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Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

Titel: Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)
Autoren: Gerald Hörhan
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Pröll von seinem Amt zurück und bekam einen wohldotierten Posten in der staatsnahen Wirtschaft. In Sachen Lehrplan ist inzwischen weder in Deutschland noch in Österreich etwas passiert. Dafür wurde am Bildungssystem weiter gespart.
    Viele von euch glauben trotzdem weiter an den Sozialstaat und dessen guten Willen. Eine meiner ehemaligen Mitschülerinnen hat aus diesem Glauben die letzte Konsequenz gezogen. Sie war in der Schule immer besser als ich und hatte in Betragen immer nur Einsen. Sie hat brav studiert und einmal einen befristeten, schlecht bezahlten Job gehabt. Irgendwann war sie dreißig und arbeitslos. In ihrem Frust schrieb sie Briefe an Politiker. Wann erfüllt ihr eure Versprechen?
    Bis auf einen schrieben alle freundlich und verständnisvoll zurück. Sie gaben ihr Ratschläge, wohin sie sich wenden könne. Einer wollte sich sogar persönlich nach einer Stelle für sie umsehen. Sie freute sich über so viel Engagement. Job hat sie allerdings noch immer keinen. Als ich zuletzt von ihr hörte, erwartete sie ihr zweites Kind und ihr gleichaltriger Mann, dem es beruflich ähnlich ging, litt an Burn-out.
    PS : Eine Zentralbank, auch Notenbank genannt, ist für die Geld- und Währungspolitik eines Landes zuständig. Sie verwaltet die Währungsreserven, refinanziert Geschäftsbanken sowie den Staat und steuert die Zinshöhe. Sie bringt Banknoten in Umlauf, womit sie die Inflation beeinflusst. Eine Geschäftsbank vergibt Kredite, verwaltet Spareinlagen und handelt mit Wertpapieren und verwahrt sie.
    PPS : „Internationaler Finanzkapitalismus“ ist ein Überbegriff für die moderne Form der globalen Wirtschaft, die von Börsen und Aktienmärkten, Investmentfonds, Analysten und Ratingagenturen sowie von Aufsichtsbehörden wie der deutschen BaFin oder der österreichischen FMA geprägt ist. Mangels Kenntnis einer breiten Öffentlichkeit über die im internationalen Finanzkapitalismus wirkenden Kräfte wird er von zahlreichen Verschwörungstheorien umrankt.

zwei
Generation Zero
    Artige junge Leute wie ihr sind nett, aber entbehrlich. Besonders wenn die Zeiten schlechter werden. Deshalb hat die Wirtschaftskrise keine Gruppe so hart getroffen wie euch. Im Juni 2011 lag die Arbeitslosenquote in Deutschland bei 7,4 Prozent und die Jugendarbeitslosigkeit bei 9,1 Prozent. In Österreich waren es 5,6 beziehungsweise 8,2 Prozent.
    Viele Posten bleiben einfach deshalb frei, weil ihr dafür nicht infrage kommt. Vielen von euch mangelt es an den einfachsten Grundkenntnissen. Ich brauche in meiner Firma keine doppelten Doktoren in Physik und Wirtschaft. Ich brauche Leute, die Deutsch und Englisch in Wort und Schrift sowie die Grundrechnungsarten beherrschen und die richtige Arbeitseinstellung haben. Außerdem müssen sie einen gewissen Geschäftssinn und ein Gefühl für Geld haben, Excel, Powerpoint und Word beherrschen sowie Datenbanken benutzen und mit Plattformen wie Facebook und Xing umgehen können. Wenn sie eine wirtschaftliche Ausbildung haben, sollten sie eine Bilanz lesen können, schließlich darf ich auch von einem Arzt erwarten, dass er mit einem Stethoskop umgehen kann. Das ist meistens schon zu viel verlangt. Die wenigsten Bewerber sind in der Lage, online einen Flug zu buchen, vom Bilanzlesen ganz zu schweigen. Bei manchen Absolventen der Wirtschaftsunis muss ich froh sein, wenn sie den Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn kennen. Kein Wunder, dass ihr inzwischen über einen Praktikantenplatz lauter jubelt als einst eure Eltern über einen gut bezahlten Job mit nahezu lebenslanger Beschäftigungsgarantie. Die USA geben den Beschäftigungstrend schon vor. Als Erstes kommen unbezahlte Praktika. Danach entscheiden eure Chefs, wer ein bezahltes Praktikum machen darf. Erst danach gibt es vielleicht einen Job.
    Kathrin, mit der ich vor Kurzem beim Novarockfestival in Nickelsdorf bei Wien war, erzählte mir stolz von einem für sie offenbar besonders interessanten Praktikumsangebot. Ein Jahr in einem bekannten Wiener Theater. Pressearbeit. Vierzig Stunden die Woche. Kathrin ist Berlinerin und hätte nach Wien übersiedeln müssen. Gehalt hätte sie keines bekommen, nicht einmal ein kleines, dafür gab es einfach zu viele Interessenten. Kathrin ist 32 Jahre alt. Herzliche Glückwünsche. Und euch allen viel Erfolg bei der Jobsuche.
    Richtig schlecht sind die Zeiten noch gar nicht, aber das System will euch schon jetzt nicht mehr wirklich. Das macht euch planlos. Ihr wisst nicht, was ihr tun sollt. Woher
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