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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind
Autoren: Paul S. Kemp
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Naga Sadow machte keinen Unterschied zwischen einer Verzögerung und einem Versagen.
    Also hatte Saes selbst entschieden, was in dieser Situation richtig war und was falsch. Sein Auftrag hatte Vorrang vor dem Leben der Primaten, die auf dem Mond zu Hause waren – oder besser gesagt: zu Hause gewesen waren.
    Während er ungeduldig auf die Ergebnisse der Sensorscans wartete, fuhr er mit der Fingerspitze über den Griff seines Lichtschwerts. In seiner geschwungenen Form erinnerte es an eine große Klaue. Als schließlich ein hohes Piepen die Entdeckung einer Lignan-Signatur verkündete, rutschte er an den Rand des Sessels und beugte sich nach vorne. Der Bildschirm wechselte zu einer schematischen Darstellung des Mondes. Ein grüner Punkt leuchtete darauf. Nach ein paar Sekunden und einem weiteren Piepen gesellte sich ein zweiter hinzu, dann ein dritter. Saes warf seinem Ersten Offizier einen kurzen Blick zu, aber der starre Gesichtsausdruck und die tentakelähnlichen Fortsätze vor seinem Mund machten es unmöglich abzuschätzen, ob Dor sich freute oder ärgerte.
    »Das ist eine wahre Goldgrube«, meldete sich Korsin von der Omen . »Wir haben mitten ins Schwarze getroffen.«
    Eigentlich hatte nur Saes mitten ins Schwarze getroffen. Korsin war ihm lediglich gefolgt. »Ja«, murmelte der Kaleesh.
    »Es scheint sich um ein gewaltiges Vorkommen zu handeln«, meinte 8K6.
    Immer mehr Schürfdroiden zirpten, und immer mehr grüne Punkte tauchten auf der Karte auf, bis sie zu einem großen, unförmigen Fleck verschmolzen.
    Dor räusperte sich. »Es sieht so aus, als befände sich auf dem Mond mehr Lignan, als wir in der kurzen Zeit einsammeln können«, erklärte er. »Soll ich den Befehl geben, das Plasmabombardement einzustellen, Captain? Weitere Teile der Mondoberfläche zu vernichten erscheint mir … überflüssig.«
    Saes erkannte die Frage hinter der Frage und schüttelte den Kopf. Wenn der Colonel glaubte, ihn zu einer Geste des Erbarmens, der Schwäche verleiten zu können, hatte er sich getäuscht. »Nein, wir werden die gesamte Oberfläche zerstören. Was wir uns nicht rechtzeitig nehmen können, werden wir nach dem Sieg bei Kirrek holen.«
    Dor nickte, und seine Tentakel kräuselten sich über einem schmalen Lächeln. »Jawohl, Sir.«
    Saes fixierte seinen Ersten Offizier mit einem harten Blick. »Und vergesst nicht, Lord Sadow bei Eurem nächsten Bericht hiervon zu erzählen!«
    Dors Augen zuckten hoch, und einen kurzen Moment starrte er seinen Captain erschrocken an, dann glitt sein Blick rasch wieder zu den Kieferhörnern neben dessen Kinn hinab. Die tentakelähnlichen Fortsätze in seinem eigenen Gesicht zuckten erneut, aber diesmal war es kein Lächeln, das sie erzittern ließ.
    Saes gönnte sich eine Sekunde hämischer Genugtuung, ehe er sich wieder dem Hauptschirm zuwandte. Unten auf dem Mond, das wusste er, hatten die Droiden inzwischen die Stahlbohrer aus ihren Unterleibern ausgefahren und sammelten gierig freigelegtes Lignan vom Boden des sterbenden Trabanten auf. Die Kreuzer setzten ihren Beschuss derweil unvermindert fort, und das Leiden der Primaten hallte auf den Schwingen der Macht weiter in Saes’ Bewusstsein. Allerdings war ihr Wehklagen nun deutlich schwächer – die meisten von ihnen waren bereits tot. Bei diesem Gedanken konnte sich der Kaleesh ein Schmunzeln nicht verkneifen. Rasch senkte er den Kopf, damit Dor es nicht sah.
    »Setzt die Shuttles der Herold und der Omen für den Erztransport ein!«, wies er den Massassi dann an. »Wir nehmen so viel davon an Bord, wie in der kurzen Zeit möglich ist.«
    »Verstanden.«
    Drei Standardstunden später war die gesamte Oberfläche des Mondes verbrannt und jedes Wesen, das dort einmal gelebt hatte, in den Flammen untergegangen. Die vierundsechzig Kreuzer hatten das System nach getaner Arbeit verlassen, und nur die Omen und die Herold waren zurückgeblieben. Ein steter Strom von Frachtshuttles pendelte zwischen den Hangars der Schiffe und dem toten Mond hin und her. Die Laderäume füllten sich mit unraffiniertem Lignan, und die unmittelbare Nähe zehntausender Erzblöcke blieb auf Saes nicht ohne Wirkung. Er fühlte sich benommen, beinahe berauscht. Dor und den anderen machtempfänglichen Personen an Bord erging es vermutlich ganz ähnlich, ebenso wie der Besatzung der Omen .
    »Sorgt dafür, dass die Massassi im Zaum gehalten werden!«, sagte Saes an Dor gerichtet. »Das Lignan wird sie ganz wild machen, und wir wollen keine
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