saatgut bestellt.«
    Er nickte und wartete ungeduldig darauf, dass sie seine Frage beantwortete und er seinen Wagen abladen und zu seiner Farm zurückfahren konnte.
    »Wenn ich kein Saatgut bestellt habe, dann ist das nicht mein Saatgut auf Ihrem Wagen«, erklärte ihm Hope.
    »Rio hat gesagt, ich solle es bringen. Also habe ich es gebracht.« Er starrte sie an und wartete noch immer darauf, dass sie ihm sagte, wo er das Saatgut abladen sollte.
    Sie starrte zurück, sprachlos. Ein einziges Wort dröhnte in ihrem Kopf, ihrem Körper und ihrer Seele: Rio.
    Verzweiflung lag auf dem unrasierten Gesicht des Fremden. »Wo soll ich es abladen?«
    Mason war hinter Hope getreten. »Sie sagen, Rio hat Sie mit diesem Saatgut hierher geschickt?«
    »Ist das nicht das Land von Hope Gardener?«
    »Das ist ihre Ranch«, sagte Mason.
    »Also, wo wollen Sie es haben?«
    »Ich zeige Ihnen, wo Sie das Saatgut abladen können«, meinte Mason.
    »Wird aber auch langsam Zeit«, murmelte der Mann.
    Der Fremde ließ den Motor wieder an und folgte Mason langsam.
    Verwirrt beobachtete Hope, wie der Mann rückwärts an einen der Lagerschuppen heranfuhr und Sack um Sack des Saatgutes auszuladen begann. Er beantwortete keine Frage, stellte keine und weigerte sich, mehr als eine Tasse Kaffee anzunehmen.
    Nachdem der Mann wieder weggefahren war, standen Hope und Mason Seite an Seite in dem Schuppen und betrachteten die Säcke. Schweigend zog Mason ein abgewetztes Taschenmesser aus der Tasche, klappte es auf und schlitzte einen der Säcke auf.
    Glatt, üppig, rund rieselten die Körner aus seiner Hand zurück in den Sack.
    »Erstklassig«, erklärte er leise. »Wirklich erstklassiges Saatgut.«
    Hope antwortete nicht. Sie steckte einfach ihre Hände bis zu den Handgelenken in das Saatgut, und als sie es dann von einer Hand in die andere rieseln ließ, sah sie in Gedanken Felder mit Alfalfa und dem schimmernden Gold des Hafers vor sich. Das Saatgut war Tausende von Dollar wert. Säcke, gefüllt mit zukünftigen Ernten.
    Mit Rios Saatgut konnte sie beginnen, das Sonnental wieder aufzubauen.
    Als Hope in dieser Nacht schlief, träumte sie von Rios Kind, ihrem Kind, ihrem gemeinsamen Kind, das durch Felder lief, die dicht mit Korn bewachsen waren und auf dem süß die Blüten des Alfalfa dufteten. Der Traum veränderte sich
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