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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit
Autoren: Christine Feehan
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im Stich gelassen worden? Von seinen Brüdern? Er schüttelte ablehnend den Kopf, was ihn jedoch teuer zu stehen kam, da der Schmerz sich dadurch noch verschärfte und regelrechte Stacheln seinen Schädel zu durchbohren schienen.
    Er erschauderte, als die Schatten näher krochen, ihn umzingelten und Formen annahmen. Blätter raschelten, und das Buschwerk bewegte sich, als würde es von unsichtbaren Händen berührt. Eidechsen flitzten aus dem verrottenden Unterholz und rannten davon, als hätte ihnen irgendetwas Angst gemacht.
    Manolito zog sich ins Gebüsch zurück und blickte sich wieder misstrauisch um. Diesmal suchte er nicht nur auf der Erde, sondern auch unterhalb von ihr die nähere Umgebung ab. Er sah jedoch nur Schatten und nichts aus Fleisch und Blut, das auf einen nahen Feind hinwies. Er musste sich zusammennehmen und herausfinden, was hier vorging, bevor die Falle zuschnappte – denn er war sich absolut sicher, dass es hier irgendwo eine Falle gab und er drauf und dran war hineinzutappen.
    Während seiner Zeit als Vampirjäger war Manolito viele Male verwundet und vergiftet worden, und dennoch hatte er überlebt, weil er stets seinen Verstand benutzt hatte. Er war mit allen Wassern gewaschen, vorsichtig und sehr intelligent. Kein Vampir oder Magier würde ihn bezwingen, ob er nun krank war oder nicht. Und falls dies alles Halluzinationen waren, musste er einen Weg finden, den Bann zu brechen, um sich zu schützen.
    Dunkle, böse Schatten bewegten sich durch seinen Kopf. Manolito ließ seinen Blick über die üppige Vegetation des Dschungels gleiten, doch statt eines einladenden Zuhauses sah er nur die gleichen, sich langsam bewegenden Schatten, die ihre gierigen Klauen nach ihm ausstreckten. Dinge bewegten sich, Banshees heulten, und fremdartige Kreaturen versammelten sich in dem Buschwerk und am Boden.
    Das ergab keinen Sinn, nicht für jemanden von seiner Art. Die Nacht hätte ihn willkommen heißen, ihn trösten und in ihren wundervollen Frieden einhüllen sollen. Die Nacht hatte immer ihm und seiner Spezies gehört. Jeder Atemzug, den er tat, hätte ihn mit Informationen überfluten müssen, doch stattdessen spielte sein Verstand ihm Streiche und ließ ihn Dinge sehen, die nicht da sein konnten. Er konnte eine unheimliche Sinfonie von Stimmen hören, die ihn riefen und immer lauter wurden, bis ihm schier der Kopf platzte von dem Gestöhne und den jämmerlichen Schreien. Knochige Finger streiften seine Haut, Spinnenbeine krabbelten über ihn, sodass er wild die Arme schwenkte, sich auf Brust und Rücken schlug und verzweifelt versuchte, die unsichtbaren Netze abzustreifen, die an seiner Haut zu kleben schienen.
    Wieder erschauderte er und zwang sich, ganz tief durchzuatmen. Was er sah und fühlte, konnten eigentlich nur von einem sehr mächtigen Vampir erzeugte Halluzinationen sein. Und falls es so war, konnte er seine Brüder nicht um Hilfe rufen, bis er wusste, ob er nicht nur der Köder war, um auch sie in das Netz hineinzuziehen.
    Er presste beide Hände an seine Schläfen und zwang sich, sich zu konzentrieren. Er würde sich erinnern. Er war ein alter, mächtiger Karpatianer, der von dem früheren Prinzen Vlad auf Vampirjagd geschickt worden war. Vlads Sohn Mikhail hatte schon Jahrhunderte zuvor die Führung ihres Volkes übernommen. Manolito konnte spüren, wie sich das Bild zusammenfügte, als seine Erinnerungen nach und nach zurückkehrten. Er war weit entfernt gewesen von seinem Zuhause in Südamerika, weil er von dem Prinzen zu einer Versammlung in den Karpaten gerufen worden war, einer Feier des Lebens, zu Ehren von Jacques' Gefährtin, die ein Kind zur Welt brachte. Doch nun schien er in einem ihm vertrauten Teil des Regenwaldes zu sein. War es möglich, dass er das nur träumte? Er hatte noch nie geträumt, soweit er sich erinnern konnte. Wenn ein karpatianischer Mann Ruhe in der Erde suchte, stellte er die Tätigkeit seiner Lungen und seines Herzens ein und schlief wie ein Toter. Wie konnte er da träumen?
    Wieder riskierte er einen Blick auf seine Umgebung. Sein Magen verkrampfte sich, da die grellen Farben ihn blendeten und ihm Kopfschmerzen und Übelkeit verursachten. Nach Jahrhunderten, in denen seine Augen immer nur Schwarz, Weiß und Grautöne gesehen hatten, enthielt der Dschungel um ihn herum nun viel zu aggressive Farben mit seinen leuchtenden Grüntönen und einer wahren Orgie farbenfroher Blumen zwischen den Schlingpflanzen, die sich an den Bäumen emporrankten. Sein Herz
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