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Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies

Titel: Gegen alle Feinde - Clancy, T: Gegen alle Feinde - Against All Enemies
Autoren: Tom Clancy
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also bereit, auf seine eigenen Leute zu schießen?«
    »Schon möglich.«
    Moore blieb abrupt stehen, wirbelte herum und starrte seinen Kollegen an. »Der einzige Gefangene, den sie hatten, war unser Taliban-Typ.«
    »Schon gut, Max, ich weiß, was du gerade hinter dir hast.«
    »Schwimm fünf Kilometer mit mir durchs offene Meer, dann weißt du es wirklich.«
    Stone nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen. »Sieh mal, es könnte schlimmer sein. Wir könnten jetzt auch unsere Botschafter in Delhi sein und uns überlegen müssen, wie wir uns so bei den Indern entschuldigen, dass sie keine Atombombe auf Islamabad werfen.«
    »Das wäre nett – denn dort muss ich als Nächstes hin.«

1
    Entscheidungen
    Marriott-Hotel
    Islamabad, Pakistan
    Drei Wochen später
    L eutnant Maqsud Kayani wollte sich bei Moore für seine Rettung bedanken, indem er ihn mit seinem Onkel, dem pakistanischen Armeeoberst Saadat Khodai, bekannt machte. Nach seiner Ankunft in Islamabad fand Moore eine E-Mail mit diesem Vorschlag in seiner Mailbox. Kayani teilte ihm vor dem ersten Treffen sogar mit, dass sein Onkel, der ihre Rettung mit dem Hubschrauber organisiert hatte, wegen eines ethischen Dilemmas in letzter Zeit unter Depressionen leide. Die E-Mail enthüllte zwar nicht die genaue Natur dieser seelischen Krise, aber Kayani betonte, dass eine solche Begegnung sowohl für seinen Onkel wie auch für Moore ausgesprochen nützlich sein könnte.
    Dem ersten Treffen folgten dann viele weitere und lange Gespräche. Moore dämmerte es allmählich, dass Khodai die Namen einiger hoher Armeeoffiziere kann te, die heimlich die Taliban aktiv unterstützten. Darauf hin trank er viele Liter Tee mit dem Oberst und versuchte ihn dazu zu bringen, ihm alles zu erzählen, was er über die Infiltration der Taliban und deren Aktivitäten in den Stammesgebieten im Nordwesten des Landes wusste. Dabei interessierte er sich vor allem für die Re gion, die als Waziristan bekannt ist. Der Oberst zögerte jedoch lange, mit diesen Informationen herauszurücken. Für ihn war das wohl ein schwerer Tabubruch. Moore wurde immer frustrierter, wenngleich er Khodai auch gut verstehen konnte.
    Der Oberst machte sich nicht nur Sorgen um mögliche Gefahren für seine Familie. Er musste auch gegen seine tiefsitzende persönliche Überzeugung ankämpfen, niemals etwas Negatives über seine Offizierskameraden zu sagen oder diese auf irgendeine andere Art und Weise zu verraten, selbst wenn sie ihren Treueid gegenüber Pakistan und seiner geliebten Armee gebrochen hatten. Seine Gespräche mit Moore brachten ihn jedoch allmählich dazu, an seiner Haltung zu zweifeln. Wenn nicht diesem Mann, wem sollte er dann erzählen, was er wusste?
    Eines Abends rief er Moore an und teilte ihm mit, dass er jetzt zu einer Aussage bereit sei. Moore holte ihn in seinem Haus ab und fuhr ihn in das Hotel, wo bereits zwei weitere CIA -Agenten auf die beiden warteten. Auf dem Gästeparkplatz des Marriott stellte er das Auto ab.
    Khodai war gerade fünfzig geworden, und sein dichtes, kurz geschnittenes Haar war bereits voller grauer Strähnen. Seine Augen wirkten müde und klein. Sein vorstehendes Kinn zierte ein schneeweißer Dreitagebart. Er trug Zivilkleidung, eine schlichte Hose und ein Oberhemd ohne Krawatte. Nur die Militärstiefel verrieten seinen Beruf. Sein BlackBerry steckte fest in einem Lederetui, das er jetzt nervös zwischen seinem Daumen und Mittelfinger drehte.
    Als Moore gerade die Autotür öffnen wollte, hob Khodai die Hand. »Warten Sie. Ich habe zwar gesagt, dass ich bereit bin, aber vielleicht brauche ich doch noch etwas Zeit.«
    Der Oberst hatte sein Englisch in der Highschool gelernt und danach die Universität des Punjab in Lahore besucht, wo er ein Ingenieurexamen abgelegt hatte. Trotz seines schweren Akzents verfügte er über einen eindrucksvollen englischen Wortschatz. Sein Tonfall war absolut souverän und beherrschend. Moore konnte gut nachvollziehen, warum er so schnell aufgestiegen war und Karriere gemacht hatte. Wenn er sprach, zog er automatisch die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. Moore entspannte sich, ließ den Türgriff los und sagte: »Sie sind dazu bereit. Und Sie werden sich zuletzt auch selbst vergeben.«
    »Glauben Sie das wirklich?«
    Moore wischte sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Auge, seufzte und antwortete: »Ich wünsche es mir wenigstens.«
    Sein Gegenüber grinste schwach. »Sie haben eine mindestens so schwere Last und Verantwortung zu
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