Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis
Autoren: John F. Case
Vom Netzwerk:
erwiderte er. »Ich bin nicht zuständig und kenne daher die Einzelheiten nicht. Aber soweit ich informiert wurde, gibt es in der Angelegenheit nur zwei Lösungen.«
    »Und die wären?«
    »Nun, eine glückliche, die wir natürlich alle anstreben.«
    »Toll«, sagte McBride »Und was ist die andere?«
    »Die andere? Tja also, die andere ... ist die unglückliche. Das ist die, bei der Sie beschließen, Ihre Geschichte publik zu machen. Bei der Sie als Komafall in der geschlossenen Abteilung im St. Elizabeth's Hospital enden.« Er hielt inne. »Das wollen Sie doch bestimmt nicht.«
    Er wollte nicht.
    Als sie schließlich wieder in Washington waren, umfasste Adriennes Liste mit den zu erledigenden Dingen drei volle Seiten. Unter anderem musste der Schaden an dem Mietwagen der Versicherung gemeldet werden, und sie wollte ihre persönlichen Sachen holen, die noch in ihrem Büro bei Slough lagen. Das würde etwas peinlich werden, aber eigentlich machte es ihr nichts mehr aus, nach allem, was sie erlebt hatte. Im Gegenteil, sie freute sich inzwischen darauf, ihre eigene Kanzlei zu eröffnen.
    Doch zuvor würde sie Nikkis Wohnung auflösen müssen, und zwar bis Ende des Monats, wie sie der Eigentümerfirma zugesagt hatte.
    Und neben diesen kleineren Dingen musste sie sich noch um Nikki kümmern. Nikkis Asche ruhte noch immer in der Urne. Adrienne hatte den brennenden Wunsch nach irgendeinem Ritual, um den Abschied ihrer Schwester von dieser Erde würdevoll zu gestalten.
    McBride hatte seine eigene Liste, und dabei ging es vor allen Dingen darum, in das Leben zurückzufinden, aus dem er einst so jäh herausgerissen worden war. Er musste mit Freunden und Kollegen — in San Francisco und sonst wo — Kontakt aufnehmen. Er musste zurück in seinen Beruf finden. Und er musste sich um seine Bankkonten und Aktien kümmern. Er hatte eine kleine Summe in Internet-Aktien investiert, vielleicht weil er in der Nähe von Silicon Valley gelebt hatte. Er erinnerte sich wieder, wie viele Anteile er zu welchen Preisen gekauft hatte, und als er sich über die aktuellen Kurse informierte, stellte er erfreut fest, dass die Aktien während seiner Zeit als Jeff Duran in die Höhe geschossen waren. Er war zwar nicht direkt reich, aber seine fünfzehntausend Dollar hatten sich um einiges vervielfacht.
    Die Vorstellung, weiter in der Wohnung zu leben, wo er ein »Roboter« gewesen war, war ihm unerträglich. Also zog er erst einmal zu Adrienne. Mrs. Spears war zwar alles andere als begeistert, doch Lew gewann schließlich ihr Herz, indem er sich im Haus nützlich machte, die Regenrinnen säuberte, den Garten auf Vordermann brachte und ihre Spülmaschine reparierte.
    Etwa zwei Wochen nach ihrer Rückkehr aus der Schweiz wusste Adrienne plötzlich, wie sie Nikki einen Abschied bescheren konnte, der ihrer bezaubernden Schwester gerecht werden würde.
    Sie erzählte Lew von der Idee, und er half ihr bei der Suche nach dem perfekten Modellbauboot im Internet, einer Challenger-Jacht, die ein gewisser Taz Brown zum Verkauf anbot.
    Sie bekundeten ihr Interesse, und nachdem sie Adriennes Subaru mit viel Geduld wieder zum Leben erweckt hatten, folgten sie Browns komplizierter Wegbeschreibung zu seinem Haus fünfundzwanzig Meilen entfernt am Potomac. Der Fluss taute auf und war nur noch an wenigen Stellen mit schneeverkrustetem Eis bedeckt.
    Brown war ein eleganter fünfzigjähriger Mann. Nach der Begrüßung, bei der Brown einen besorgten Blick auf den verrosteten Subaru warf, gingen sie in die Garage, um sich das gute Stück anzuschauen.
    »Sie ist ziemlich groß«, sagte McBride. Der Mast war sogar größer als er.
    »Ein Meter fünfzig lang, dreißig Zentimeter breit, Mast zwei Meter. Lässt sich in zwei Teile zerlegen, und der Transportkoffer müsste genau auf Ihren Dachgepäckträger passen.«
    »Sie ist wunderschön«, sagte Adrienne und bat Brown, ihnen zu zeigen, wie man das Boot zerlegte und wieder zusammenbaute.
    »Da haben Sie ein richtiges Schnäppchen gemacht«, sagte Brown, während Adrienne einen Scheck über 1250 Dollar ausstellte. »Neu müssten Sie dafür fünf Riesen hinblättern.«
    »Ich weiß, es ist ein Batzen Geld«, sagte Adrienne ungefragt, als sie nach Washington zurückfuhren, »aber selbst der preiswerteste Sarg hätte fünfmal so viel gekostet. Und glaub mir, Nikki hätte unsere Idee viel, viel besser gefallen.«
    Der Mount Vernon Parkway ist eine wunderschöne, zwölf Meilen lange Straße, die südlich von Alexandria aus am
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher