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Geheime Depeschen #3

Geheime Depeschen #3

Titel: Geheime Depeschen #3
Autoren: Karsten Sturm
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vorbereiten. Diesbezüglich war Anna eine Perfektionistin und hätte eine hervorragende Schauspielerin abgegeben. Das Einzige was ihr etwas zu schaffen machte, war der Umstand, dass sie wegen ihrer neuen Identität den Heiligen Abend alleine verbringen musste. Ihren Freunden und Bekannten musste sie erklären, sie sei auf Geschäftsreise in Asien und tatsächlich flog an diesem Abend eine Anna Sokolow nach Shanghai. Nur dass es nicht Anna war, sondern eine FSB-Agentin, die ihr am ähnlichsten sah. Zum Glück gab es noch die alten Pässe und nicht nur biometrische Ausweise, was einen wesentlich größeren Aufwand bedeutet hätte. Ihre Sekretärin kümmerte sich weiterhin um die Beantwortung der geschäftlichen emails und ihr Double in Shanghai würde entsprechende Weihnachtsgrüße versenden.
    Anna saß vor ihrem Laptop und las zum wiederholten Male das Dossier, dass sie über William Lagrange, seinen Anwalt und Vince Walsh erhalten hatte.
    „wie tickst du?“ fragte sie sich selbst „Auf welchen Typ Frau stehst du? Die beiden Schwedinnen waren blond gewesen und entsprachen eher dem Typ Durchschnitt. Gut, in Schweden waren die meisten Frauen blond. Sie würde ihm das krasse Gegenteil von alldem vorspielen.“ Anna lehnte sich zurück, legte ihre langen, schlanken Beine auf den Tisch und betrachtete lange ein aktuelles Foto von William.
    „Männer funktionierten so einfach. Schöne Frau, etwas Charme, etwas Intelligenz, nicht zu viel,ein wenig fordernd, ein bisschen devot, auf alle Fälle sexy und geringfügig verrucht, das löste in allen einen Mechanismus aus, mittels dessen man ihn wie mit einer Fernbedienung steuern könnte“ dachte sie für sich. Sie hatte keine Informationen darüber, welche Vorlieben er im Bett wohl hatte. Das würde sie jedoch schnell herausgefunden haben. „Hatte sie hier überhaupt die richtigen Dessous und Kleider?“ schoss ihr durch den Kopf. Sie sprang auf, eilte ins Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank.
    „Wie sie sich gedacht hatte, außer einer handvoll wirklich langweiliger Unterwäsche und ein paar unscheinbarer Klamotten vergnügten sich hier drin höchstens die Kleidermotten“ Anna überlegte „sollte sie noch schnell shoppen gehen? Nicht bevor ihre Haare gefärbt waren. Die Gefahr jemanden über den Weg zu laufen, der sie als Anna Sokolow erkannte, war viel zu groß.“ Die Bedienungsanleitung brauchte sie nicht zu lesen. Haare färben war für Anna, wie für andere Frauen der regelmäßige Besuch im Nagelstudio. Zum Glück regnete es nicht, ein paar Schneeflocken flogen am Fenster vorbei. Mit frisch gefärbten Haaren hätte starker Regen die Farbe wieder herausgewaschen.
    „Sie könnte auch am Montag noch einkaufen gehen“ überlegte sie sich, doch ihr war fürchterlich langweilig und die Entscheidung doch loszuziehen schon längst gefallen. Das Mobiltelefon klingelte. Zur Vorsicht hatten sie sich alle mit Prepaid-Handys eingedeckt und unter falschem Namen angemeldet. Das ging nicht mehr überall, nur in einigen Orientläden brauchte man lediglich einen Zettel auszufüllen. Keiner prüfte dort einen Personalausweis. Es klingelte erneut. Niemand außer
    Dimitrij kannte ihre Nummer. Fast niemand. Der Inder aus dem Mobilfunkshop hatte sie auch.
    „Ja? Wer ist da?“ meldete sie sich vorsichtig ohne ihren Namen zu nennen
    „Ah, du bist es! Bananenkind!“ Das war das verabredete Passwort, um sicher zu gehen, dass nicht jemand Drittes sich als Anna ausgab. Sie dachten sich dabei immer Wörter aus, die man im normalen Sprachgebrauch nicht zusammensetzen würde. Und dies war das erste von mehreren, die sie sich zur einwandfreien Identifizierung ausgedacht und auswendig gelernt hatten.
    „Wünsch ich dir auch! Einen Tannenbaum? Nein, hab ich nicht. Sollte ich, ich weiß!“ Anna klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und linker Schulter, weil sie den Kleiderschrank nach etwas halbwegs Annehmbaren durchwühlte.
    „rosa Höschen. Ja, hab ich an? Sag jetzt bloß nicht ihr habt… habt ihr“ Anna war wenig überrascht darüber, dass ihre Kollegen Kameras in ihrer Wohnung installiert hatten, das war das übliche Prozedere. Sie hatte es nur schon aus Gewohnheit verdrängt.
    „Nicht verraten! Ich finde sie selbst“ Anna suchte die Wohnung ab und hatte zugegebenermaßen hierin etwas gefunden, was ihr die Langeweile vertrieb.
    „Eine habe ich“ sie hatte sie in der Nachttischlampe gefunden „wieviele? Sieben? Nummer zwei hab ich auch“ mit einer Hand versuchte sie sich
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