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Gefahrenzone (German Edition)

Gefahrenzone (German Edition)

Titel: Gefahrenzone (German Edition)
Autoren: Tom Clancy
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erwarten.«
    »Entscheidend ist der Winkel. Wähl den richtigen und bleib dabei. Die Aufprallwucht erledigt dann den Rest.«
    Sam nickte, als gerade ein weiterer Blitz das Zimmer erhellte.
    John trat auf Jack Ryan jr. zu. Jack war von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet. Er trug schwarze Baumwollhosen und einen schwarzen Strickpullover. Über der Stirn hatte er eine Strickmaske auf eine Weise hochgerollt, dass sie Chavez’ Rollmütze ähnelte. Außerdem trug er Softlederschuhe, die wie schwarze Slipper aussahen. Clark gab dem siebenundzwanzigjährigen Ryan die Hand und sagte: »Viel Glück, Junior.«
    »Das klappt ganz bestimmt.«
    »Da bin ich mir sicher.«
    Als Letztes ging John um das Bett herum und schüttelte Dominic Caruso die linke Hand. Dom trug ein gelb-rotes Fußballtrikot und einen hellgelben Schal, auf dem in roten Buchstaben das Wort Galatasaray prangte. Seine Aufmachung hob sich von den gedeckten Farben der anderen gewaltig ab. Seine Miene war jedoch weit düsterer als seine Kleidung.
    Mit ernstem Gesichtsausdruck sagte er: »Brian war mein Bruder, John. Ich brauche keine ...«
    John fiel ihm ins Wort. »Haben wir darüber nicht bereits gesprochen?«
    »Schon, aber ...«
    »Mein lieber Dom, was immer unsere fünf Zielpersonen hier in der Türkei vorhaben sollten, diese Operation ist auf jeden Fall weit mehr als eine bloße Vergeltungsaktion für den Tod deines Bruders. Trotzdem ... heute sind wir alle Brians Brüder. Das ist für uns alle eine Herzensangelegenheit.«
    »Das stimmt. Aber ...«
    »Ich möchte, dass ihr euch ganz auf euren Job konzentriert und auf nichts anderes. Jeder von uns weiß, was wir hier tun. Diese JSO-Arschlöcher haben gegen ihr eigenes Volk und gegen die Vereinigten Staaten zahllose Verbrechen begangen. Ihr ganzes Verhalten zeigt, dass sie auch jetzt nichts Gutes im Schilde führen. Niemand außer uns wird sie aufhalten. Es ist unsere Aufgabe, sie aus dem Verkehr zu ziehen.«
    Dom nickte leicht abwesend.
    »Diese Wichser haben es allemal verdient«, fügte Clark noch hinzu.
    »Ich weiß.«
    »Bist du startklar?«
    Jetzt hob der junge Mann sein bärtiges Kinn. Er schaute Clark direkt in die Augen. »Hundertprozentig«, sagte er in entschlossenem Ton.
    John Clark griff sich mit der nicht bandagierten Hand seine Aktenmappe und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
    Die vier übrigen Amerikaner schauten auf ihre Uhren und warteten schweigend, bis sie an der Reihe waren. Wieder war nur das Geräusch der Regentropfen zu hören, die immer noch an die Fensterscheibe trommelten.
     

 
    2
    D er Mann, den die Amerikaner intern »Zielperson eins« getauft hatten, saß an seinem gewohnten Bistrotisch im Straßencafé vor dem Hotel May im Mimar-Hayrettin-Viertel. Bei schönem Wetter kam er an den meisten Abenden hierher, um ein oder zwei Raki zu trinken, die er mit eiskaltem Wasser vermischte. An diesem Abend regnete es zwar in Strömen, aber das lange Segeltuchdach über den Tischen auf dem Trottoir hielt ihn trocken.
    Trotzdem hatten nur wenige Gäste einen Platz im Freien gewählt. Einige Paare gönnten sich noch ein Getränk und rauchten eine Zigarette, bevor sie auf ihre Hotelzimmer zurückkehren oder ein anderes Lokal irgendwo in der Altstadt aufsuchen würden.
    Zielperson eins war sein abendliches Glas Raki zur lieben Gewohnheit geworden. Das milchig weiße Anisgetränk, ein doppelt gebrannter Tresterschnaps, wies immerhin einen Alkoholgehalt von 40 bis 50 Volumenprozent auf und war deshalb in seinem Heimatland Libyen und anderen islamischen Staaten, die nicht der liberaleren hanafitischen Rechtsschule folgten, streng verboten. Allerdings war der ehemalige JSO-Spion auch zuvor schon »gezwungen« gewesen, bei Auslandseinsätzen aus Tarnungsgründen gelegentlich alkoholische Getränke zu sich zu nehmen. Nach seiner Flucht hatte er sich jetzt jedoch daran gewöhnt, die ständige nervliche Anspannung durch den Genuss des einen oder anderen Raki zu lindern. Manchmal benutzte er diesen sogar als eine Art Schlafmittel, obwohl auch die liberale Hanafi-Schule jede Form von tatsächlicher Trunkenheit strikt ablehnte.
    Nur wenige Fahrzeuge rumpelten keine vier Meter von seinem Tisch entfernt über das Kopfsteinpflaster. Dies war keine Durchgangsstraße. Selbst an schönen Wochenendabenden mit klarem Himmel herrschte hier kaum Verkehr. Auf den Gehsteigen gab es jedoch etwas mehr Betrieb. Zielperson eins betrachtete mit Wohlgefallen die attraktiven Istanbuler Frauen, die unter ihren
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