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Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

Titel: Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)
Autoren: Gerald Hörhan
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Entwicklungsländern verkommen. Die Entwicklungshilfeorganisationen sparen sich dann die Reisekosten nach Asien oder Südamerika, weil sie gleich vor Ort Hand anlegen können. Wenn nicht überhaupt eines Tages türkische, brasilianische oder chinesische Entwicklungshilfeorganisationen zu uns kommen. Die können euch dann mit Spendengeldern aus ihrer Heimat zeigen, wie ihr eine kleine Schneiderei aufmacht, und euren Kindern in improvisierten Schulen unter freiem Himmel Wirtschaftsunterricht geben. In Ungarn und Portugal waren die Chinesen schon, allerdings war ihre Entwicklungshilfe nicht ganz selbstlos. Sie haben Staatsschulden übernommen, um im Gegenzug wirtschaftliche Vorteile in den beiden Ländern zu bekommen.
    Eure Eltern sichern ihre Pfründe noch ab. Sie holen aus dem System noch heraus, was geht, bevor sie in Frührente gehen. Für euch wird nichts mehr da sein. Euch wird sich Europa vor allem von seinen Schattenseiten zeigen.
    Ihr lebt schon jetzt in einem Überwachungssystem mit leicht zugänglichen Bewegungs-, Einkaufs-, Telefon- und Internetdaten, das hemmungsloser in eure Privatsphäre eingreift, als es sich selbst der KGB je hätte träumen lassen. Ihr seid einer Justiz ausgeliefert, die für jede Kleinigkeit so viele Gesetze kennt, dass am Ende wieder nur pure Willkür herrscht, und einer Polizei, die immer stärker gegen statt für euch arbeitet. Wenn Menschen vermisst werden, verrotten sie jahrelang in irgendwelchen Kellern und die Behörden zucken bedauernd mit den Schultern, doch hinter jedem dritten Brückenpfeiler ist inzwischen ein Radargerät auf euch gerichtet. Niemand rührt an den wahren Missständen. Europa entwickelt sich mit seiner jetzigen Struktur zu einem Albtraum, dessen Kosten ihr zu tragen haben werdet.
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Plan B
    Eure Reaktion auf die Entwicklung Europas ist Hoffen, Jammern und im äußersten Fall Demonstrieren. Solange ihr hofft, verhaltet ihr euch artig. Wenn eure Hoffnung schal wird, inszenieren sich ein paar von euch mit coolen Shirts und dunklen Augenringen als No-Future-Generation. Ein paar andere demonstrieren ein bisschen. Widerstand ist das nicht. Eine Kampfansage auch nicht. Eher Bettelei. Bitte, lieber Sozialstaat, vergiss uns nicht.
    Die Wiener Studentenproteste gegen das schlechter werdende Bildungssystem zum Beispiel waren vielleicht als Aufruhr gemeint, in Wirklichkeit aber ein Akt der Hilflosigkeit. Ein Grüppchen von euch besetzte das Audimax der Uni Wien und Österreich sah im Fernsehen zu, bis es eurer Darbietung an Pointen mangelte. Als euch selbst langweilig wurde, seid ihr abgezogen und die Putztrupps der Uni haben eure Plastikflaschen und Burger-Schachteln weggeräumt. Herausgekommen ist dabei nichts.
    Mit steigendem Druck werdet ihr vielleicht noch ein bisschen mehr demonstrieren. So wie die Engländer, die darin schon mehr Tradition haben. Oder wie die Spanier. Die haben Kleinstädte aus Sperrmüll und Trekkingzelten gebaut, um über die ach so schamlose Geldgier der Reichsten herzuziehen. Auch das war nichts weiter als Gejammer. Arme stehen vor der Tür der Reichen und schimpfen. Was soll das bringen?
    Ihr seid nicht von Werten geleitet, wie es eure Eltern in den Sechzigerjahren waren. Auch das Gemurmel der spanischen Jugenddemonstranten vom nordafrikanischen Vorbild war nur peinlich. In Nordafrika ging es um Demokratie, Aufbruch und das Ende der Unterdrückung. Die Ziele waren idealistisch. Das eint und bringt Unterstützer auf den Plan. Euch geht es um persönlichen Nutzen, um Vorteile. Das macht eure Proteste unsexy. Die anderen gesellschaftlichen Gruppen spüren, dass ihr ihnen einfach nur etwas wegnehmen wollt, doch sie haben nichts zu verschenken.
    Als die Spanier ihre Demos ohne Ergebnis abbrachen, hatten sie eine gut klingende Ausrede parat. Die Straßenproteste seien nur der sichtbare Ausdruck einer großen Bewegung gewesen, die sich in den sozialen Netzwerken abspiele. Die Wahrheit ist, dass es keine Jugendbewegung gibt. So, wie ihr es anstellt, wird es auch nie eine geben. Ihr werdet immer bloß eine frustrierte Notwehrgemeinschaft sein, egal wie radikal ihr werdet. In den Häusern, vor denen ihr demonstriert, sitzen keine Täter. Denn schuld sind nicht die bösen Unternehmer und ihre Banker. Schuld ist ein System, das die müden Alten bestimmen. Statt mit eigenen Ideen dagegen anzutreten, habt ihr euch selbst kastriert und es gehorsam verinnerlicht. Jetzt macht es mit euch, was es will, und dagegen auf die Straße zu gehen bringt
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