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Gefaelschtes Gedaechtnis

Titel: Gefaelschtes Gedaechtnis
Autoren: John F. Case
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Beine weggefegt und ihn niedergestreckt hätte.
    Opdahl taumelte im Kreis, rang nach Atem und versuchte gleichzeitig, halb erstickt etwas zu rufen, während McBride rückwärts über den Boden krabbelte, um Morgans Tritten auszuweichen.
    Er hörte schon Laufschritte auf dem Flur und lautes Rufen, als Morgan einen wuchtigen Tritt an seinem Kopf landen wollte. McBride bekam seinen Fuß zu packen, drehte ihn mit aller Kraft, so dass der junge Chirurg zu Boden stürzte und im Fallen eine Lampe mitriss, deren Glasschirm krachend zersplitterte. McBride kam auf die Knie und schlug ihm mit der Faust gegen den Hinterkopf, sodass Morgan alle viere von sich streckte, dann hechtete er zu dem Karton auf dem Sofa. Er riss an der Pappe, um an den Abzug zu kommen, was ihm genau in dem Moment gelang, als die Tür aufflog und Rütger und Heinz mit wildem Blick hereingestürmt kamen.
    »Schnappt ihn euch!«, schrie Opdahl, während er im Schreibtisch nach der 9-mm-Pistole wühlte, die er dort aufbewahrte.
    Die Wachleute stürzten auf McBride zu, der jetzt mit dem Gardinenkarton zurückwich — doch die Verpackung explodierte genau in dem Augenblick, als Rütger sie zur Seite schlagen wollte, und Blut und Knochensplitter spritzten an die Wand gegenüber. Der dicke Wachmann Heinz blieb wie vom Donner gerührt stehen, die Augen weit aufgerissen, die Hände in die Luft gestreckt, während McBride die Waffe herumschwang und Opdahl mit der Pistole losfeuerte und alles in dem Raum traf außer seinem Ziel. McBride war plötzlich die Ruhe selbst, er schob den Schlitten am Lauf vor und zurück, lud und feuerte, lud und feuerte, schoss Morgan, der zur Tür flüchtete, in die Knie — drehte sich dann zu Opdahl um, dessen Mund in der Schrecksekunde, die ihm noch zum Nachdenken blieb, ein kleines 0 des Entsetzens formte, bevor McBride ihn in die Stirn traf und sein Hirn an die Decke klatschte.
    Relative Stille.
    Heinz zitterte, die Hände in der Luft, die Augen geschlossen. Morgan lag schluchzend in einer Blutlache neben der Tür, die Knie weggeschossen, unter Schock. Pulverrauch und beißender Geruch in der Luft. McBride atmete zum ersten Mal nach langer Zeit aus, die Luft entwich seinen Lungen in einem einzigen Stoß.
    McBride wandte sich dem Wachmann zu. »Bleib, wo du bist.« Dann ging er zu Opdahls Schreibtisch, rief die Empfangssekretärin an, sagte ihr, sie solle ihn mit dem Hotel Belvedere verbinden. Einen Augenblick später hatte er Adrienne in der Leitung.
    »Was ist passiert?«, fragte sie aufgeregt. »Ich hab Schüsse ge —« 
    »Fahr mit dem Wagen vor«, sagte er.
    »Aber —«
    »Sofort.« Dann legte er den Hörer auf und sagte zu dem Wachmann: »Gehen wir«, packte ihn hinten am Kragen und drückte ihm den Lauf an die Schläfe.
    Draußen auf dem Flur wich ein halbes Dutzend verschreckte Patienten zurück, als McBride und der Wachmann aus Opdahls Büro kamen. Langsam und vorsichtig führte McBride seine Geisel an verblüfften Krankenschwestern, Pflegern und Ärzten vorbei zur Eingangstür. Sie öffnete sich zischend, und er trat in einen inzwischen nasskalten, grauen Nachmittag hinaus — von Adrienne keine Spur.
    Er blieb auf der Eingangstreppe der Klinik stehen, die Flinte gegen die Wange des Wachmanns gepresst, und überdachte seine Situation. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder Adrienne kam oder sie kam nicht. Und wenn sie nicht kam, war alles vorbei. Dann war er geliefert. Denn die Polizei war unterwegs, würde bald kommen, und —
    Plötzlich war sie da: Der BMW fuhr vor, mit hektisch wippenden Scheibenwischern, aufgeblendeten Scheinwerfern, und die Beifahrertür flog auf. Adrienne lehnte sich über den Sitz, die Augen weit aufgerissen.
    »Rein mit dir«, rief sie.

41

                

              D avos war der reinste Rummelplatz
    Nicht das malerische Alpendorf, das Adrienne sich vorgestellt hatte, sondern eine lärmende Aneinanderreihung von glitzernden Diskotheken und Bars, Restaurants und Skigeschäften. Vor den Gipfeln ringsum ragten Apartmenthäuser aus Beton in die Höhe. Und so ging es weiter durch das Tal bis nach Davos-Dorf und Davos-Platz.
    Kein Wunder, dass sie kein Zimmer fanden. Neben den normalen Touristen und Skifahrern bevölkerten noch hunderte von Leuten den Ort, die für den Weltwirtschaftsgipfel tätig waren, ebenso viele Journalisten und Massen von Demonstranten. Alle Hotels waren ausgebucht. Das Luxushotel, das als Hauptquartier des Wirtschaftsgipfels diente, thronte auf einem Berg hoch
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