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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis
Autoren: Richards Emilie
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Sinnlosigkeit bewusstwurde. Es gab nichts, das ihn vor der Wucht des Orkans hätte bewahren können. Er öffnete die Tür und sie wurde ihm aus der Hand gerissen. Er war in Sekundenschnelle durchnässt. Ein Blick auf die Reifen bestätigte seine Befürchtung. Er hatte sich in einer Spurrille festgefahren, die er mit seinen durchdrehenden Reifen vertieft hatte. Er brauchte etwas, das er unter die Reifen schieben konnte. Wind und Regen waren inzwischen so heftig, dass das Gehen sich in einen Albtraum verwandelte. Er hangelte sich am Straßenrand entlang, um nach Zweigen zu suchen, aber es gab dort keine Bäume. Am Wagen zurück, öffnete er den Kofferraum und betete, dass er irgendetwas fand, was ihm helfen würde. Aber der Kofferraum war leer.
    Nun blieb ihm keine andere Wahl: Er musste zu den Häusern zurückgehen, die er gesehen hatte. Falls niemand dort wäre – und weshalb hätte jemand dort sein sollen? –, wäre er gezwungen, die ganze Straße bis zum Highway zurückzugehen, um jemanden anzuhalten, der ihn in Sicherheit brachte.
    Mit verschränkten Armen und geducktem Kopf rannte er gegen den Wind. Der Wetterbericht hatte zu lange gewartet. Sie hatten Tage Zeit gehabt für diese Prognose, aber sie hatten abgewartet, bis es fast zu spät war. Ferris war immer noch ein mächtiger Mann. Er würde eine Untersuchung verlangen.
    Wasser rann ihm über die Füße. Als er eine Schlange entdeckte, die vor ihm über die Straße schwamm, erschauderte er. Der Sumpf war zu nah. Er versuchte, schneller voranzukommen, aber jedes Mal, wenn er sich beeilte, geriet er in einen Sog, bis er zu den Knien im Wasser stand.
    Als die Gebäude endlich auftauchten, durchfuhr ihn ein Schauer der Erleichterung.
    Seit er das Cottage verlassen hatte, hatten immer wieder Blitze den Himmel erleuchtet, aber nun schien der Orkan sekündlich näher zu kommen. Inzwischen galt seine Sorge, nicht tödlich von einem Blitz getroffen oder nach New Orleans geweht zu werden.
    Die Gebäude begannen Form anzunehmen. Er sah die hochaufragenden Dächer und die schlanken Pfähle, auf denen sie thronten. Ferris stolperte in ihre Richtung und achtete sorgfältig auf den Grund unter seinen Füßen. Selbst wenn niemand zu Hause war, konnte er sich ein paar Minuten im Schutz des ersten Hauses ausruhen. Und seinen Weg dann fortsetzen, wenn er wieder dazu in der Lage war.
    Ferris blickte noch einmal hoch und sah, dass er vorwärts kam. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Minuten vergingen.
    Als er das nächste Mal aufblickte, entdeckte er eine Baumgruppe – Wassereichen, deren Blätterdach dem Dach eines Hauses glich. Die Stämme sahen aus der Entfernung aus wie Pfähle.
    „Nein!“, schrie er entsetzt, aber der Wind blies es ihm wieder ins Gesicht zurück. Er war von der Straße abgekommen. Als der Wind über ihn hergefallen war, hatte er die Straße verlassen. Der Grund hatte sich von Anfang an schwammig angefühlt. Er hatte die Orientierung verloren.
    Ferris wusste nicht mehr, wo er war. Er hätte zwar umkehren können, aber in welche Richtung? Wenn er den falschen Weg wählte, landete er im Sumpf. Panik ergriff Besitz von ihm, obwohl er tapfer versuchte, sich dagegen zu wehren. Im Schwemmland wuchsen keine Bäume und erst recht keine Wassereichen. Eichen standen auf festem Boden. Und wo es im Süden Louisianas festen Boden gab, da gab es oft auch Straßen. Wenn er einen Weg durch das Unterholz finden würde, würde er vielleicht einen schnelleren Weg zum Highway entdecken. Und selbst wenn nicht, dann würde er im Schutz der Bäume vielleicht seine Fassung wiedererlangen.
    Ihm blieb keine andere Wahl.
    Ferris ging auf die Bäume zu. Er schob die Hände in die Hosentaschen, um sie vom Zittern abzuhalten. Seine Finger ertasteten etwas Glattes und Fremdes. Langsam, Perle für Perle, zog er einen Olivenholz-Rosenkranz aus der Hosentasche.
    Hughs Rosenkranz.
    Er wollte ihn ins Wasser werfen, brachte es aber nicht über sich. Der Rosenkranz fühlte sich warm an, und er war immer noch trocken, als ob er gerade erst durch die Finger seines Bruders geglitten wäre. Ferris drückte ihn an die Wange. Und während er weiterstolperte, durchtränkte er ihn mit seinen Tränen.

EPILOG
    D awn griff nach der behandschuhten Hand ihrer Mutter. Sie war seit der Beerdigung ihres Onkels nicht mehr in der Kirche gewesen. Und nun war sie bei der Beerdigung ihres Vaters. Dasselbe Ritual für zwei sehr unterschiedliche Männer.
    Sie hatte genug geweint. Die Tränen hatten
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