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Gefahrenzone (German Edition)

Gefahrenzone (German Edition)

Titel: Gefahrenzone (German Edition)
Autoren: Tom Clancy
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Ostens«, wie Ronald Reagan Gaddafi einst treffend genannt hatte. Der Tschad, das südliche Nachbarland, war trostlos und öde. Außerdem waren die Libyer dort ebenso wenig willkommen. Einige wenige schafften es nach Algerien und in den Niger. In beiden Staaten waren sie jetzt zwar einigermaßen sicher, aber als Gäste dieser bettelarmen Regime waren ihre Zukunftsaussichten äußerst beschränkt.
    Einige Agenten des früheren libyschen Geheimdiensts trafen es jedoch besser als der Rest ihrer gehetzten Kollegen, da sie über einen gewichtigen Vorteil verfügten. Die Mitglieder dieser kleinen Agentenzelle hatten nämlich viele Jahre lang nicht nur die Interessen des Gaddafi-Regimes verfolgt, sondern auch für ihre ganz persönliche Bereicherung gesorgt. Sie hatten sich anmieten lassen, um in Libyen wie im Ausland meist recht schmutzige »Auftragsarbeiten« für das organisierte Verbrechen, al-Qaida, den Umayyad-Revolutionsrat oder sogar für die Geheimdienste anderer nahöstlicher Staaten zu erledigen.
    Bei dieser Arbeit erlitt die Gruppe bereits vor dem Sturz ihrer Regierung etliche Verluste. Einige wurden bereits ein Jahr vor Gaddafis Tod von amerikanischen Agenten getötet. Während der Revolution kamen ein paar andere bei einem NATO -Luftangriff auf den Hafen von Tobruk ums Leben. Zwei weitere wurden gefangen genommen, als sie gerade ein Flugzeug bestiegen, das sie aus Misrata wegbringen sollte. Man folterte sie mit Elektroschocks, bevor man sie auf dem Markt nackt an Fleischerhaken aufhängte. Den sieben Überlebenden der Zelle gelang jedoch die Flucht ins Ausland. Auch wenn sie ihre jahrelangen »Zusatzjobs« nicht reich gemacht hatten, halfen ihnen jetzt ihre internationalen Beziehungen, wie Ratten das sinkende Schiff der »Großen Sozialistischen Libysch-Arabischen Volks-Jamahiriya« zu verlassen und der Rache der Aufständischen zu entgehen.
    Die sieben setzten sich nach Istanbul ab, wo sie von örtlichen Unterweltgrößen unterstützt wurden, die ihnen einen Gefallen schuldeten. Nach kurzer Zeit verließen zwei von ihnen die Zelle und suchten sich eine ehrliche Arbeit. Einer wurde Wachmann eines Juweliergeschäfts, der andere fand einen Job in einer lokalen Kunststofffabrik.
    Die übrigen fünf blieben dem Spionagegeschäft treu und verdingten sich als erfahrene professionelle Geheimdiensteinheit. Dabei achteten sie ständig darauf, ihre persönliche Sicherheit, PERSEC , mit der OPSEC , der operationellen Sicherheit, zu verbinden. Sie wussten, dass sie nur auf diese Weise möglichen Racheakten von Agenten der neuen libyschen Regierung entgehen konnten.
    Tatsächlich gewährte ihnen diese Wachsamkeit einige sichere Monate. Danach wurden sie jedoch etwas zu nachlässig. Einer von ihnen verletzte sogar sämtliche Sicherheitsregeln und meldete sich bei einem alten Freund in Tripolis. Dieser hatte jedoch inzwischen die Seiten gewechselt, um seinen Hals zu retten, und berichtete dem neuen libyschen Geheimdienst von dieser Kontaktaufnahme.
    Der steckte allerdings noch in den Kinderschuhen. So begeistert er war, dass man eine ganze Gruppe seiner alten Feinde in Istanbul aufgespürt hatte, sah er sich jedoch noch nicht in der Lage, eine Operation gegen sie durchzuführen. Ein Team in eine ausländische Metropole einzuschleusen, um dort eine Zelle von ausgebufften Spionageprofis auszuschalten, überstieg seine Möglichkeiten.
    Allerdings hatte auch noch eine andere Organisation diese Nachricht aufgefangen, die sowohl die Mittel als auch das Motiv besaß, in dieser Angelegenheit tätig zu werden.
    Bald darauf wurde die Istanbuler Zelle ehemaliger JSO-Agenten zu Zielpersonen erklärt. Sie waren jedoch nicht in das Fadenkreuz libyscher Revolutionäre geraten, die die letzten Reste des Gaddafi-Regimes beseitigen wollten. Ebenso wenig handelte es sich dabei um einen westlichen Geheimdienst, der eine alte Rechnung mit Mitgliedern einer früheren feindlichen Spionageorganisation begleichen wollte.
     
    Nein, die fünf Libyer wurden von einem geheimen Tötungsteam aus den Vereinigten Staaten gejagt.
    Vor über einem Jahr hatte ein Mitglied der JSO-Zelle einen Mann namens Brian Caruso, den Bruder eines der Amerikaner und Freund der anderen, erschossen. Der Schütze war zwar kurz darauf umgekommen, aber seine Zelle existierte noch immer. Sie hatte die Revolution überlebt, und ihre Mitglieder genossen inzwischen ihr neues Leben in der Türkei.
    Aber Brians Bruder und Freunde hatten sie nicht vergessen.
    Und sie hatten ihnen
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