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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit
Autoren: Christine Feehan
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sprengte ihm fast die Rippen, und seine Augen brannten. Blutstropfen rannen ihm wie Tränen über das Gesicht, als er die Augen zusammenkniff und versuchte, seine Benommenheit und das Schwindelgefühl unter Kontrolle zu bringen, während er den Regenwald betrachtete.
    Gefühle stürmten auf ihn ein. Er schmeckte Furcht auf seiner Zunge, was er nicht mehr erlebt hatte, seit er ein Knabe gewesen war. Was ging hier vor? Manolito bemühte sich, Ordnung in das ungewohnte Durcheinander in seinem Kopf zu bringen, alles Überflüssige daraus zu entfernen und sich auf das zu konzentrieren, was er von seiner Vergangenheit noch wusste. Er hatte sich gerade noch rechtzeitig vor eine menschliche, von einem Dämon besessene Frau geworfen, als sie ein vergiftetes Messer nach Jacques' und Sheas ungeborenem Kind geschleudert hatte. Noch immer spürte er den Schock beim Eindringen der Klinge, das Zerreißen seines Fleischs unter der gezackten Schneide, die seine Organe durchschnitten und ihm den Bauch aufgerissen hatte. Feuer hatte sein Innerstes in Brand gesetzt und sich sehr schnell verbreitet, als das Gift sich einen Weg durch seinen Kreislauf gebahnt hatte.
    Sein Blut floss in Strömen, und das Licht verblasste schnell. Er hörte aufgeregte Stimmen, spürte, wie seine Brüder nach ihm griffen, um ihn auf der Erde festzuhalten. Das hatte er sehr deutlich in Erinnerung, die Stimmen seiner Brüder, die ihn anflehten – nein, ihm befahlen, bei ihnen zu bleiben. Aber er hatte sich in einem dunklen Reich befunden, in dem Banshees heulten und Schatten aufzuckten und nach ihm griffen. Skelette. Dunkle spitze Zähne. Klauen mit scharfen Krallen. Spinnen und Kakerlaken. Zischelnde Schlangen. Die Skelette kamen immer näher, bis ...
    Manolito verschloss sein Bewusstsein vor seiner Umgebung und auch sämtliche allgemeine Kommunikationspfade, um zu verhindern, dass irgendjemand seine eigenen Ängste schüren konnte. Es mussten Halluzinationen sein, die durch das Gift an jener Messerklinge verursacht worden waren. Denn obwohl er seinen Geist vor jedem weiteren Eindringen verschlossen hatte, war irgendetwas Böses dort bereits präsent.
    Feuer umringte ihn, prasselnde Flammen flammten gierig auf und streckten sich wie obszöne Zungen nach ihm aus. Aus der Feuersbrunst traten Frauen, Frauen, die er im Laufe der Jahrhunderte benutzt hatte, um sich zu nähren, und die schon lange tot waren für die Welt. Sie begannen, ihn von allen Seiten zu bedrängen. Mit ausgestreckten Armen und weit aufgerissenen Mündern beugten sie sich zu ihm vor und ließen ihn durch eng anliegende, tief ausgeschnittene Kleider ihre freizügig dargebotenen Reize sehen. Sie lächelten und winkten ihm mit großen, erwartungsvollen Augen, und das Blut, das seitlich an ihrem Nacken hinunterlief, war so ...
    verlockend, dass der Hunger in Manolito sich verschärfte und ihn schier rasend werden ließ vor Hunger.
    Die Frauen, die das zu spüren schienen, riefen ihn und versuchten, ihn in ihren Bann zu ziehen, indem sie stöhnten, sich wie in sexueller Ekstase wanden und sich auf anzüglichste Weise selbst berührten.
    »Nimm mich, Manolito«, lockte eine.
    »Ich gehöre dir«, rief eine andere und streckte bittend ihre Hände nach ihm aus.
    Der Hunger zwang ihn aufzustehen. Er konnte schon die köstliche warme Flüssigkeit auf seiner Zunge spüren und war verzweifelt bemüht, sein inneres Gleichgewicht wiederherzustellen. Dazu brauchte er Blut, und diese Frauen würden es ihm geben. Manolito lächelte sie an, mit diesem langsamen, verführerischen Lächeln, das der Beutenahme stets vorausging. Als er einen Schritt vortrat, stolperte er, und seine innere Anspannung verschärfte sich zu einem schmerzhaften Stechen in seinem Magen. Er konnte sich gerade noch mit einer Hand auf dem Boden abstützen, bevor er fiel. Aber der Boden bewegte sich, und plötzlich konnte er die Gesichter der Frauen in der Erde und dem verfaulenden Laub sehen. Die fruchtbare schwarze Erde verlagerte sich, bis Manolito umringt war von diesen Gesichtern, deren Augen ihn mit anklagenden Bücken maßen.
    »Du hast mich getötet. Mich umgebracht.« Die vorwurfsvollen Worte waren leise, aber eindringlich, die Münder wie in sprachlosem Entsetzen aufgerissen.
    »Du hast meine Liebe genommen, alles, was ich zu geben hatte, und mich dann verlassen«, beschuldigte ihn eine andere Stimme.
    »Du schuldest mir deine Seele«, erklärte eine dritte.
    Manolito wich mit einem warnenden Fauchen vor ihnen zurück. »Ich habe
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