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Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

Titel: Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)
Autoren: Gerald Hörhan
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Tatendrang der europäischen Mittelstandsgesellschaft, und wenn es keine Kreativität und keinen Tatendrang gibt, gibt es auch sonst nichts.
    Weil ihr nie gegen das Alte revoltiert habt, seid ihr das Missing Link zwischen dem Wirtschaftsaufschwung der Vergangenheit und einem der Zukunft.
    So hübsche Krawatten könnt ihr euch gar nicht umbinden, um dieses Versäumnis wieder wettzumachen. Ich scheiße auf Krawatten. Ich trage zerrissene Jeans, Nietengürtel und Doc Martens, wenn ich Lust dazu habe. Ich habe in der Schule kapiert, dass ich im Rechnen gut bin. Wenn ich damals eine Krawatte umgebunden hätte, um dem System zu gefallen, wäre ich irgendein armes Schwein in einer Buchhaltungsabteilung geworden. Mir war immer klar, dass ich niemals für so ein Leben um sieben Uhr morgens aufstehen würde. Ich bin Jahrgang 1975 und besitze heute rund hundert Wohnungen in Frankfurt, Wiesbaden, Stuttgart und Wien. Ich bin wirtschaftlich unabhängig und ich tue, was ich will. Meistens ist das Arbeiten, weil es mir Spaß macht. Ziemlich oft sind es aber auch wilde Partys. Am besten kann ich mich noch immer auf einem Metalfestival entspannen. Arschkriecher wie ihr dagegen kommen nie weit, auch wenn es manchmal so aussieht. Es fehlt ihnen an Augenhöhe, aufrechter Haltung und eigener Perspektive. Spaß haben sie auch keinen. Ihre Welt ist ziemlich eng und ekelhaft.
    Zweitens. Ihr habt keinen politischen Einfluss. Ihr seid nicht vernetzt und schafft es nicht, Lehrer oder Gewerkschaften auf eure Seite zu ziehen. Eure Lobbyisten sind ahnungslos und haben keinen Zugang zur Macht. Selbst gute Lobbyisten könnten nichts für euch tun. Ihr seid zu wenige und habt zu wenig wirtschaftliche Macht, um eine politische Stimme zu haben.
    Es ist ganz egal, welche Partei ihr wählt. Ihr seid als Zielgruppe für alle Lager uninteressant. In euch zu investieren bringt nichts. Politikern reicht es völlig, im Namen der Jugendpolitik ein paar Besprechungskränzchen einzurichten. Dort produzieren grauhaarige Funktionäre Papiere mit technokratischen Namen. „Sichtweisen und lebensweltliche Perspektiven Jugendlicher zum Thema Herausforderungen der nationalen und europäischen Jugendpolitik“ heißt eines, das ich vor Kurzem gelesen habe. Wie alle kommt es zu dem Schluss, dass ihr Politik scheiße findet.
    Als Reaktion darauf versprechen euch die Politiker alles Mögliche, aber mehr als ein paar Imagekampagnen kommen dabei nie heraus. Diese Imagekampagnen gehen immer nach hinten los, weil auch in der Politik gilt, dass gute Werbung ein schlechtes Produkt nur umso schneller ruiniert. Den Politikern ist das egal. Sie kümmern sich lieber um die Alten, weil die sie an der Macht halten.
    Im Gegensatz zu euch können die Alten sich sehr wohl wehren, weil sie schon jetzt viele sind und ihre Zahl weiter steigt. Sie haben politischen Einfluss. Sie können den Gewerkschaften beitreten und sie bilden den Verwaltungsapparat. Ihre Lobbyisten sind abgedankte Politiker mit jahrzehntelanger Erfahrung. Sie können die Post, die Bahn oder den ganzen Staat lahmlegen. Auf die Stimmen der Alten kommt es an, doch die wählen keine Partei, bloß weil die so nett zum Nachwuchs ist. Sie wählen jene Partei, die nett zu ihnen selbst ist. Das ist ihr demokratisches Recht und ein genetisch programmierter Reflex, der mit dem Alter zunimmt. Je älter ein Mensch wird, desto mehr hat er die Tendenz, sich nur noch um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern.
    Drittens. Ihr kriegt es gar nicht richtig mit, wenn ihr abgezockt werdet. Ihr durchschaut die ökonomischen und politischen Zusammenhänge zu wenig. Bei den Protesten der spanischen Jugend gegen ihre miese wirtschaftliche Lage verpassten die Organisatoren den Demonstranten erst einmal Schnellkurse, damit sie wussten, wogegen sie überhaupt demonstrierten. Sie mussten mit ganz simplen Dingen wie dem Unterschied zwischen einer Zentralbank und einer Kommerzbank anfangen. In Frankreich haben Jugendliche sogar gegen die Anhebung des Rentenalters demonstriert, obwohl sie eine ihrer wenigen Chancen wäre, dass für sie noch etwas vom Sozialstaat übrig bleibt. Sie haben nicht einmal kapiert, dass sie es sind, die dafür bezahlen müssen, wenn die Alten mit 55 in Rente gehen.
    Eure Schulen haben euch die ökonomischen und politischen Zusammenhänge nicht erklärt. Sie sind vor hundert Jahren stecken geblieben. Lehrergewerkschafter, Schuldirektoren, obskure Bildungspolitiker und andere Bürokraten erpressen das Schulsystem und
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