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Geheimnis der Leidenschaft

Titel: Geheimnis der Leidenschaft
Autoren: Elizabeth Lowell
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Traumes.
    Rios Rinder. Rios Heu. Rios Saatgut.
    Rios Brunnen.
    Aber der Traum gehörte ihr, sie träumte ihn für sich selbst und für den Mann, der keine Träume hatte.
    Gerade als die Sonne über dem Eagle Peak aufging und in das Fenster ihres Schlafzimmers schien, ratterten mehrere Pickups auf den Hof der Ranch. Man hörte das Zuschlagen einer Wagentür, dann rief ein Mann, und Hope fuhr in ihrem Bett hoch. Ihr Herz hämmerte wild und hoffnungsvoll.
    Rio?
    Sie zog sich an, schlüpfte in ihre Stiefel und rannte die Treppe hinunter. Der Hof vor dem Schuppen stand voller Pickups, hinter denen Pferdeanhänger hingen. Drei, vier, fünf Wagen, und jeder zog einen Anhänger für vier oder sechs Pferde hinter sich her.
    Die Fahrer kletterten aus den Wagen, streckten sich und riefen einander mit den rauen Stimmen von Männern, die die ganze Nacht nicht geschlafen, sondern Kaffee getrunken und Zigaretten geraucht hatten, etwas zu.
    »Morgen, Ma’am. Sind Sie Hope?«, fragte der Mann, der ihr am Nächsten stand, als er sie entdeckte. Er war groß und schlank, und wie ein warmer Fluss rann der Akzent von Tennessee durch seine Sprache.
    »Ja.«
    »Angenehm, Ma’am«, meinte er und legte den Finger an die Hutkrempe. Er wandte den Kopf, pfiff schrill durch die Zähne und rief: »Yo! Jake! Das hier ist Rios Frau!«
    Jake kam zu ihnen herüber, schüttelte Hopes Hand und fragte dann: »Wo sollen wir unsere Sachen unterbringen?«
    »Was?«
    »Unsere Sachen, Ma’am. Rio hat gesagt, Sie brauchen Hilfe.«
    »Ich kann Sie nicht bezahlen«, erklärte Hope ohne Umschweife.
    Jakes Lächeln war sanft und zeigte seine ein wenig schiefen Zähne. »Machen Sie sich darum keine Gedanken, Ma’am. Wir konnten Rio auch nicht bezahlen. Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, uns zu helfen. Und wir lassen uns davon auch nicht abhalten.«
    »Aber ...«
    »Ma’am«, unterbrach Jake sie freundlich. »Ich hoffe nur, dass Sie uns keine Schwierigkeiten machen. Rios Herz hängt daran, dass wir hier sind.«
    Schließlich führte Mason die Männer in die zweite Unterkunft, wo sie gemeinsam mit dem Saubermachen begannen. Bis auf Jake und den großen Mann aus Tennessee waren die anderen »Männer« wenig älter als fünfzehn.
    Aber sie waren schon ihr ganzes Leben lang mit Rindern und Pferden umgegangen, und das merkte man auch. Pferde in allen Farben wurden aus den Anhängern geführt. Es waren kräftige, erfahrene Ponys, denen man nicht erst erklären musste, welches Ende eines Rindes biss und welches Ende austrat.
    Hope sah zu und sagte sich, dass sie über all das später nachdenken würde, wenn sie aufgewacht war. Im Augenblick genügte es ihr, die vertraute, rhythmische Musik der Hufe auf dem Hof der Ranch zu hören.
    »Ma’am?«, rief Jake.
    »Ja?«
    »Diese hier gehört Ihnen.« Er führte Dusk aus dem Anhänger. »Rio hat gesagt, Sie lieben es, in der Nacht zu reiten, und er hatte Sorge, dass Sie sich vielleicht auf ein unruhiges Pony setzen.«
    Hope wusste nicht, was sie sagen sollte. Seit sie ihre Pferde verkauft hatte, war sie nicht mehr geritten. Sie hatte Angst gehabt, bei einem von Storm Walkers gut gemeinten Bocksprüngen ihr ungeborenes Kind zu verlieren.
    »Rio«, flüsterte sie in den Wind. »Wie kann ich dich vergessen, wenn du mir immer wieder das schickst, was dir gehört?«
    Der kühle Wind strich über ihr Gesicht, ihren Hals, ihre brennenden Augen.
    Aber sie würde nicht weinen. Sie hatte nicht geweint, als Rio sie verlassen hatte, und sie weigerte sich, jetzt zu weinen.
    Rio stand allein auf einer hohen Anhöhe und blickte über das Land, das einmal grün von Wäldern gewesen war. Die Bäume hatten sich schon vor langer Zeit in Steine verwandelt. Das Land hatte viel Wasser gehabt, Wasser, das in der Erde versickert war, Wasser, das älter war als die Menschheit.
    Der Wind heulte um ihn, zerrte an ihn.
    Nun, Bruder , dachte Rio erschöpft, du hast mich im ganzen Westen herumgeblasen. Was jetzt ? Welches unentdeckte Land hast du noch ausgelassen? Welche Geheimnisse hast du mir noch nicht gezeigt?
    Ein Windstoß, so kräftig wie eine Hand, stieß ihn hin und her und zwang ihn dazu, dem Wind den Rücken zuzudrehen, die Augen zu schließen und seinen Hut festzuhalten. Abrupt ließ der Wind nach und wurde zu einem Flüstern, und das Flüstern war ein Name.
    Rio stieg wieder in seinen Wagen und fuhr los.
    Er floh.
    Doch wohin auch immer er ging, der Wind war bereits dort und wartete auf ihn.
    Flüsterte.
    In den Tagen und Wochen, die
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