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Geheime Depeschen #3

Geheime Depeschen #3

Titel: Geheime Depeschen #3
Autoren: Karsten Sturm
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Internetprotokollen. Da beschrieb Cunning, seine Motivation sei gewesen, humanistischen Werten zu folgen und er möchte, dass die Menschen die Wahrheit sehen, Gott allein wisse, was nun passiere, ansonsten sei die Menscheit verdammt. Miller kotzte das Geschwafel an.
    „Er hat die Daten einfach auf CD gebrannt und als Musik-Videos von Lady Gaga deklariert?“ Gaga passte aus Millers Sicht.
    Sein Chatpartner hatte am Ende des Protokolls noch vermerkt: „Whistleblow könnte die perfekte Tarnung eines ausländischen Geheimdienstes sein. Sie veröffentlichen, was für sie nicht verwendbar sei und behielten den Rest“ Diese Option hatte Miller auch schon einmal angesprochen, doch wieder verworfen. Mit diesem Eintrag wurde sie wieder aktuell. Russland und China hatten in den vergangenen 3 Jahren ihre strategische Partnerschaft vertieft und schlossen vor kurzem sogar einen Energiepakt für die Inbetriebnahme einer Ölpipeline. Was lief da bei den Kommunisten? Ist dieses „Russland-ist-nicht-mehr-unser-Feind“-Getue lediglich ein Ablenkungsmanöver? Dafür sprächen die unzähligen Russisch-Chinesischen Manöver. Was wäre wenn Whistleblow tatsächlich ein Geheimdienstinstrument wäre? So oder so, sie mussten an diesen Lagrange heran. Und sie müssten Einfluss auf dieses Portal bekommen, koste es was es wolle.
    „Cunning ist soweit, Assistant Director Miller“ ein Second Lieutenant des Stützpunktes stand vor ihm, um ihn abzuholen
    „Er hat darauf bestanden, dass das Gespräch in der Kapelle stattfindet“
    Miller knirschte mit den Zähnen und schluckte seine Wut herunter „na das fängt ja schon mal gut an, werden wir auf einmal noch religiös“ bemerkte er. Der Lieutenant lächelte verhalten, da er nicht wusste ob Miller einen Witz machte oder nicht „Kommen sie hier entlang“. Sie gingen ein Stück durchs Freie. Es regnete, Miller schlug seinen Kragen hoch und erhöhte das Tempo. Bis zur Kapelle war es nicht weit und er wollte nicht wie ein nasser Tropf vor diesem Idioten erscheinen. An der Tür warteten zwei US-Marines, rechts und links von der Pforte postiert. Der Regen bildete bereits eine Pfütze um ihr Schuhwerk und sie sahen aus wie zwei skurrile Tonfiguren, die eine geschmacklose Hausbesitzerin, vor ihren Eingang gestellt hatte. Fehlte nur noch das Schild „Willkommen“ oder „Home, sweet Home“ dachte Miller. Die Tür war offen und gottesfürchtig wie er war, kniete er am Eingang nieder und bekreuzigte sich. Es hatte schon fast etwas Dämonisches, wenn man auf dem Weg zu einem Verbrecher den Herrgott bemühte.
    In der Kapelle war es schummrig. Kleine Laternen und ein paar wenige Kerzen verliehen dem Raum ein fast schon mittelaterliches Ambiente. Cunning saß in der ersten Reihe, bewacht von vier Soldaten. Am Altar stand ein Pfarrer.
    „Was macht der denn hier“ flüsterte Miller dem Lieutenant zu, der diese Frage mit einem Achselzucken erwiderte. Miller kam sich vor wie der Inquisitor in dieser seltsamen, unwirklich scheinenden Umgebung und auch Cunning bemerkte seine Ankunft. Er drehte sich um und lächelte ihn an. Miller hätte sich am liebsten auf dem Absatz umgedreht, doch er wollte Lagrange, so musste er das hier über sich ergehen lassen.
    „Was machen sie hier?“ wand Miller sich an den Pfarrer.
    „Mr. Cunning wünschte es so und ich leiste geistlichen Beistand, mehr nicht. Lassen sie sich nicht von meiner Anwesenheit stören“ Miller passte das überhaupt nicht. Im Verlauf des Gesprächs müsste er ganz alleine mit Cunning sein. Auf weitere Mitwisser konnte er gut und gerne verzichten. Er drehte sich um, Cunning lächelte immer noch. Ein breites, dämliches Grinsen, wie Miller empfand.
    „Peter Cunning, ich bin Assistant Director Miller“
    „vom CIA“ plapperte Cunning dazwischen „ich weiß, man hat mich schon informiert“
    „Ich habe noch einige Fragen an Sie!“ gab er vor „Sie können übrigens jetzt gehen“ wand er sich an die Marines, die mit einem Hackenschlag und einer Links-Wendung fast schon im Gleichschritt aus der Kirche marschierten.
    „Der Pfarrer bleibt hier!“ betonte Cunning.
    „Wenn der Pfarrer hier bleibt, kann ich direkt wieder gehen und ihnen kein Angebot unterbreiten, verstehen sie das?“
    Cunning schaute ihn mit großen Augen an
    „Im Ernst?“ vergewisserte er sich
    „Im Ernst!“ bestätigte Miller.
    „Wenn das so ist. Haben sie trotzdem vielen Dank!“ schickte Cunning den Pfarrer fort, der sich an der Tür noch ein letztes mal herumdrehte.
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