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Gefrorene Seelen

Gefrorene Seelen

Titel: Gefrorene Seelen
Autoren: Giles Blunt
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Panik zu geraten. Er stand kurz davor, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Seine Zukunft war wie eine Spur, die sich plötzlich im Dickicht verlor.
    Und was war mit dem Rest des Geldes, das gerade noch reichte, um Kellys letztes Semester zu finanzieren? Was sollte er jetzt damit tun? Es Rick Bouchard zurückgeben? Bouchard war nur wegen Drogenhandels verurteilt worden, aber die Liste seiner Verbrechen war lang und umfasste Körperverletzung, Vergewaltigung, bewaffneten Raubüberfall und wenigstens einen versuchten Mord. »Rick Bouchard«, hatte sein Lieutenant in Toronto immer gesagt, »ist ein Ausbund an Dummheit und Grausamkeit, für den man in der Hölle einen Extra-Anbau braucht.«
    Während er mit dem Stück Holz hantierte, merkte Cardinal, dass er nicht das Herz hatte, die Waschbären auszusperren. Wenndas Loch in der Garage für sie den einzigen Zugang zu Wärme und Nahrung darstellte, dann kam es einem Todesurteil gleich, sie auszusperren. Also verkleinerte er das Sperrholzbrett und versah es mit Angeln, so dass eine Tür für die Waschbären daraus wurde. Gute Idee, Cardinal. Wenn er im kommenden Sommer noch hier sein sollte, würde er das Loch dann verschließen.
    Wenn … Es schien immer unwahrscheinlicher. Er war jetzt zehn Jahre beim Police Department von Algonquin Bay. In jedem anderen Job – vorausgesetzt, er bekam überhaupt noch einen – würde er wohl kaum so viel verdienen, dass er die Hypothek für das Haus abtragen, geschweige denn die Heizkostenrechnungen bezahlen konnte.
    Er ging zurück ins Haus und kochte sich einen Kaffee. Es war an der Zeit, dass er sich von seinen privaten Problemen löste und sich mit dem Kummer von Billy LaBelles Eltern auseinandersetzte. Nun, da Fraser tot war, schien kaum noch eine Chance zu bestehen, die Leiche ihres Sohns zu finden. Die LaBelles hatten einen Brief an den
Lode
geschrieben, in dem sie sich beschwerten, dass die Polizei den Mörder umgebracht habe, statt ihn zu fangen. Wie sollten sie jemals Frieden finden?
    Delorme und Cardinal hatten unter sich die Kiste mit Büchern und Papieren geteilt, die sie in Frasers Zimmer sichergestellt hatten. Sie erhofften sich Aufzeichnungen oder Karten – irgendeinen Hinweis auf den Ort, wo sich Billy LaBelles Leiche befinden könnte. Unter den Büchern war pornographisches Zeug mit sadomasochistischem Inhalt und grellen Titelbildern. Auch mehrere Bände der Werke des Marquis de Sade, bestimmte Passagen dick unterstrichen, befanden sich darunter. Cardinal blätterte in einer Enzyklopädie der Folterinstrumente. Auch ein Buch über Märtyrer und die von ihnen erlittenen Qualen gehörte zu Frasers Privatbibliothek. Der Inhalt verursachte Cardinal Übelkeit. Nützliche Hinweise fand er nicht.
    Er wandte sich dem restlichen Stapel Bücher zu. Unter den billigen Taschenbüchern steckte eine voluminöse Studienausgabevon Chaucers
Canterbury Tales.
Cardinal erinnerte sich, dass einige dieser Geschichten ein bisschen schlüpfrig waren, aber dennoch schien Chaucer Welten von Eric Frasers Interessen entfernt.
    Das Telefon klingelte. Nachdem er die übliche Suche nach dem schnurlosen Apparat hinter sich gebracht hatte, meldete sich Cardinal und hörte, wie Lise Delorme Arsenault anschrie, er solle ruhig sein. »Hört sich nach Chaos an«, sagte er.
    »Sie wissen ja, wenn die Katze nicht zu Hause ist … Ich kann aber nicht warten, bis R. J. aus Toronto zurückkommt und der Betrieb hier wieder etwas geordneter läuft.«
    »Ich versuche gerade herauszukriegen, wo Fraser Billy LaBelles Leiche versteckt haben könnte. Warum kommen Sie nicht zu mir herüber, und wir sichten gemeinsam den ganzen Wust und spielen ein paar Ideen durch?«
    »Klingt gut. Jeder Vorwand, von Arsenault wegzukommen, ist mir recht. Wirklich, der Bursche hat eine hohe Meinung von seiner Arbeit.«
    »Wieso? Worum geht es denn?«
    »Sie werden es nicht glauben, John. Sitzen Sie?«
    »Was ist denn los, Lise?«
    »John, die Spurenexperten haben weitere Fingerabdrücke in Frasers Windstar sichergestellt, und zwar überall in seinem Wagen. Auf der Beifahrerseite, am Lenkrad und im ganzen Heckraum. Die Abdrücke stammen von jemandem, der oft in dem Wagen gewesen sein muss. Und noch etwas, John. Sie haben die Tatwaffe. Wir sind zu neunzig Prozent sicher, dass es der Hammer ist, mit dem Todd Curry erschlagen wurde – und auf dem Hammer sind ebenfalls die Abdrücke dieser anderen Person.«
    »Mein Gott. Der Kerl hatte einen Komplizen.«
    »Sie waren zu zweit, John.
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