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Gefahrliches Vermachtnis

Gefahrliches Vermachtnis

Titel: Gefahrliches Vermachtnis
Autoren: Richards Emilie
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mein Bruder! Ich bin es dir schuldig. Scheiße, Hap, gemeinsam wären wir jemand gewesen! Hast du dir je überlegt, was alles hätte aus uns werden können?“
    Hugh machte Anstalten, die Tür zu schließen.
    „Du willst sterben, stimmt’s? Du willst dich zum Märtyrer machen!“, brüllte Ferris.
    „Erwartest du etwa wirklich, dass ich Ja sage? Dass ich es dir so einfach mache?“ Hugh schüttelte den Kopf. Und dann fiel hinter ihm die Tür ins Schloss.
    Ferris starrte ihm lange hinterher. Doch obwohl er die Endgültigkeit von Hughs Antwort spürte, glaubte er immer noch nicht wirklich, dass sein Bruder zu dieser Versammlung gehen würde. Bis zu dem Moment, als Largo ihn anrief, um ihm zusagen, dass alles vorbei war, hatte er geglaubt, dass Hugh davonlaufen würde.
    Aber wann war Hugh je davongelaufen?
    Der Regen schien mit jeder Minute heftiger zu werden. Ferris’ Scheibenwischer konnte die Wassermassen kaum noch bewältigen, aber er fuhr langsam und deshalb machte es ihm nichts aus. Am höchsten Punkt der Brücke konnte er einen Blick auf den Verkehr, eine endlose Kette von Rücklichtern, werfen. Er war in Gedanken versunken. Sein Bedürfnis, Largo zu sehen, wurde immer stärker. In ihm stieg Panik auf, eine Panik, wie er sie zuletzt im Krieg und da auch nur selten empfunden hatte. Sein Leben lag in den Händen des Schicksals.
    Er bemühte sich vergeblich, ruhig zu bleiben, und grübelte darüber nach, wie er die Angst verscheuchen und sich wieder unter Kontrolle bekommen könnte.
    Inzwischen war er auf Chénière Caminada, wo Val, Hugh und er als Jungs einmal gewesen waren. Er wollte nicht an die Nacht der Schmuggler denken. Seine Panik sollte nicht noch größer werden.
    Ferris musste die Landzunge verlassen und den Highway nach Baton Rouge nehmen.
    Um ein Haar hätte er die Ausfahrt verpasst. Er erinnerte sich an einen Weg, der durch das Sumpfgebiet direkt in die Bucht führte. Hugh und er hatten als Kinder hier in der Nähe gefischt. Chénière Caminada war jahrelang wegen der Spukgeschichten gemieden worden, doch inzwischen kehrten Fischer und Jäger allmählich wieder zurück und schlugen ihre Lager auf. Wenn die Straße in seiner Kindheit befahrbar war, dann war sie inzwischen sicher gut ausgebaut.
    Nachdem er diese Entscheidung getroffen hatte, bog Ferris vom Highway ab und folgte der Straße nach Norden. Wenn er schließlich wieder auf den Highway treffen würde, wäre er dem dichten Verkehr weit voraus. Und falls die Straße nicht passierbar wäre, könnte er immer noch umkehren und wieder auf den Highway fahren.
    Erleichterung verdrängte seine Angstgefühle. Er hatte sich trotz allem wieder im Griff. Sein Leben würde sich nicht verändern. Vielleicht würde er für eine Weile ins Schwimmen geraten, aber er würde einen Weg finden, alles, was er verloren hatte, wiederzubekommen. Hugh hatte sich seinen Tod selbst zuzuschreiben. Er war gewarnt worden. Ferris war nicht verantwortlich dafür.
    Die Straße war breit und mit Austernschalen gepflastert. Durch den dichten Regen erkannte er die Umrisse eines Gebäudes, das hoch auf Stelzen stand. Daneben noch eins. Er hatte recht gehabt: Die Gegend war inzwischen bewohnt. Er sah sich bald am Ziel.
    Er war ungefähr zwei Kilometer gefahren, als seine Erleichterung verschwand. Die Straße verengte sich und der Muschelbelag war zerfurcht. Alles war überflutet, der Straßenrand unmöglich zu erkennen. Schlimmer noch: Es schien Ferris, als ob die Straße nicht nach Westen abzweigte. Er hatte erwartet, dass die Straße irgendwann vom Sumpfland wegführen würde. Inzwischen aber fürchtete er, dass die Straße ihn immer noch nach Norden führte.
    An dem Punkt, als er begriff, dass er umkehren musste, ging der Motor aus. Ferris war fassungslos. Es war immer noch Benzin im Tank, wenn auch nur wenig. Er drehte den Zündschlüssel und registrierte dankbar, dass der Motor wieder ansprang. Vorsichtig trat er die Kupplung und fuhr vorwärts. Das Auto bewegte sich ein paar Meter, bevor der Motor erneut streikte. Diesmal bewegte sich das Auto nach einem weiteren Startversuch keinen Meter mehr weiter.
    Ferris steckte auf einer Straße fest, die sich rasch in Treibsand verwandelte. Diese Erkenntnis traf ihn schlagartig, bevor er in Panik ausbrach.
    Er steckte auf einer Straße fest, die ins Nichts führte, und es gab niemanden, der ihm hätte helfen können.
    Ferris hatte das Cottage ohne alles verlassen. Er suchte auf dem Rücksitz nach einem Schirm, bis ihm die
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