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Geheimcode F

Geheimcode F

Titel: Geheimcode F
Autoren: Ulrike Juergen u Swennen Klauss
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unserer Gemeinde...« Mit jedem Wort wurde ihre Stimme fester und lauter. Das Publikum lauschte gespannt. Françoise trat jetzt ein paar Schritte zurück, um der ersten Darbietung Platz zu machen. Als der Tanz vorüber war, setzte tosender Applaus ein, und die kleinen Darsteller verbeugten sich im Hinauslaufen. Sie mußten schnell ihre Kostüme wechseln. Wieder trat Françoise ins Rampenlicht.
    »Und weiter gehen wir in den Jahrhunderten... Wie schrieb doch der provenzalische Edelmann, der Marquis von Mirabeau, seinem Freund Vauvenargues ... Sie haben ein armes Vaterland, eine Provinz von subalternen Sklaven... Sehen wir, was aus ihnen geworden ist...«
    Über das Mittelalter, Renaissance, Barock und Rokoko näherten sich Handlung und Kostüme der Gegenwart. Françoise machte ihre Sache gut und erntete auch zwischen den einzelnen Epochen herzlichen Beifall. Auch den Kindern konnte man die Freude am historischen Spiel ansehen. Am Ende des ersten Teils der Feier war dann Opa an der Reihe. Er gab, assistiert von Tarzan, eine Clownnummer zum besten, die bei alt und jung gleichermaßen Beifallstürme erntete. Im geheimen hatten die beiden ja schon seit Tagen geprobt, und was hier vor laufender Kamera so improvisiert aussah, war in Wirklichkeit vorbereitet bis ins Detail. Daß Tarzan dann doch bei ein paar Passagen seine eigene Auffassung vom Stück durchsetzte, brachte den alten Herrn fast zur Verzweiflung. Aber das fanden die Zuseher nur noch lustiger, und Opa schließlich auch. Er war der geborene Clown. Der Applaus gab ihm recht.
    Dann kam Fabiolas großer Auftritt. Die Menge applaudierte schon im voraus. Signora Benedetti wartete einen Moment, faßte sich ein Herz und schritt entschlossen in die Mitte der Bühne. Gleichzeitig gingen tausend bunte Lichter an, die die wildromantische Kulisse der Burgruine in ein zauberhaftes Gemälde verwandelten. Fabiola griff nach dem Mikrofon.
    »Meine lieben Festgäste, liebe Kinder! Wie Sie vielleicht in den letzten Tagen erfahren haben, waren gerade einige Jugendliche dieser Gemeinde an der Entführung und Unterbringung vieler Tiere beteiligt. Wir wissen nicht, welchem Zweck diese Tiere zugeführt werden sollten, wir können es nur ahnen. Wir wollen diese Aktion bestimmt nicht zum guten Beispiel machen, aber wir fühlen uns mit dem Schicksal dieser armen Kreaturen so verbunden, daß wir einfach helfen mußten...« Fabiola blickte in die Runde.
    »Als Mitglied unseres weltweiten Bundes zum Schutz aller Tiere muß ich Ihnen sagen, daß mir hier eine Hilfe und Tatkraft zuteil wurde, wie ich sie bisher noch in keinem Land gefunden habe. Leider gibt es aber auch hier — wie überall — Bürger, die den Wert der Tiere nur in barer Münze sehen und sich dafür hergeben, im Auftrag großer Aufkauforganisationen, Haus- und Wildtiere gefangenzunehmen , um sie einem ungewissen Schicksal zuzuführen.« Ihr suchender Blick wanderte über die einzelnen Bankreihen, aber der General war rechtzeitig in der Versenkung verschwunden und tauchte erst wieder aus den unteren Regionen seiner Bankreihe auf, als Fabiola das Thema gewechselt hatte. Bei der Gelegenheit hatte er sehr zu seinem Bedauern feststellen müssen, daß er nicht nach vor und nicht zurück konnte: Die Menschenmassen um ihn herum — unten, am Boden als bedrohliche Ansammlung von hartem Schuhwerk, und oben, auf den Bänken, so zusammengerückt, daß nicht einmal eine Handbreit zwischen den einzelnen Gästen Platz hatte — machten jede Störaktion einfach unmöglich. Er war umzingelt. Eingeklemmt. Seine freundlich grinsenden Nachbarn hätten ihn um nichts in der Welt aus der Bankreihe gelassen, so fasziniert waren sie von dem Schauspiel, das sich ihnen bot. Resigniert setzte sich der alte Gauner wieder auf seinen Platz, dazu verurteilt, den Triumph seiner Gegner zu beobachten.
    »Liebe Kinder! Ich wende mich besonders an euch! Und bitte euch, immer daran zu denken, daß auch das kleinste Lebewesen auf dieser Erde die gleichen Rechte besitzt wie wir Menschen. Laßt mich die Rede des Indianerhäuptlings Chief Seattle vor dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika aus dem Jahre 1855 zitieren: Was ist der Mensch ohne Tiere? Wären alle Tiere fort, so stürbe der Mensch an großer Einsamkeit des Geistes. Was immer den Tieren geschieht, geschieht bald den Menschen. Die duftenden Blumen sind unsere Schwestern, die Rehe, das Pferd, der große Adler sind unsere Brüder. Die felsigen Höhen, die saftigen Wiesen, die Körperwärme des
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