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Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

Titel: Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)
Autoren: Gerald Hörhan
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beim Abtragen des Schuldenberges brauchen, den die Alten jetzt für euch anhäufen. Ohne Migranten würde Mitteleuropa endgültig in Faulheit erstarren oder einfach aussterben.
    Viertens. Ihr werdet nicht mehr der Mittelpunkt der Welt sein, denn die Zukunft der Welt liegt nicht mehr in Europa. Sie liegt auch nicht in den USA oder in Japan. Die Zentren der Welt werden die aufstrebenden Märkte sein. In meinem Schlafzimmer hängen ein paar Porträts großer Investoren wie Warren Buffett und über dem Kopfende meines Bettes prangt ein Eurozeichen. Demnächst werde ich es durch die türkische Lira oder durch den chinesischen Yuan ersetzen müssen.
    Die wirtschaftliche und politische Macht wird sich von den jetzigen Industrienationen nach Brasilien, in die Türkei und nach China, Indien, Indonesien, Korea und Chile verlagern. Die Menschen dort werden zum Teil reicher sein als ihr. Die Zentralen der wichtigsten Konzerne werden von New York, Berlin oder London allmählich nach Neu Delhi, Manila, Jakarta, Rio de Janeiro, São Paulo, Santiago de Chile oder Mexiko-Stadt abwandern. Wichtige wirtschaftliche Entscheidungen werden nicht mehr in Paris oder Rom fallen, sondern in Peking oder Istanbul.
    Die Türkei wird sich allmählich zum wirtschaftlich stärksten Land Europas entwickeln. Die Auslandstürken in Deutschland, Österreich, Frankreich, Holland und der Schweiz dazugerechnet, ist sie jetzt schon das bevölkerungsreichste. Von Hamburg werden mindestens ebenso viele Flüge nach Istanbul wie nach Köln oder München abgehen. Als ich vor zwanzig Jahren anlässlich der Mathematikolympiade in Istanbul war, gab es noch einige Gründe, aus der Türkei auszuwandern. Sie war von Korruption, einer rückwärtsgewandten Politik, Hyperinflation und inneren Konflikten geprägt. Doch jetzt hat die Türkei eine starke Regierung, sie bietet Rechtssicherheit und die Infrastruktur ist gut. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan, so umstritten er ist, tut etwas für die junge Generation. Während sich die EU mit ihren überbordenden Regulierungen selbst stranguliert, lässt er der Wirtschaft freien Lauf. Wenn ich jetzt in Istanbul bin, frage ich mich immer, warum sich so viele türkische Migranten lieber den engstirnigen Rassismus in Mitteleuropa antun, statt am faszinierenden Aufschwung der türkischen Metropole teilzunehmen.
    Eure Eltern, die Aufsteigergeneration nach dem Wiederaufbau, konnten wirtschaftlich gesehen auf fast alle anderen Länder der Welt herabblicken. Ihr solltet euch schon einmal daran gewöhnen, mit dem Kopf im Nacken zu leben und nach oben zu blicken.
    Fünftens. Die Infrastruktur der Welt, in der ihr lebt, veraltet allmählich. Am stärksten fällt mir das bei Trips nach London auf, wo die U-Bahn nur noch begrenzt dazu taugt, von A nach B zu gelangen. Erst vor Kurzem habe ich wieder meinen Flieger verpasst, weil die Piccadilly Line einfach stecken geblieben ist. In Italien sind die Schienennetze eine Katastrophe. Einer meiner Kunden hat sich als Eisenbahnfan einen Luxuszug gekauft, so wie sich andere Leute einen Privatjet leisten. Damit fährt er jetzt in ganz Europa herum, bloß nicht in Italien.
    Neben Griechenland hat auch Belgien, wo immerhin die Hauptstadt der EU liegt, fast schon die Infrastruktur eines Entwicklungslandes. Deutschland und Österreich investieren noch in die ihre, doch Stromnetze, Telefonleitungen, Straßen, Bahnverbindungen oder Flughäfen sind auch hier teilweise nicht mehr zeitgemäß. Die kroatischen Autobahnen sind jedenfalls besser und neuer, und im Vergleich zu China ist der Rückstand zum Teil noch größer. In den USA ist es noch schlimmer als in Europa. In einem fünfzig Jahre alten Kontrollturm des New Yorker LaGuardia-Flughafens müssen die Mitarbeiter wegen eines undichten Daches bei Regen Eimer aufstellen.
    Eure Eltern haben mitleidig geschmunzelt und Abenteuerfotos geschossen, wenn sie durch brasilianische oder türkische Flughäfen zum Taxi gegangen sind. Künftig werden die Brasilianer und Türken in den europäischen Flughäfen mitleidig schmunzeln. Die Hotels in São Paulo sind schon jetzt besser als die in Lissabon und die U-Bahn in Peking ist besser als die in London. Im Tourismus ist es ähnlich. In Velden am österreichischen Wörthersee, wo ich im Sommer gerne bin, hat sich seit dreißig Jahren fast nichts geändert. Wer im April kommt, liegt dort auf feuchten Matratzen, weil die Heizungen nicht funktionieren, und wer sich im Sommer Kühlung in den
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