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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit
Autoren: Christine Feehan
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habe, um sicherzugehen, dass die Verwandlung durchgeführt werden kann, ohne dir zu schaden.
    MaryAnn drückte ihre Hand an ihren Mund, um ein Aufschluchzen zu ersticken. Weinen würde ihn nicht aufhalten. Und psychischer Zwang genauso wenig. Wenn du mich wirklich liebst...
    Sie konnte sein leises Lachen hören. Ich tue das aus Liebe zu dir, sivamet. Geh zurück und setz dich auf das Bett und warte. Falls ich zurückkehre, vollenden wir deine Verwandlung. Wenn nicht, geh zu meinen Brüdern und erlaube ihnen, für dich zu sorgen.
    Seine Stimme war leise und verführerisch. In Gedanken sah er sie schon nackt auf seinem Bett sitzen und auf seine Rückkehr warten. MaryAnn hätte am liebsten etwas nach ihm geworfen. Sie bückte sich nach einem losen Stein auf dem Höhlenboden, holte aus und schleuderte ihn mit aller Kraft gegen den Eingang, außer sich vor Wut darüber, dass Manolito von ihr erwartete, einfach nur brav abzuwarten. Zu hoffen, dass er zurückkommen und sie Sex haben würden. Wilden, hemmungslosen Sex. Und wie recht er damit hatte...
    Manolito, versuchte sie es erneut. Du bedeutest mir genauso viel wie ich dir. Lass uns das zusammen wagen. Lass mich raus. Oder bleib wenigstens mit mir verbunden.
    Ich werde dich nicht gefährden.
    Und damit brach er die Verbindung wieder ab, und MaryAnn fühlte sich allein. So allein. Ihr Herz war so schwer, dass es in tausend Stücke zu zerspringen drohte, als sie zu dem großen Raum zurückging. Falls irgendetwas danebenging ... Wenn sie ihn jetzt verlor ... Wie konnte er ihr das antun? Ihr die Entscheidung einfach abnehmen? Ihre Wut verrauchte, als ihr die jähe Erkenntnis kam, dass sie nichts mehr haben würde, falls er nicht zurückkam. Sie würde nicht einmal mehr einen Grund zur Wut haben. Absolut nichts. Nur Leere, nur ein grauenhaftes schwarzes Loch, das sie irgendwann verschlingen würde.
    »Was hast du dir dabei gedacht?«, flüsterte sie, nicht sicher, ob sie ihm oder sich selbst die Frage stellte. Ohne die Tränen zu beachten, die ihr über das Gesicht strömten, sank sie auf das Bett und schloss die Augen.
    Manolito atmete die kühle Nachtluft ein und sog sie tief in seine Lungen. Er konnte spüren, wie der Wolf sich in ihm regte und alle Eindrücke mit der gleichen Schnelligkeit verarbeitete, wie es sonst nur Karpatianer konnten. MaryAnn hatte ihn mit ihrem Wolfsblut infiziert, und als der Wolf in ihm stärker geworden war, hatte Manolito gedacht, dass seine karpatianischen Eigenschaften ihn entweder bezwingen oder ihm erliegen würden, doch bisher war weder das eine noch das andere geschehen. Der Wolf hatte sich einfach nur in ihm niedergelassen und war still und aufmerksam geblieben. Beide schienen zu koexistieren, doch was würde mit ihm oder dem Wolf geschehen, wenn er ihn heraufbeschwor?
    Manolito blickte zu dem dunklen Himmel auf. Er liebte die Nacht, ihre Schönheit und das Geheimnisvolle an ihr. Er liebte alles Karpatianische. Hatte sich auch MaryAnn so sicher und wohl in ihrer eigenen Haut gefühlt? Hatte es auch ihr so gutgetan, so genau zu wissen, was und wer sie war? All das hatte er ihr unter den Füßen weggezogen. Er hatte erwartet, dass sie das neue Leben und die Liebe, die er ihr schenkte, annehmen würde, ohne jemals die Konsequenzen für sich abzuwägen. Für ihn war Karpatianer zu sein alles. Aber sie hatte ihr Leben ebenfalls geliebt, sie war glücklich und zufrieden gewesen. Und auch das hatte er ihr genommen.
    Manolito? Es war Zacarias, der Verbindung zu ihm aufnahm, und trotz der großen räumlichen Entfernung zwischen ihnen war sie stark. Was tust du ?
    Manolito spürte die Unruhe seiner Brüder und wusste, dass er unabsichtlich ihren Geist berührt hatte, wie immer vor einem großen Kampf. Nur ein kurzes Anrühren, um Lebewohl zu sagen, falls etwas Unvorhergesehenes geschah.
    Mir geht es gut, Zacarias. Aber ich habe Entscheidungen getroffen, die ich bereue. Solltest du einmal in die gleiche Situation geraten, kann ich dir nur empfehlen, vorsichtig zu sein mit deinen Entscheidungen, damit du nichts bereust. Ich habe gelernt, dass mein Weg der richtige ist, doch andere Wege sind es sicher auch.
    Ein kurzes Schweigen entstand. Zacarias hatte schon immer die Fähigkeit gehabt, zu viel zu sehen. Was du tust, ist gefährlich.
    Manolito tat die Bemerkung mit einem gleichgültigen Schulterzucken ab, obwohl sein Bruder ihn nicht sehen konnte. Alles, was wir während unseres langen Lebens getan haben, war gefährlich. Bitte unterrichte Mikhail
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