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Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Titel: Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Autoren: Tom Clancy
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noch ging mit scharfem Knall und dumpfem Wummern Munition hoch. Die Luft war von einem beißenden Dunst erfüllt, der nach brennendem Gummi und Kunststoff roch.
    Obwohl er die Feuerhitze bereits deutlich im Gesicht spürte, zwang sich Moore, ruhig zu bleiben. Er zog die Schuhe aus, knotete die Schnürsenkel zusammen und hängte sie sich um den Hals. Bis zum Ufer sind es fünf Kilometer … allerdings hatte er keine Ahnung, in welcher Richtung dieses Ufer lag. Wohin auch immer er blickte, mit Ausnahme der lodernden Flammen war es stockdunkel. Jedes Mal, wenn er auf die Feuersbrunst schaute, war danach seine Nachtsicht für einige Zeit gleich null.
    Lichtblitz – Lichtblitz – Lichtblitz. Einen Augenblick. Er versuchte, sich zu erinnern. Er begann zu zählen … eins eintausend, zwei eintausend … bei neunzehn wurde er durch drei weitere kurze Lichtblitze belohnt. Jetzt wusste er, wo der Turshian-Mouth-Leuchtturm lag.
    Moore zog Kayani an sich heran, um ihn zu stabilisieren. Der Leutnant, der immer wieder das Bewusstsein verlor, schaute Moore jetzt groß an. Als er jedoch das Feuer vor ihnen bemerkte, geriet er in Panik. Er streckte die Hand aus und packte Moore mit aller Kraft am Kopf. Offensichtlich wusste er gar nicht genau, was er da tat, wie es bei Menschen unter Schock ja oft der Fall ist. Moore musste allerdings sofort darauf reagieren, sonst hätte ihn der rasende Leutnant leicht ertränkt.
    Moore presste also seine Handflächen mit ausgestreckten Fingern an Kayanis Hüften, wobei er diesem die Daumen fest in die Seite presste. Danach drückte er Kayani in eine horizontale Lage zurück. Durch den Hebeleffekt gelang es ihm, den Griff des Mannes zu lösen. Als Moore seinen Kopf wieder frei bewegen konnte, schrie er: »Ganz ruhig! Ich lasse Sie nicht im Stich! Tief durchatmen!« Dann packte er ihn am Kragen. »Ab jetzt ziehe ich Sie. Lassen Sie sich einfach auf dem Rücken treiben.«
    Moore wählte den Seitenschwimmstil, wie ihn die Kampfschwimmer benutzten, wenn sie im Einsatz Lasten hinter sich herziehen mussten. Mit dem Leutnant im Schlepptau schwamm er um die brennenden Trümmer herum. Dabei kamen sie manchmal den hell lodernden Diesellachen bedrohlich nahe. Moores Ohren begannen infolge der ständigen Donnerschläge und der wie ein ständiges lautes Fauchen klingenden Geräusche der Brände allmählich zu schmerzen.
    Kayani blieb ruhig, bis sie auf die Leichen einiger seiner Männer stießen, die reglos im Wasser trieben. Er rief laut ihre Namen, und Moore verdoppelte seine Anstrengungen, um möglichst schnell von ihnen wegzukommen. Trotzdem wurde das Meer immer grausiger. Immer wieder schwammen einzelne Gliedmaßen, hier ein Arm, dort ein Bein, an ihnen vorbei. Vor ihnen tauchte etwas Dunkles auf. Auf dem Wasser trieb ein Turban. Der Turban des Gefangenen. Moore hielt an und schaute nach rechts und nach links, bis er eine leb lose Gestalt ausmachte, die auf den Wellen dümpelte. Er schwamm hinüber und drehte den Körper auf die Seite, bis er das bärtige Gesicht, den schwarzen Overall und den schrecklichen Schnitt quer über die Kehle erkennen konnte, der dessen Halsschlagader durchtrennt hatte. Es war ihr Mann. Moore biss die Zähne zusammen und packte Kayani wieder fest am Kragen. Bevor er weiterschwamm, schaute er in Richtung des Unterseeboots. Es war bereits verschwunden.
    In seiner Zeit bei den SEAL s konnte Moore auf offener See ohne Flossen eine Strecke von 3 , 2 Kilometer in weniger als 70 Minuten schwimmen. Mit einem anderen Mann im Schlepptau war das natürlich nicht möglich, aber er war entschlossen, auch diese Aufgabe zu meistern.
    Er konzentrierte sich auf den Leuchtturm, atmete ruhig und stieß sich methodisch und regelmäßig mit den Beinen vorwärts. Seine Bewegungen waren bedachtsam und flüssig, er vergeudete keine Energie. Jeder Arm- und Beinschwung lenkte die Kraft dorthin, wo sie gebraucht wurde. Immer wieder hob er kurz den Kopf über Wasser, machte einen tiefen Atemzug, um danach seinen Weg mit der Präzision einer Maschine fortzusetzen.
    Plötzlich hörte er hinter sich jemand rufen. Als er anhielt und sich umdrehte, entdeckte er eine kleine Gruppe von vielleicht 10 bis 15 Männern, die ihn mit aller Macht zu erreichen versuchten.
    »Folgt mir einfach!«, rief er ihnen zu. »Folgt mir.«
    Jetzt versuchte er nicht nur, Kayani zu retten. Er musste die übrigen Überlebenden motivieren, mit ihm zusammen das Ufer zu erreichen. Dies waren zwar Marinesoldaten, die ein hartes
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