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Geheimcode F

Geheimcode F

Titel: Geheimcode F
Autoren: Ulrike Juergen u Swennen Klauss
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so besonders gut gewesen sein«, maulte Tobias zurück. Der Vater erstickte vor so viel Respektlosigkeit fast an dem Kräcker, den er gerade in den Mund steckte. Er hob prustend die Packung, beließ es allerdings bei einer hilflosen Attacke. Der Blick, den er dafür von seiner Frau einfing, war nicht sehr ermutigend.
    »Du, du... Soll ich dir einmal was sagen, Junge? Du gehst uns ungeheuer...« — er biß wütend in seinen Kräcker — »...auf den Keks!«

    Staub lag über der Landstraße, die mittägliche Sonne brannte auf die trockene Erde Südfrankreichs. Kein Windhauch regte sich. Der Duft von Pinien und Lavendel stand unbeweglich in der heißen Luft. Die Zikaden gaben ihr tägliches Mittagskonzert, auf dessen Pünktlichkeit man sich hier ebenso verlassen konnte wie auf das Erscheinen des Mittagszuges, der auf seinem Weg südwärts dieses Tal durchqueren mußte. Die schmale, staubige Straße lag hell und faul in der Landschaft. In der Ferne konnte man Steinhäuser entdecken, die mit ihren hellen roten Dächern hinter Bruchsteinmauern und stacheligen Hecken hervorguckten. Und dann war da noch der Bahnübergang. Kein Bahnhof, nur die Straße, die die Schienen querte. Gar nicht bemerkenswert, es sei denn, man stand wie Madame Anastasia plötzlich mit dem Auto auf den Gleisen. Der Motor des uralten Fords machte auch nach dem hundertsten Versuch keine Anstalten anzuspringen. Das Fahrzeug bewegte sich keinen Zentimeter weiter. Die Batterie hatte ihren Geist wohl endgültig aufgegeben. Es war unheimlich still.
    Auf den ersten Blick hätte man Anastasia durchaus mit einer Bäuerin aus einer der kleinen umliegenden Ortschaften verwechseln können. Doch dieser Eindruck täuschte, denn wenn man genauer hinhörte, wurde man Zeuge eines seltsamen Sprachenmischmaschs, das so gar nicht einheimisch klang. » Schiskojeno ! Mon Dieu ! Demonio ... Merde ... Mein Gott, ist denn hier niemand? Zu Hilfe! Au secours !«
    Ein Blick auf den Stand der flimmernden Sonne nahm ihr die letzte Hoffnung. Die erste Zikade begann zu zirpen. Zwölf Uhr mittags. Der Bummelzug in den Süden mußte jeden Moment auftauchen. Noch einmal überlegte Anastasia: Nein, sie hatte erst vor kurzem getankt. Nein, auch die Zündkerzen waren in Ordnung, das hatte Jean, der dorfeigene Mechaniker, kürzlich erst überprüft. Der Wagen, so alt er auch war, hatte sie noch nie im Stich gelassen. Nicht einmal damals, bei ihrer Flucht aus der russischen Heimat in die Türkei und später nach Frankreich.
    Mon Dieu , all die armen Menschen im Zug, diese schreckliche Katastrophe! Nicht auszudenken. Warum, in drei Teufels Namen, mußte die Karre nach all diesen Jahren gerade hier, mitten auf den Schienen, streiken? » Merde !« Ein kurzer, gar nicht damenhafter Tritt gegen die Stoßstange des Wagens änderte auch nichts an der Tatsache, daß der rußlanderprobte Veteran sich nicht von der Stelle bewegte. Anastasia fiel auf die Knie und hielt ihr Ohr nach Indianerart an die Schienen gepreßt . Der Zug donnerte heran, kein Zweifel. Laut schreiend lief Anastasia ihm entgegen, in der Hoffnung, ihn doch noch rechtzeitig zum Stehen zu bringen.

    »Na, meine Herren, es ist wieder soweit. Darf ich bitten?« Der junge Mann im gepflegten Livree eines herrschaftlichen Hausdieners legte seine Schützlinge an die Leine. Die beiden Herren, das waren zwei Windhunde, der eine schwarz mit einem weißen, der andere weiß mit einem schwarzen Stern auf der Stirn. Die Tiere tänzelten voll Vorfreude auf den täglichen Spaziergang hin und her. Auf ein Kommando des Butlers liefen sie ausgelassen los und zogen den Mann mit sich. Erst über einen Abhang, der das Haus, eine prächtige Jahrhundertwendevilla mit Ausblick auf das Meer, den Golfe du Lion und den nahe gelegenen Hafen von Sète , zur Küstenstraße hin begrenzte. Dann runter zum Strand. Hier konnten sie unbeschwert herumtollen und kilometerweit laufen. Die Hunde zerrten ungeduldig an den Leinen.
    »Schon gut, wartet doch, ich muß euch erst losmachen!« Die vertraute Stimme des Dieners beruhigte sie nur wenig. »He, vorsichtig! Ihr reißt mich ja um!« Wenige Meter oberhalb des Strandes parkte ein weißer Lieferwagen. Er war dem Butler nicht aufgefallen, denn die Küstenstraße war ein beliebter, wenn auch verbotener Parkplatz für schaulustige Touristen oder Camper. Zwei Gestalten sprangen aus dem Bus. Zielstrebig kletterten sie den kleinen Abhang zur Küste hinunter. Im nächsten Moment wurde dem ahnungslosen Hausdiener eine Pistole in
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