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Gefangene deiner Dunkelheit

Titel: Gefangene deiner Dunkelheit
Autoren: Christine Feehan
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böse an. »Ich habe kein Interesse an euren Reizen.«
    Fühl mich. Berühr mich, und du wirst wieder etwas empfinden. Meine Haut ist zart. Ich kann dir den Himmel auf Erden zeigen. Du brauchst mir nur noch einmal deinen Körper zu überlassen, dann wirst von mir so viel Blut bekommen, wie du willst.
    Schatten bewegten sich überall um ihn, und die Frauen krochen aus dem Blattwerk und den Schlingpflanzen hervor, stiegen aus der Erde selbst empor und streckten verführerisch lächelnd ihre Hände nach ihm aus.
    Manolito empfand etwas ... aber es war ein derartiger Abscheu, dass er die Zähne bleckte und den Kopf schüttelte. »Ich würde sie nie betrügen«, sagte er. »Eher würde ich verhungern.« Was er sagte, klang wie ein Fauchen, ein warnendes Knurren, das tief aus seiner Kehle kam, und es war ihm völlig ernst damit.
    »Ein solcher Tod würde zur ewig währenden Qual.« Die Stimmen waren jetzt nicht mehr so verführerisch, sondern eher verzweifelt, quengelig und mehr nervös als anklagend.
    »Dann sei es so. Ich werde keinen Verrat an ihr begehen.«
    »Das hast du schon getan!«, schrie eine der Frauen. »Du hast ihr ein Stück ihres Herzens gestohlen. Du hast es ihr gestohlen und kannst es ihr nicht mehr zurückgeben.«
    Manolito durchforschte sein unvollständiges Gedächtnis. Für einen Moment nahm er den Anflug eines Duftes wahr, eines Duftes nach etwas Sauberem und Frischem zwischen all dem Verfall und dem Verwesungsgeruch um ihn herum. Er konnte sie auf seiner Zunge spüren. Sein Herz schlug wieder stark und regelmäßig. Alles in ihm entkrampfte sich. Seine Gefährtin existierte!
    Er atmete tief ein und wieder aus, um die aufdringlichen Schatten zu vertreiben, aber ein sogar noch tieferer Schmerz durchzuckte ihn. »Sollte ich tatsächlich eine solche Verfehlung gegen sie begangen haben, werde ich tun, was immer sie auch will.« Hatte er sich so an ihr versündigt, dass sie ihn verlassen hatte? War das der Grund für diesen merkwürdigen Kummer, der ihm das Herz so schwer machte?
    Die Gesichter um ihn herum lösten sich auf, als die Gestalten noch mehr verschwammen, bis sie nur noch heulende Schatten waren und endlich auch die Übelkeit in seinem Magen nachließ, obwohl sein Hunger inzwischen so groß war, dass er ihn von innen her geradezu zerfraß.
    Er hatte eine Gefährtin. An diese Gewissheit klammerte er sich nun. Eine schöne, vollkommene Frau, die dazu geboren war, seine Gefährtin des Lebens zu sein. Geboren für ihn. Für ihn allein ... Seine Raubtierinstinkte erwachten schnell und scharf. Ein Knurren entrang sich seiner Brust, und der allgegenwärtige Hunger bohrte und nagte immer unerbittlicher an seinen Eingeweiden, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Manolito hatte Jahrhunderte ohne Farben gelebt, eine lange, emotionslose Zeit, die sich immer weiter ausgedehnt hatte, bis sich der Dämon erhoben hatte und er nicht mehr die Kraft oder den Wunsch gehabt hatte, dagegen anzukämpfen. Er war so nahe daran gewesen, sich der Finsternis zu überlassen! Das Töten war zu etwas Alltäglichem und die bloße Nahrungsaufnahme immer schwieriger geworden. Jedes Mal, wenn er seine Zähne in lebendiges Fleisch geschlagen und das pulsierende Leben in Venen gefühlt hatte, hatte er sich gefragt, ob dies der Moment sein würde, in dem er seine Seele endgültig verlor.
    Manolito erschauderte, als die Stimmen in seinem Kopf wieder lauter wurden und selbst die Geräusche des Dschungels übertönten. Ein stechender Schmerz erwachte hinter seinen Augen, der zu einem unerträglichen Brennen wurde. Waren es die Farben? Sie, seine Gefährtin, hatte ihn wieder Farben sehen lassen. Wo war sie ? Hatte sie ihn verlassen? Die Fragen stürmten schnell und laut auf ihn ein und vermischten sich mit den Stimmen, bis er versucht war, seinen Kopf gegen den nächsten Baum zu schlagen. Sein Gehirn schien ebenso in Flammen zu stehen wie jedes andere Organ in seinem Körper.
    Vampirblut? Es brannte wie Säure. Manolito wusste das, weil er Hunderte, ja, vielleicht sogar Tausende von Vampiren gejagt und getötet hatte. Einige waren Jugendfreunde von ihm gewesen, und er konnte sie in seinem Kopf jetzt schreien hören. In Ketten liegend und verbrannt. Von endlosem Kummer und Verzweiflung zerfressen. Das Herz zersprang ihm fast in seiner Brust, und er ließ sich wieder auf der fruchtbaren Erde nieder, in der er gelegen hatte, und versuchte, sich darüber klar zu werden, was real und was Halluzination waren. Als er die Augen
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