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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit
Autoren: L Blue
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Ritter heraufbeschworen, dem ihr Herz gehörte. Er trug nun wie seine Hochland-Verwandten einen aus Wolle gewebten Kilt, und die Quetschungen und Schnitte in seinem Gesicht, um die sie sich gekümmert hatte, waren geheilt und verblasst. Sein hellbraunes Haar leuchtete im Mondlicht golden, und seine blauen Augen brachen ihr Herz vor Sehnsucht. Dies war es, was sein Schicksal für ihn bestimmt hatte, ein Prinz aus eigenem Recht zu sein. Er sollte sich nicht nach ihr sehnen, sollte sie überhaupt nicht kennen. Sie war eine Dämonin, ein Monster, zu einer Ewigkeit des Alleinseins verflucht. »Warum hast du mich verlassen?«, fragte er und trat näher. Sie wich am sandigen Ufer einen Schritt zurück.
    »Deine Verwandten waren gekommen«, antwortete sie. »Du brauchtest mich nicht mehr.«
    »Du weißt, dass das nicht stimmt.« Er betrachtete sie ungläubig von oben bis unten, als hätte er gerade erst erkannt, dass sie nackt war. »Mein Gott, du musst frieren!« Er trat näher und nahm seinen Umhang ab.
    »Bleib zurück!« Sie beugte sich herab und hob das raue Wollgewand auf, das sie abgelegt hatte. »Du darfst nicht an mich denken, Gareth.« Sie hielt es vor sich, um ihre Nacktheit zu bedecken, und bemühte sich, nicht zu hören, wie sein Herz schneller schlug. Er hielt sie für einen Engel, seine Retterin, ein sterbliches Mädchen. »Geh zum Schloss deines Großvaters zurück und vergiss mich.«
    »Oh, um Himmels willen …« Er verlor die Geduld und streckte eine Hand nach ihr aus, aber sie lief vor ihm fort, floh in den Wald und ließ das Gewand hinter sich fallen. »Roxanna!«
    Sie hätte ihm eigentlich mühelos davonlaufen sollen, aber sie konnte hören, wie er ihr durch die Bäume näher kam. Sie hätte sich in eine Katze verwandeln und verschwinden, diese Berge verlassen und Kivar folgen sollen. Allein die Tatsache, dass sie bleiben wollte, war Beweis genug dafür, dass sie es nicht tun konnte. »Halt!«, befahl er und bekam ihr Handgelenk zu fassen, bevor sie sich stattdessen zur Flucht entscheiden konnte, und riss sie zurück, damit sie ihn ansah.
    »Lass mich los!« Sie wand sich in seinem Griff, als wäre sie die hilflose Frau, die sie zu sein schien.
    »Das werde ich nicht tun.« Er runzelte beunruhigt, nicht verärgert die Stirn. »Um Gottes willen, Mädchen«, murmelte er und hielt sie mit einer Hand fest, während er mit der anderen den Umhang um ihre Schultern legte. »Wahnsinn ist eine Sache, aber das hier ist lächerlich.« Nun neckte er sie, seine blauen Augen zwinkerten vor Übermut, und ihr Herz krampfte sich wie eine Faust zusammen. Er war genau das Gegenteil von ihr – heiter, während sie schwermütig war, strahlend, während sie düster war. Gut, während sie böse war. Sterblich, während sie untot war.
    »Ich bin nicht wahnsinnig.« Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, aber er wollte es nicht zulassen und hielt sie an den Schultern fest.
    »Oh, nein, ich vergaß«, sagte er noch immer neckend. »Du bist eine Prinzessin aus einem fernen Land, die unter einem Fluch reist. Und im Oktober nackt durch den Wald läuft.«
    »Gareth …«
    »Mein Großvater möchte dir danken.« Er ließ sie los, um ihr das Haar von der Wange zurückzustreichen, und sein Lächeln war wie die Sonne, die sie verloren hatte. »Tatsächlich bin ich mir nicht sicher, ob er glauben würde, dass es dich gibt, wären nicht die Stiche, die du meinem Rücken zugefügt hast. Er denkt, du seiest in Wahrheit ein altes Weib und ich würde fantasieren.«
    »Vielleicht ist es so.« Sie erwiderte sein Lächeln zaghaft und gegen ihren Willen. Wie konnte sie sich gleichzeitig so glücklich und so elend fühlen?
    »Ich tue es noch immer.« Sie spürte, wie ein Teil der Anspannung von ihm wich, und hörte seinen Herzschlag sich wieder verlangsamen. Er strich mit dem Daumen über ihre Unterlippe, die Zärtlichkeit eines Geliebten, und sie erstarrte, denn sie wollte ihn nicht begehren, konnte ihm aber nicht widerstehen. Seine Berührung war für sie wie eine Droge, und alle Wärme und Zärtlichkeit, die Kivar ihr gestohlen hatte, wurde mit diesem wunderschönen Sterblichen zurückgebracht. Aber sie konnte ihn nicht haben. »Mein Onkel würde dich vermutlich auch gerne genau kennenlernen«, fuhr er fort. »Er nimmt es zweifellos übel, dass du mich nicht zum Sterben zurücklässt, wie er es wollte. Du bist hier allein nicht mehr sicher.«
    »Ich fürchte deinen Onkel nicht.« Sein Feind lebte noch. Doch er konnte auch noch immer
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